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Eine Reihe von Erhebungsfragen beschäftigte sich mit Hintergründen zur Unter-
richtspraxis und zur Ausbildung der LehrerInnen sowie mit ihrer Einstellung
gegenüber dem österreichischen Deutsch als unterrichtsrelevantem Thema.
Die Frage, ob die LehrerInnen das Thema „Österreichisches Deutsch und die
verschiedenen Varietäten der deutschen Sprache“ für ein wichtiges Thema im
Deutschunterricht halten
– mit den Antwortmöglichkeiten sehr wichtig/wichtig/
wenig wichtig/gar nicht wichtig – ergab folgendes Bild: Für rund zwei Drittel der
LehrerInnen ist das österreichische Deutsch im Unterricht ein sehr wichtiges bzw.
wichtiges Thema (13,5 % bzw.
52,1 %), für ein knappes Drittel (31,3 %) ist es wenig
wichtig, und nur 3,1 % der LehrerInnen gaben an, dass für sie das Thema „Öster-
reichisches Deutsch“ im Deutschunterricht unwichtig ist. Innerhalb der Gruppe
der LehrerInnen gab es keine signifikanten Unterschiede.
Um ein Bild von der Vielfalt der sprachlichen Varietäten an österreichischen
Schulen zu erhalten, mit denen LehrerInnen im heimischen Unterrichtsalltag zu
tun haben, wurden die LehrerInnen gebeten anzugeben, mit welchen Varietäten
sie im Unterricht konfrontiert sind (Dialekte, Umgangssprache, österreichisch
geprägtes Standarddeutsch, bundesdeutsch geprägtes Standarddeutsch, schwei-
zerisch geprägtes Standarddeutsch, andere Herkunftssprachen als Deutsch).
Dabei ergaben sich signifikante Unterschiede nach mehreren außersprachlichen
Variablen. Die Ergebnisse finden sich in Kapitel 6.5. Im Fragebogen wurden die
Lehrenden auch dazu befragt, ob ihnen Unterrichtsmaterialien zur Verfügung
stehen, die sprachliche Variation (z. B. Dialekte, Jugendsprache, österreichi-
sches Deutsch etc.) thematisieren. Auffallend ist hier die relativ hohe Anzahl
an LehrerInnen, die gar nicht wussten, ob ihnen solche Unterrichtsmaterialien
zur Verfügung stehen. Unter den VS-LehrerInnen war die Anzahl der „Weiß
nicht“-Antworten mit 27,8 % am höchsten. Die Hälfte der VS-LehrerInnen gab
an, dass ihnen kein Material zur sprachlichen Variation zur Verfügung stehe.
HS/NMS- und AHS-/Sek.-II-LehrerInnen unterscheiden sich hier nur gering-
fügig. 45 % der HS/NMS-LehrerInnen und 48,2 % der AHS-/Sek.-II-LehrerInnen
gaben an, dass ihnen solche Unterlagen zur Verfügung stehen. Lehrende mit
der Fächerkombination Deutsch + Fremdsprache gaben zu rund drei Viertel
an, dass ihnen einschlägiges Unterrichtsmaterial zur Verfügung stehe, während
LehrerInnen mit der Kombination Deutsch + keine Fremdsprache dies nur zu
43 % angegeben haben.
Ein signifikanter Zusammenhang hat sich zwischen der Kenntnis des pluri-
zentrischen Konzepts und dem Zugriff auf einschlägiges Unterrichtsmaterial
aufgetan: Diejenigen LehrerInnen, die das Konzept der Plurizentrik kannten,
gaben zu rund zwei Drittel auch an, solches Material zu haben
– möglicherweise
sind sie stärker für das Thema Variation sensibilisiert. Von den Lehrenden, denen
das plurizentrische Konzept kein Begriff war, gaben nur 44 % an, dass sie über
Unterrichtsmaterial zur sprachlichen Variation verfügen.
Stichprobe der LehrerInnen
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Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Titel
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Untertitel
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Autoren
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 266
- Schlagwörter
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256