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An spezifischen und unspezifischen Austriazismen finden sich z. B. Grüß
Gott, Bub, Fasching, Plastiksackerl, Zündholzschachtel, Blumenkisterl, Gehsteig,
Kuvert, Jause, zerbröseln, heuer, Jause, Kassa, sind gestanden, Faschingsumzug,
Faschingsfest, Faschingsparty, Sessel, Zündholz, auf das Lernen vergessen, auf
Urlaub fahren, Zuckerl, bin gesessen, Kasten, Polster, auf einen Bauernhof fahren,
in der Früh, Jänner, Semmel, sich verkühlen, Schinkenkipferl, Obers, auf den
Fußballplatz gehen, sich anpatzen, Knödel, Eismandln, grauslich, hat er vergessen
gehabt, in den er gesteckt ist, zum Einer den Zweier, der Dreier, der Nuller, die
Viecher, Matura. Häufig kommen auch unspezifische und spezifische Deutsch-
landismen vor: Guten Tag, Kindchen, Schornstein, Karneval, Milchkarton, Streich-
hölzer, hat gesessen, Tschüss dann, Aprikose, Bürgersteig, Tabakladen, guckte,
Karamellbonbons, Kasse, Stuhl, Junge, Flur, Mütze, Grütze, zur Schule gehen,
auspusten, Apfelsine, Erdbeerkonfitüre, das Konfitüremachen, sich Schlittschuhe
leihen, die 8 (Ziffer), Laden, Brotkrumen, die Augen zusammenkneifen, Vorder-
treppe, anblaffen, Blumenkohl.
Sekundarstufe 1
Im Lehrwerk „Treffpunkt Deutsch 4“ wird an einer Stelle die „österreichische
Standardsprache“ explizit erwähnt (Sprachbuch, S. 107). Was die Terminologie
betrifft, werden im Lehrbuch Dialekt, Umgangssprache, Standardsprache und
Jugendsprache kurz angerissen. Es gibt kurze Erklärungen zu den jeweiligen Ter-
mini, wobei für die verschiedenen Varietäten der Terminus „Variante“ gebraucht
wird: „Dialekte sind regionale Varianten einer Sprache. So spricht man in Wien
anders als in Villach oder in Bregenz, in Berlin anders als in Hamburg und in
Bern anders als in Basel.“ (Sprachbuch „Treffpunkt Deutsch 4“, S. 169) An einer
Stelle wird eine Übung zur Unterscheidung von Standard, Umgangssprache und
Dialekt angeboten, wobei die Umgangssprache definiert wird als „eine Art münd-
lichen Standards; Umgangssprache ist gekennzeichnet durch salopperen Stil und
Dialekt- Einsprengsel.“ (a. a. O.) Den Definitionen von Standardsprache ist kein
Hinweis auf einen plurizentrischen Ansatz zu entnehmen; vielmehr ist aufgrund
der wiederholt verwendeten Formulierung „die Standardsprache“ auf eine mono-
zentrische Sichtweise zu schließen.
Im Rahmen der Erklärungen zu Dialekt, Umgangssprache und Standard-
sprache wird auch eine Empfehlung zum Umgang mit diesen Varietäten im Sinn
einer situativen Norm gegeben: „Bei offiziellen Anlässen, bei deiner schriftlichen
und mündlichen Bewerbung solltest du möglichst wenig umgangssprachliche
Ausdrücke verwenden und nicht im Dialekt sprechen.“ (a. a. O., S.
139) An einer
anderen Stelle ist jedoch auch von der österreichischen Standardsprache die Rede:
„Nenne aus dem Artikel ‚lieb‘ und/oder aus deinem eigenen Wortschatz drei Wör-
ter, die heute in der österreichischen Standardsprache als veraltet gelten“ (a. a. O.,
S. 107; Hervorhebung durch die Verf.).
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Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Titel
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Untertitel
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Autoren
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 266
- Schlagwörter
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256