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Österreichisches Deutsch macht Schule - Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
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Demgegenüber wurde das deutsche Deutsch  – von den SchülerInnen manch- mal auch „Hochdeutsch“ genannt  – mit Attributen versehen wie „klugscheißer- mäßig“, „klingt immer so förmlich“, „die Deutschen sprechen so/ also sie sind so str/ streng“ (F10), „ich find die Deutschen versuchen einfach immer deutlich zu reden“ (F9), und es wurde mehrmals behauptet: „oft/ verstehen einen die Deutschen nicht“ (F10, was umgekehrt nicht der Fall sei). Eine Nachfrage in der LehrerInnen- Gruppendiskussion zu den Ergebnissen der Fragebogenerhebung bei den SchülerInnen, wonach rund 70 % der Schüler- Innen österreichisches Deutsch mit umgangssprachlichen und dialektalen Varie- täten verbinden, aber nur 20 % mit der standardnahen Sprache von Radio und TV, bestätigte auch die Fragebogenergebnisse. „Österreichisches Deutsch, das is klar, dass da eher/ das was charakteristisch is für Österreich,  …, die Dialekte zum Beispiel.“ (M1) Auf die Rückfrage des Moderators „Das heißt, Standardsprache oder Hochsprache sind nicht so charakteristisch wie die Dialekte?“ antwortete ein anderer Teilnehmer mit „Genau“. In weiterer Folge wurde in der Diskussion der SchülerInnen von ein paar TeilnehmerInnen ins Treffen geführt, dass die Sprache im österreichischen Radio (im Sender Ö3) Umgangssprache sei, und bei den Regionalsendern, z. B. Radio Steiermark oder Radio Burgenland  – sogar Dialekt. Auch das folgende Statement bestätigte den Gesamteindruck, dass SchülerInnen in erster Linie nonstandard- sprachliche Varietäten mit dem österreichischen Deutsch assoziieren. Also für mich ist österreichisches Deutsch, halt wie ich schon vorher gesagt hab, viel charakteristischer, also wären das eher für mich ahm die Dialekte oder eher das Lässi- gere für mich, wie zum Beispiel „Ich hab gsehn“. Und dass man nicht sagt, „ich hab g/ habE gesehEN“, sondern „ich hab gsehn“. (F1) Die Diskussion zur Konzeptualisierung sprachlicher Variation in der Gruppe der SchülerInnen bestätigt, abschließend zusammengefasst, den Eindruck, dass eher nähesprachliche Varietäten und mündliche Sprachformen mit österreichi- schem Deutsch assoziiert werden, wobei die Grenzen zwischen den Varietäten so wie zwischen Umgangssprache und Dialekt fließend sind und die beiden immer wieder gleichgesetzt werden. Den SchülerInnen fehlt auch die Begrifflichkeit, um differenziert über Variation zu sprechen  – dieser Befund durchzieht von der Dokumentenanalyse an als roter Faden sämtliche Ergebnisse. Dies weist auf die Bringschuld des Schulsystems hin, differenzierte Terminologie und Wahrneh- mung in diesem Zusammenhang zu vermitteln. Ähnliche Befunde haben die Interviews mit den LehrerInnen ergeben. Ein Vorarlberger Lehrer (MV1) betonte für sein Bundesland: Unsere Enkulturation ist eine dialektale. Nicht eine österreichische Deutsch- Geschichte,  … der Dialekt  … hat  … auch einen ganz anderen Stellenwert  … wer was Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO. KG, WIEN KÖLN WEIMAR |  Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen128
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Österreichisches Deutsch macht Schule Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
Titel
Österreichisches Deutsch macht Schule
Untertitel
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Autoren
Rudolf de Cillia
Jutta Ransmayr
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20888-4
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
266
Schlagwörter
Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
Kategorie
Lehrbücher

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Einleitung 10
  2. 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
    1. 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
    2. 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
      1. 2.2.1 Die deutsche Sprache in Österreich 19
    3. 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
    4. 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
      1. 2.4.1 Plurizentrik 24
      2. 2.4.2 Pluriarealität 31
      3. 2.4.3 Plurizentrisch – Pluriareal? 39
    5. 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
    6. 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
    7. 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
    8. 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
  3. 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
    1. 3.1 Zentrale Fragestellungen 61
    2. 3.2 Untersuchungsdesign 63
  4. 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
    1. 4.1 Deutschlehrpläne 68
    2. 4.2 Studienpläne für die Ausbildung von DeutschlehrerInnen 72
    3. 4.3 Deutsch-Lehrwerke 75
    4. 4.4 Zusammenfassung der Lehrwerksanalysen 85
    5. 4.5 Zusammenfassung der Dokumentenanalyse 87
  5. 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
    1. 5.1 Fragebogenerhebung 89
    2. 5.2 Fragebogenerhebung: Stichprobe der LehrerInnen 93
    3. 5.3 Fragebogenerhebung: Stichprobe der SchülerInnen 103
    4. 5.4 Interviews mit LehrerInnen 114
    5. 5.5 Gruppendiskussionen 115
    6. 5.6 Teilnehmende Beobachtungen 117
  6. 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
    1. 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
      1. 6.1.1 Wie wird die Mehrheitssprache in Österreich benannt? 120
      2. 6.1.2 Mit welchen Varietäten wird österreichisches Deutsch assoziiert? 124
      3. 6.1.3 Unterschiede im Deutschen aus der Perspektive von LehrerInnen und SchülerInnen 131
      4. 6.1.4 Deutsch als plurizentrische Sprache? 135
    2. 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
      1. 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
      2. 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
      3. 6.2.3 Sprache – Identität 154
      4. 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
    3. 6.3 Korrekturverhalten 163
      1. 6.3.1 Normen und Korrektur bei schriftlicher Kommunikation im Deutschunterricht 163
      2. 6.3.2 Normen und Korrektur bei mündlicher Kommunik ation im Deutschunterricht 179
      3. 6.4 Sprachverwendung: Präferenz von Deutschlandismen/ Austriazismen 181
    4. 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
      1. 6.5.1 Thematisierung des österreichischen Deutsch im Unterricht 211
    5. 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
  7. 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
    1. 7.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 221
    2. 7.2 Schlussfolgerungen und Empfehlungen 227
  8. Anhang 232
  9. Literatur 237
  10. Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
  11. Sachregister 256
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