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Österreichisches Deutsch macht Schule - Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
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wird, und ebenso Dialektgleichsetzungen mit dem österreichischen Deutsch vor- kommen, waren ebenfalls Ergebnisse der Gruppendiskussionen: Über die eigenen Schüler sagte ein Lehrer, dass „sie eben der Meinung sind, Standardsprache ist deutschländisches Deutsch“ (M1). Eine Lehrerin (F5) berich- tete von einer Erfahrung mit Studierenden, die das österreichische Deutsch mit Dialekt gleichsetzten: Ich habe das letztes Jahr das erste Mal mit Studierenden an der Pädagogischen Hoch- schule in Graz gemacht  […] Ah, sie ham das österreichische Deutsch SOFORT mit dem Dialekt/ sehr häufig gleichgesetzt, nicht einmal Umgangssprache, sondern Dialekt. Und des war für sie/ : ah, für die meisten nicht gleichwertig. Eine andere Teilnehmerin berichtete von einer Erfahrung mit einer Freundin: „Und ich hobs auch des erste Mal persönlich erlebt, von einer Freundin in Frank- reich, die gsogt hot, na, das österreichische Deutsch ist furchtbar. Als Österreicherin.“ In den Diskussionsbeiträgen wurden die möglichen Ursachen für diese Phänomene gesucht, und zwar auf den verschiedenen Ebenen der sprachlichen Analyse, wobei hier die Grenze fließend war zwischen der Interpretation, warum andere das österreichi- sche Deutsch für weniger korrekt halten, und der Selbsteinschätzung des Sprechers/ der Sprecherin, warum er/sie die angeführten Merkmale des österreichischen und deutschländischen Deutsch für zutreffend hält. Genannt wurde zum einen die Aus- sprache: „Ah, und i glaub des hängt mit der Lautung, mit der Aussprache zusammen“, wie ein Lehrer (M1) in der Gruppendiskussion meinte. Zum anderen wurde deutschen SprecherInnen mehrfach zugeschrieben, sich eher an die Grammatik zu halten als österreichische SprecherInnen dies täten. Eine Lehrerin (F8) erklärte beispielsweise: Ah, ich glaub des/ das hat ein, ein wenig auch damit zu tun, dass es manchmal zu beobachten ist, dass, äh, Menschen in Deutschland, äh, sich eventuell ein: w:enig stärker an die Grammatikregeln halten. Also, ich denk jetzt an Satzbau, a Nebensatz, der mit WEIL beginnt ((F7 lacht, nickt)), ich glaub, dass ein Österreicher oder eine Österreicherin den eher folsch baut. Sozusogn nicht grammatikalisch korrekt. Die häufigsten Eigenschaften, die zugunsten deutscher SprecherInnen ins Treffen geführt wurden, waren ihre angebliche mündliche Eloquenz, ihre „argumentative Eloquenz“ und ganz pragmatische Merkmale: „Die“ (Deutschen) würden zielge- richteter reden, ihr Habitus und die Körpersprache seien überzeugender, und sie würden die Dinge auf den Punkt bringen. So meinte etwa eine Lehrerin (F4): „I bin der Meinung, dass  – die mündlich korrekter sind als wir mit unserem österrei- chischen Deutsch. Sie sind treffender in den: in den: Aussagen.“ Eine andere (F1) schloss sich dem später an: „Ja, aso, i würd mi unbedingt da, der/ ersten Wortmel- dung nu anschließen, ich glaube, dass das mit der Eloquenz in der Mündlichkeit vielleicht zusammenhängen könnte.“ Eine weitere Teilnehmerin (F9) sprach von Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen  | 151
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Österreichisches Deutsch macht Schule Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
Titel
Österreichisches Deutsch macht Schule
Untertitel
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Autoren
Rudolf de Cillia
Jutta Ransmayr
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20888-4
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
266
Schlagwörter
Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
Kategorie
Lehrbücher

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Einleitung 10
  2. 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
    1. 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
    2. 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
      1. 2.2.1 Die deutsche Sprache in Österreich 19
    3. 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
    4. 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
      1. 2.4.1 Plurizentrik 24
      2. 2.4.2 Pluriarealität 31
      3. 2.4.3 Plurizentrisch – Pluriareal? 39
    5. 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
    6. 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
    7. 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
    8. 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
  3. 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
    1. 3.1 Zentrale Fragestellungen 61
    2. 3.2 Untersuchungsdesign 63
  4. 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
    1. 4.1 Deutschlehrpläne 68
    2. 4.2 Studienpläne für die Ausbildung von DeutschlehrerInnen 72
    3. 4.3 Deutsch-Lehrwerke 75
    4. 4.4 Zusammenfassung der Lehrwerksanalysen 85
    5. 4.5 Zusammenfassung der Dokumentenanalyse 87
  5. 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
    1. 5.1 Fragebogenerhebung 89
    2. 5.2 Fragebogenerhebung: Stichprobe der LehrerInnen 93
    3. 5.3 Fragebogenerhebung: Stichprobe der SchülerInnen 103
    4. 5.4 Interviews mit LehrerInnen 114
    5. 5.5 Gruppendiskussionen 115
    6. 5.6 Teilnehmende Beobachtungen 117
  6. 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
    1. 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
      1. 6.1.1 Wie wird die Mehrheitssprache in Österreich benannt? 120
      2. 6.1.2 Mit welchen Varietäten wird österreichisches Deutsch assoziiert? 124
      3. 6.1.3 Unterschiede im Deutschen aus der Perspektive von LehrerInnen und SchülerInnen 131
      4. 6.1.4 Deutsch als plurizentrische Sprache? 135
    2. 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
      1. 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
      2. 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
      3. 6.2.3 Sprache – Identität 154
      4. 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
    3. 6.3 Korrekturverhalten 163
      1. 6.3.1 Normen und Korrektur bei schriftlicher Kommunikation im Deutschunterricht 163
      2. 6.3.2 Normen und Korrektur bei mündlicher Kommunik ation im Deutschunterricht 179
      3. 6.4 Sprachverwendung: Präferenz von Deutschlandismen/ Austriazismen 181
    4. 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
      1. 6.5.1 Thematisierung des österreichischen Deutsch im Unterricht 211
    5. 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
  7. 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
    1. 7.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 221
    2. 7.2 Schlussfolgerungen und Empfehlungen 227
  8. Anhang 232
  9. Literatur 237
  10. Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
  11. Sachregister 256
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