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bb. 48 SchülerInnen LehrerInnen
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Sie passen Ihre
Sprache an Ihren
deutschen
Gesprächspartner an. Beide passen sich an. Keiner passt sich an. Ihr deutscher
Gesprächspartner
passt seine Sprache an
Sie an.
54,1
23,9
17
0
46,4
27,6
18,1
1,6
Was wäre eher der Fall, wenn Sie mit einem/er deutschen
Gesprächspartner/in sprechen? (in %)
LehrerInnen SchülerInnen
Abb.
48: Was wäre eher der Fall, wenn Sie mit einem/er deutschen Gesprächspartner/in sprechen?
(in %)
Auf die Nachfrage in der Gruppendiskussion, wie die LehrerInnen das Ergebnis
interpretieren, dass mehr als die Hälfte der LehrerInnen angeben, sie würden sich
sprachlich einem/r deutschen Gesprächspartner/in anpassen, aber keiner davon
ausgeht, dass sich die deutschen GesprächspartnerInnen anpassen, wurde lakonisch
zustimmend kommentiert: „Durchaus“ (F7); „Fehlende Flexibilität. (lachend) Ja.
Des hat schon Selbstbewusstsein. Ja.“ (F2) Diese Flexibilität im Umgang mit Varie-
täten, deren Fehlen „den Deutschen“ in den Gruppendiskussionen zugeschrieben
wird, ist in Form der Registervariabilität etwas sehr Typisches für Österreich und hat
wohl auch mit dem in der Literatur beschriebenen Dialekt- Standard-
Kontinuum zu
tun. Dass ÖsterreicherInnen davon ausgehen, dass sich deutsche Gesprächspart-
nerInnen nicht anpassen, kann wohl auch dahingehend interpretiert werden, dass
österreichische SprecherInnen von deutschen GesprächspartnerInnen gar keine
Anpassung erwarten (können). DialektsprecherInnen können meist problemlos
in eine Standardvarietät switchen
– StandardsprecherInnen können jedoch nicht
gleichermaßen in eine dialektale Varietät wechseln. Untersuchungen (Ammon 1995,
Ransmayr 2005, Markhardt 2005) haben gezeigt, dass Deutsche weniger über die
Merkmale des österreichischen Standarddeutsch wissen als ÖsterreicherInnen über
deutsches Deutsch
– was wiederum verdeutlicht, dass ein Anpassen von deutscher
Seite schwerfallen muss. Dass deutsches Deutsch entgegen der sprachlichen Realität
von zahlreichen LehrerInnen und SchülerInnen mit Standarddeutsch gleichgesetzt
Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO. KG, WIEN KÖLN WEIMAR
| Ergebnisse der empirischen Erhebung an
Schulen150
Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Titel
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Untertitel
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Autoren
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 266
- Schlagwörter
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256