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den Begriffen „Standardsprache“, „Umgangssprache“, „Jargon/Soziolekt“, und
„Mundart/Dialekt“ verschiedene Definitionen zuordnen, und so mit den Ter-
mini vertraut werden. Erneut ist von „der Standardsprache“ die Rede, während
in wertender Form von „den schönen ländlichen Dialekten“ gesprochen wird
(Fit und kompetent, S. 20). Das Lehrwerk liefert aber keine Informationen zu
den Unterschieden zwischen dem österreichischen, dem Schweizer und dem
deutschen Standarddeutsch.
In einem Teil des Lehrbuchs wird in einem Rechtschreibkapitel „Übersicht
über Doppelschreibungen“ darauf hingewiesen, dass Wörter auf zwei verschiedene
Weisen geschrieben werden können; dass diese orthographische Unterscheidung
in manchen Fällen (Sauce- Soße, Spaghetti- Spagetti, ganz klar: Deutsch leicht 4,
S.
164) auch auf regionale Besonderheiten zurückzuführen ist, wird nicht erwähnt:
Weiters existiert im Übungsbuch A ein vager Hinweis auf verschiedene Varietäten
der deutschen Sprache: Die SchülerInnen werden aufgefordert, im Wörterbuch
nachzuschauen: „In den Texten wird für ‚schummeln‘ das Wort ‚mogeln‘ verwen-
det. Schau im Wörterbuch nach, woher das Wort kommt.“ (Übungsbuch A, ganz
klar: Deutsch 4, S.
2) Es wird allerdings nicht expliziert, dass es sich hier um eine
Variante der deutschen Standardvarietät des Deutschen handelt.
In einer Übung wird die österreichische Standardvarietät implizit erwähnt,
indem die SchülerInnen Beispiele aus einer Liste auswählen sollen, die entweder
gesprochener oder geschriebener Sprache zugeordnet werden können; in der
Auswahlliste sind u. a. „Präteritum als Erzählzeit“ und „Perfekt als Erzählzeit“ zu
finden (Fit und kompetent, S.
25). Im Lösungsteil wird das Perfekt als Erzählzeit
der gesprochenen Sprache und das Präteritum als Erzählzeit der geschriebenen
Sprache zugeordnet (a. a. O., S. 34).
An spezifischen und unspezifischen Austriazismen finden sich: Beistrich,
Hausübung, Schularbeit, in die Schule gehen, Verkühlung, Geschäft, das E-Mail,
einen Vierer/Einser, bei einer Schularbeit schwindeln, Bub, Spital, Kuvert, Semmel,
Artergänzung, ein Jaukerl bekommen, Ärztekammer, Bub, Beistrich, AMS/Arbeits-
marktservice, ÖNORM, Beilage, NMS, AHS, Zweier, zu Allerheiligen, Samstag,
Verkühlung, in der Früh, im Vorhinein, Vierer, Schullandwoche, Bankomat, Fünfer,
Zwölfer, Sechser, Neuner, Hunderter, Zwanziger, Zehner, Schularbeit, Samstags-,
sekkieren, Polizze, deppert, tramhapert, Gstanzl. An spezifischen und unspezi-
fischen Deutschlandismen: Klassenarbeit, Spickfächer, Mogelhäufigkeit, Mogeln,
Komma, Junge, zum Bäcker laufen, einen Eckball schießen, zur Schule gehen,
schrankartig, Bonbon, Kaffeetüten, Januar, heute Morgen, jdn. ausschelten, eine
Null (Ziffer), Spagetti, mogeln, Schuljahr, Komma, benutzen, Kohle (für: Geld).
Sekundarstufe 2
Das Oberstufenlehrwerk „Aktion Sprache“ befasst sich im Buch der 7./8. Klassen
eingehend mit Sprachvarietäten und widmet diesem Thema ein eigenes Subka-
pitel. Das Buch präsentiert eine Vielzahl an literarischen Texten, Zeitungstexten,
Deutsch-Lehrwerke
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Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Titel
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Untertitel
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Autoren
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 266
- Schlagwörter
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256