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Pädagogischen Hochschulen und Universitäten wurden die drei meistverwen-
deten Lehrbuchserien der jeweils 4. Stufe Volksschule, Sekundarstufe I und II 4
analysiert 5.
Ausgehend von den Ergebnissen der Dokumentenanalyse wurden Frage-
bögen für eine österreichweite quantitative Befragung entwickelt. Eine solche
schriftliche Befragung mittels Fragebogen bietet sich vor allem bei geographisch
stark verstreuten Adressaten an (Schlobinski 1996, 40). Die Fragebogenerhebung
zielte darauf ab, neben den bereits durch die Dokumentenanalyse gewonnenen
Erkenntnissen noch Daten über sprachbezogene Einstellungen und Kenntnisse
der LehrerInnen und SchülerInnen zu erheben.
Die Ergebnisse dieser schriftlichen LehrerInnen- und SchülerInnen-
Befragungen stellten ein großes Korpus dar, das noch durch qualitative
Leit fadeninterviews mit Lehrpersonen in ganz Österreich und zwei Gruppen-
diskussionen (eine mit LehrerInnen, eine mit SchülerInnen) ergänzt wurde. Die
Durchführung von Interviews mit den LehrerInnen war erforderlich, um ver-
tiefende Daten über Einstellungen, Meinungen und (mit Einschränkungen) auch
über das sprachliche Verhalten der Befragten zu den untersuchungsrelevanten
Fragen zu gewinnen. Das Leitfadeninterview als zielgerichtetes Gespräch stellt
eine der wichtigsten sprachwissenschaftlichen Methoden dar, um die Wahrneh-
mung und Interpretation von Sachverhalten durch Individuen zu ermitteln. Es
wird unter anderem für die Erhebung des Varietätenverständnisses der Lehrenden
und ihrer subjektiven Theorien von Sprachnormen verwendet (vgl. Schlobinski
1996, 45 ff; Friedrichs 1997).
Die Gruppendiskussion wird als Methode zur Erfassung von Meinungen und
Einstellungen einzelner DiskussionsteilnehmerInnen im halböffentlichen Diskurs
eingesetzt, die es auf verhältnismäßig ökonomische Weise ermöglicht, Informa-
tionen von einer relativ großen Anzahl von Personen zu erhalten. Gleichzeitig
ermöglicht sie, die gemeinsame diskursive Konstruktion von Konzepten wie
sprachlicher Normen zu dokumentieren (vgl. Lamnek 1989, 121; Wodak/de Cillia/
Reisigl/Liebhart/Hofstätter/Kargl 1998, 315 ff).
Den Abschluss der empirischen Erhebungen bildeten die teilnehmenden
Unterrichtsbeobachtungen, die – im Unterschied zur Befragung – eine direkte
Beobachtung des Sprachverhaltens der Testpersonen möglich machten und die
Perspektive der Selbstwahrnehmung der befragten Lehrenden und Lernenden
(Schlobinski 1996, 50 ff; Atteslander 2000, 98 ff) ergänzen konnten.
4 Funkelsteine, Sprachlichter und Lilos (Grundstufe/4. Schulstufe), Treffpunkt Deutsch, Deutsch-
stunde und Ganz klar Deutsch (Sekundarstufe I/8.Schulstufe), Aktion Sprache, Das Sprachbuch
und Klartext Deutsch (Sekundarstufe II/11. und 12. Schulstufe).
5 Eine detaillierte Beschreibung der Dokumentenanalyse sowie der einzelnen Datensätze findet
sich im Kapitel 4. Untersuchungsdesign
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Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Titel
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Untertitel
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Autoren
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 266
- Schlagwörter
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256