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Anmerkungen zur Edition der Lieder
• Die Liedtextaufzeichnungen der Sammler – meist aus dem Lehrerstand und nicht selten mit
persönlichen Bindungen (Ehefrau) an die Region – dokumentieren nicht immer die im Sin-
gen erkennbare lokale Mundart.75 AusdrĂĽckliche Hinweise (vor allem in den Aufzeichnungen
von Ernst Hamza) belegen das Interesse am Dialekt. Schreibweise, Zeichensetzung und indivi-
duelle Textvarianten der LeichhĂĽat- oder LeichwĂĄchtbĂĽchln wurden als Abbild des regionalen,
steirisch geprägten Dialekts in der vorliegenden Sammlung beibehalten. Damit werden auch
Tradierung und mobilitätsbedingte, sprachliche Veränderungen sichtbar.
• Mit mehr als drei Melodievarianten zu 40 Liedern und sechs und mehr Varianten zu 34 Liedern
zeigen 474 überlieferte Melodien zu insgesamt 192 erfassten Liedern die besondere Musikalität der
Sängerinnen in dieser Landschaft und belegen die ausdrucksstarke elementare Form einer mehr-
heitlich in Terzen gefĂĽhrten Zweistimmigkeit. Die drei beiliegenden CDs enthalten 166 Tondoku-
mente zu 134 Liedern.
Im historischen RĂĽckblick waren um 1925 die Melodien zu 147 Liedtexten, d. h. zu mehr als zwei
Drittel der 192 in dieser Sammlung enthaltenen Lieder, noch bekannt. Zum verbleibenden – melo-
dielosen – Drittel, i. e. 44, zählen von Sammlern notierte Texte wie „Ach Jesus, liebster Jesus mein“
(Nr. 1, Tachezi – Aspang a. W. um 1925), „Regina ging in den Garten“ (Nr. 147, Teufelsbauer – Kirch-
berg a. W. 1927) oder „Sterben ist der Menschen Los“ (Nr. 159, Tachezi – Aspang 1925) ebenso wie
Liedtexte aus den Leichwåchtbüchln: „Resal ging im Garten“ (Nr. 148, Margarethe Bergmann – Krois-
bach) oder „Steh still, o Mensch“ (Nr. 158, Johanna Lechner – Trattenbach) – ein Lied, welches 1882
in der Pfarrchronik Schäffern ausdrücklich erwähnt ist.
Um 1970 belegt die Sammlung Helmut Huber, dass auch den älteren Frauen manche Melodien,
wie „Weißt du, wie weit die Uhr schon zeigt?“ (Lied Nr. 179 – Johanna Lechner, Trattenbach), nicht
mehr in Erinnerung sind. Die Aufzeichnung des „Baldhauserliedes“ führte 2013 bei den Sommers-
guter-Schwestern Elfriede Wetzelberger76 vulgo Gstauderbauer und Gertrud Berger (Wenigzell) in
Vornholz / Vorau zu den Melodien der Liedtexte:
„Am Ölberg trauert im Gebet“ Lied Nr. 11, Ludmilla Anger – Schwaighof / Dechantskirchen.
„Der Engel Gabriel begrüßt Maria“ Lied Nr. 25, Ludmilla Anger – Schwaighof / Dechantskirchen.
„Der Herr vor dessen Machtgebot“ Lied Nr. 28, Ludmilla Anger – Schwaighof / Dechantskirchen.
„Meine Seele klage nicht“ Lied Nr. 110, M. Schwarz, Th. Graser, A. Brandstetter – Krumbach;
V. Oswald und M. Bergmann – Kroisbach / Dechantskirchen.
Vielen der nur in den handgeschriebenen Büchln erhaltenen Liedtexten wie „Ach Jesus, liebster Jesus
mein“ (Lied Nr. 1, Karoline Zottl – Vögelhöfen, Amt Aspang) oder „Was klagst mein Seel, das du hast
kein Freud“ (Lied Nr. 175, Agnes Kerschbaumer – Wenigzell) liegen Flugblätter (Wiener Neustadt
1803, Wiener Neustadt 1727, Ödenburg 1790) zugrunde, manche andere wie „Von einem frommen
Ordensmann“ (Nr. 167, Marie Wöhrer – Petersbaumgarten) sind vertonte Dichtungen (Hoffmann von
Fallersleben).
Das Lied „Und ewig zu lieb aus kindlichen Trieb“ (Lied Nr. 162) ist jeweils nur einmal auf der
niederösterreichischen und der steirischen Seite des Wechsels in einem Liederheft (Fragment, o. N.
– Thernberg, „Bittgesang für Verstorbene, 15. Lied“, Slg. Franz Schunko, NÖVLA, A 454/1–15) und
einem Leichwåchtbüchl (Ludmilla Anger – Schwaighof, „Bittgesang für Verstorbene, 32. Lied“, Slg.
Sepp StrauĂź, STVLA 991) belegt.
75 Siehe dazu Kapitel „Wörterbuch“.
76 Elfriede Wetzelberger vulgo Gstauderbauer (*1. 10. 1941), Vornholz, und ihre Schwester Gertrud Berger (*8. 8. 1946,
Wenigzell), Töchter des Bernhard Sommersguter (19. 5. 1902 – 7. 2. 1991), Vorbeter vom Eben-Viertel (Vorau).
WeXel oder Die Musik einer Landschaft
Das Geistliche Lied, Band 1
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- WeXel oder Die Musik einer Landschaft
- Untertitel
- Das Geistliche Lied
- Band
- 1
- Autoren
- Erika Sieder
- Walter Deutsch
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2017
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79584-1
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 648
- Schlagwörter
- Wechselgebiet, Geistliches Lied: Leichhüatlieder, bäuerliche Tradition der Totenwache, historische Tondokumente, Wörterbuch, Melodienincipits
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- AbkĂĽrzungen 10
- Zum vorliegenden Band 12
- Die Landschaft 18
- Der Totenbrauch 24
- 1. Die Totenwache 26
- 2. Das Begräbnis und das Totenmahl 33
- 3. Das Singen 38
- 4. Das Liedgut und seine Quellen 40
- 5. Die Liedgattungen 47
- Die Sammlung: Lei(ch)hüat- / Leichwåcht-Liadln – Lieder zur Totenwache 59
- Anmerkungen zur Edition der Lieder 60
- Johannes Leopold Mayer
- Zusammenfassung
- Register für das Wechselgebiet und die angrenzenden Regionen in Niederösterreich und in der Steiermark
- Allgemeines Register
- a) Ortsregister 601
- b) Personenregister 607
- Sachregister 613
- Register der Liedanfänge, Sammelorte und Tonaufzeichnungen 618
- Inhaltsverzeichnis und Begleittext zu den beiliegenden Tondokumenten 629
- Sängerinnen, Sänger und Vorbeter der Tonaufzeichnungen 630
- Inhaltsverzeichnis zu den beiliegenden CDs 632
- Autoren und Mitarbeiter 640