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WeXel oder Die Musik einer Landschaft - Das Geistliche Lied, Band 1
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17 Zum vorliegenden Band Die zahlreichen Liederhefte im Besitz der Sängerinnen sind Zeugen des funktionellen Singens bei der Verabschiedung des Verstorbenen. Sie sind nicht nur schriftliche Belege der Weiterführung von Texten aus unmittelbaren Traditionen und unterschiedlichen Quellen, sondern gleichzeitig Nachweis für den Wandel des Liedgutes und dessen anlassbedingte Auswahl. Das im Prozess des Aneignens entstandene Um- und Zurechtsingen brachte eine außerordentliche Vielfalt an Varianten in Text und Weise.13 Dies ist als charakteristisches Merkmal des gesamten dargestellten Materials zu sehen. Den im vorliegenden Band abgedruckten 192 Leichhüatliedern liegen 86 Flugblatt-Lieddrucke14 zugrunde. Für einzelne Lieder, wie beispielsweise „Als guter Hirt spricht Gottes Sohn“ (Nr. 34a), „In Schwarz will ich mich kleiden“ (Nr. 84), „Kommt ihr Christen mit Verlangen“ (Nr. 94), „Maria, schönste Schäferin“ (Nr. 106), „Wenn ich morgens früh aufsteh’“ (Nr. 181) oder „Wo ist Jesus, mein Verlangen“ (Nr. 190), sind unterschiedliche Flugblätter erhalten, woraus sich eine Gesamtzahl von 206 Flugblatt-Liedaufzeichnungen ergibt. Für einige Lieder sind gedruckte Liederbücher als Quellen anzusehen, doch zahlreiche Texte sind nur durch die „Lei(ch)hüat-/Leichwåchtbüchln“ der Frauen und die handschriftlichen Vorbeter- und Wallfahrtsbücher der Männer tradiert. Relevante historische Quellen sind dafür nicht schlüssig nachvollziehbar. Mit der Vielzahl an Texten und mündlich überlieferten Melodien stellt die vorliegende Sammlung eine Bestandsaufnahme und Dokumentation eines Liedgutes dar, welches in den Orten und Land- schaften des Wechsels funktionell der Totenwache angehörte. Das Verklingen dieser Lieder in den Jahrzehnten zwischen 1960 und 1980 wurde durch die Errichtung von Aufbahrungshallen in den Ortsfriedhöfen ausgelöst. Durch die verpflichtende Aufbahrung des Leichnams in diesen Örtlichkeiten wurde die Verabschiedung vom Verstorbenen im eigenen Haus unterbunden. Mit den Liedern ver- schwanden brauchgebundene Gebete und Abschiedsreden ebenso wie spezielle Formen des – gemein- sam mit den Angehörigen und Nachbarn – Verabschiedens vom Haus. Welche Bedeutung das Singen für den aufgebahrten Leichnam und seine Familie hatte, formuliert der steirische Dichter Peter Rosegger15 in seinem Beitrag über das Totenlied: … Der Tod wird gemildert durch das Lied … Der Text der Todtenlieder ist zumeist sehr alt, bisweilen auch von einem Mitgliede der Gemeinde nach alten Vorbildern gedichtet; er bewegt sich stets in einem engen Bereich von Gedanken religiösen Inhalts. Wirksam wird er erst durch die Melodie. (Todtenlieder aus dem Volke der Alpen. In: Der Heimgarten = Rosegger 1, 1889, XIII/2, S. 134) 13 Vgl. Hartmut Braun: Musikalische Strophenvarianten. In: Rolf Wilhelm Brednich, Lutz Röhrich und Wolfgang Suppan (Hg.): Handbuch des Volksliedes II, München 1975, S. 527–548. 14 Gesamtaufstellung der Flugblatt-Lieddrucke siehe S. 34; Literaturverzeichnis, S. 524f. 15 Peter Rosegger (1843–1918) – Lehrer, Literaturverzeichnis S. 540.
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WeXel oder Die Musik einer Landschaft Das Geistliche Lied, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
WeXel oder Die Musik einer Landschaft
Untertitel
Das Geistliche Lied
Band
1
Autoren
Erika Sieder
Walter Deutsch
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79584-1
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
648
Schlagwörter
Wechselgebiet, Geistliches Lied: Leichhüatlieder, bäuerliche Tradition der Totenwache, historische Tondokumente, Wörterbuch, Melodienincipits
Kategorie
Kunst und Kultur

Inhaltsverzeichnis

  1. AbkĂĽrzungen 10
  2. Zum vorliegenden Band 12
  3. Die Landschaft 18
  4. Der Totenbrauch 24
  5. 1. Die Totenwache 26
  6. 2. Das Begräbnis und das Totenmahl 33
  7. 3. Das Singen 38
  8. 4. Das Liedgut und seine Quellen 40
  9. 5. Die Liedgattungen 47
  10. Die Sammlung: Lei(ch)hüat- / Leichwåcht-Liadln – Lieder zur Totenwache 59
  11. Anmerkungen zur Edition der Lieder 60
  12. Johannes Leopold Mayer
    1. Irdische Lieder für ’s ewige Leben – gesungen „sub pietatis austriacae“ 465
  13. Zusammenfassung
    1. Deutsch, Englisch, Kroatisch, Polnisch, Rumänisch, Slowenisch, Tschechisch, Ungarisch 471
    2. Melodienregister 487
    3. Siglen zu den verwendeten Quellen 513
    4. Literaturverzeichnis 522
    5. Wörterbuch 542
  14. Register für das Wechselgebiet und die angrenzenden Regionen in Niederösterreich und in der Steiermark
    1. a) Rotten, Viertel, Orte und Gemeinden 585
    2. b) Personenregister 592
  15. Allgemeines Register
    1. a) Ortsregister 601
    2. b) Personenregister 607
    3. Sachregister 613
    4. Register der Liedanfänge, Sammelorte und Tonaufzeichnungen 618
    5. Inhaltsverzeichnis und Begleittext zu den beiliegenden Tondokumenten 629
    6. Sängerinnen, Sänger und Vorbeter der Tonaufzeichnungen 630
    7. Inhaltsverzeichnis zu den beiliegenden CDs 632
    8. Autoren und Mitarbeiter 640
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