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Beim Umgang mit Deutschlandismen ergaben sich auch abhängig von der Schul-
form signifikante Unterschiede (p = 0,048). LehrerInnen der AHS und Sek. II
unterwellten von allen LehrerInnen die meisten Deutschlandismen. Sie markier-
ten rund 36 % der Deutschlandismen mit einer Welle. Die VolksschullehrerInnen
unterwellten etwa 32 % der Deutschlandismen, die LehrerInnen der HS/NMS rund
22 %. HS- und NMS-LehrerInnen unterwellten somit nicht nur die wenigsten
Deutschlandismen, sondern auch die wenigsten Austriazismen: Nur knapp 12 %
der Austriazismen im Text wurden von den HS/NMS-LehrerInnen unterwellt
(dafür wurden Austriazismen umso häufiger von den HS/NMS-LehrerInnen als
falsch angestrichen – deutlich häufiger als von anderen LehrerInnen, wie weiter
unten näher beschrieben wird). Von VS- und AHS-/Sek.-II-LehrerInnen wurden
etwa 17 % der Austriazismen mit einer Welle markiert. HS/NMS-LehrerInnen
korrigierten rigoroser als die anderen Gruppen, wenn es um richtig/falsch ging.
bb. 62
bb. 63 31,7
22,2 35,6
17,9
11,6 17,1
0
10
20
30
40
Volksschule HS/NMS/KMS AHS/BHS/BAKIP
Unterwellt: Unterschiede zwischen den Schulformen
(in %)
Deutschlandismen Austriazismen
37,6
25,8 36,0 32,9
18,516,7
13,8 13,5 16,5 42,0
0
10
20
30
40
50
OST MITTE SÜDOST Tirol Vorarlberg
Unterwellt: Unterschiede zwischen den Regionen (in
%)
Deutschlandismen Austriazismen
12
14 Korrigiert: Unterschiede zwischen den Regionen (in %)
Abb. 61: Unterwellt: Unterschiede zwischen den Schulformen (in %)
Auch der t rrichtsort der LehrerInnen wirkt sich auf das Korrekturverhalten
aus, wobei die Diskrepanz beim Unterwellen von Varianten zwischen den öst-
lichen Bundesländern (Wien, Niederösterreich und Burgenland) und Vorarl-
berg am markantesten war. Hochsignifikant (p = 0,001) waren die Unterschiede
zwischen den Bundesländern beim Unterwellen von Austriazismen: Während im
Osten Österreichs durchschnittlich 17 % der Austriazismen unterwellt wurden,
waren es in Vorarlberg rund 42 %. Umgekehrt unterwellten DeutschlehrerInnen
aus Ostösterreich durchschnittlich 38 % der Deutschlandismen, in Vorarlberg
wurden dagegen nur halb so viele Deutschlandismen (ca. 19 %) unterwellt: ein
Indiz dafür, dass das Standarddeutsch in Vorarlberg als dem deutschen Standard-
deutsch relativ nahe empfunden wird (siehe Abb. 62 auf S. 172).
Wenn es darum ging, ob eine Lehrkraft Austriazismen bzw. Deutschlandismen
nicht nur unterwellte, sondern als falsch empfand und dementsprechend als falsch
korrigierte, zeigten sich ebenfalls signifikante Regionsunterschiede (p = 0,012
bzw.
0,016). Lehrkräfte aus der Region Mitte waren in jeder Hinsicht am (relativ
Korrekturverhalten
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Österreichisches Deutsch macht Schule
Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
Veröffentlicht mit Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF)
- Titel
- Österreichisches Deutsch macht Schule
- Untertitel
- Bildung und Deutschunterricht im Spannungsfeld von sprachlicher Variation und Norm
- Autoren
- Rudolf de Cillia
- Jutta Ransmayr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20888-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 266
- Schlagwörter
- Austriacism, teaching German, dialect, Austria, Austrian German, Austriazismus, Deutschunterricht, Dialekt, Lehrbücher, Lehrpläne, Österreich, Österreichisches Deutsch, Plurizentrik, Pluriarealität, Spracheinstellungen, Sprachnormen, Standardsprache
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 10
- 2 Theoretische Einordnung des Forschungsgegenstandes Innere Mehrsprachigkeit – sprachliche Variation – Sprach/en/unterricht 14
- 2.1 (Innersprachliche) Mehrsprachigkeit und sprachliche Variation 14
- 2.2 Status und Rolle/Funktion der deutschen Sprache in den deutschsprachigen Ländern/Regionen 16
- 2.3 Sprachliche Variation und deutsche Sprache 21
- 2.4 Konzeptualisierungen der Variation im Standarddeutschen 24
- 2.5 Sprachliche Variation der deutschen Sprache in Österreich 46
- 2.6 Sprachnorm und Sprachenunterricht 52
- 2.7 Forschungslage zum österreichischen Deutsch als Unterrichts- sprache und ExpertInnenbefragung 57
- 2.7.1 Forschungslücken/Forschungsfragen 59
- 3 Forschungsfragen und Untersuchungsdesign 61
- 4 Analyse von unterrichtsrelevanten Dokumenten (Lehrpläne, Studienpläne, Lehrbücher) 68
- 5 Empirische Erhebung bei LehrerInnen und SchülerInnenan österreichischen Schulen Beschreibung der Daten 89
- 6 Ergebnisse der empirischen Erhebung an Schulen 120
- 6.1 Konzeptualisierung der Variation des Deutschen in Österreich 120
- 6.2 Spracheinstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen 144
- 6.2.1 Korrektheit des österreichischen Deutsch 144
- 6.2.2 Einstellungen gegenüber dem österreichischen, deutschen und Schweizer Standarddeutsch: Polaritätsprofile 152
- 6.2.3 Sprache – Identität 154
- 6.2.4 Zusammenfassung der Ergebnisse zu den Einstellungen gegenüber den Varietäten des Deutschen unter LehrerInnen und SchülerInnen 161
- 6.3 Korrekturverhalten 163
- 6.5 Dialekt – Umgangssprache – Standard? Angaben zum Varietätengebrauch innerhalb und außerhalb der Schule 198
- 6.6 Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der empirischen Erhebung an den Schulen 215
- 7 Schlussbetrachtung und Ausblick 221
- Anhang 232
- Literatur 237
- Verzeichnis der Tabellen und Abbildungen 252
- Sachregister 256