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vom 17.03.2022, aktuelle Version,

Österreichisch-Alpine Montangesellschaft

Oesterreichisch-Alpine Montangesellschaft (ÖAMG)
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 1881
Auflösung 1973 (Fusion mit VÖEST zur Voestalpine)
Sitz Donawitz, Steiermark
Branche Eisenproduktion und -verarbeitung

Die Oesterreichisch-Alpine Montangesellschaft (ÖAMG) war eine am 19. Juli 1881 in den Gebäuden der Länderbank (Wien) gegründete Aktiengesellschaft, die heute Teil des Voestalpine-Konzerns ist. Das Hauptziel dieser Gesellschaft war, die Produktion von Bergwerken und Metallindustrie unter einer zentralen Verwaltung zu vereinen.

Die Hüttenwerk Donawitz, ehemals Hauptwerk der Alpine Montangesellschaft

Entstehung

Die Oesterreichisch-Alpine Montangesellschaft entstand aus dem Zusammenschluss der Vordernberg-Köflacher Montangesellschaft, der Neuberg-Mariazeller sowie der St.-Ägidi-Kindberger Montangesellschaft. Die ÖAMG versuchte, den Strukturwandel in der Eisenindustrie dahingehend zu steuern, die Erzeugung an jenen Orten zu konzentrieren, die über eine gute Eisenbahnanbindung verfügten, während Betriebe in Seitentälern wie z. B. Aschbach und Neuberg, aber auch kleine Standorte in der Süd- und Weststeiermark wie etwa Eibiswald rasch stillgelegt wurden. Tatsächlich konnte mit der Fusion von Betrieben die Effizienz deutlich gesteigert werden. Als Rechtsnachfolger der Innerberger Hauptgewerkschaft kam die ÖAMG in den Besitz einer Vielzahl von Grundstücken und Immobilien, darunter historisch wertvoller Herrenhäuser, Hammerwerke und Forsthäuser.[1]

Betriebe

Eisenerz mit dem Erzberg

Kerngebiete der ÖAMG waren vornehmlich die Industrieanlagen rund um den Steirischen Erzberg und zwar die Hochofen-, Stahl- und Walzwerke in Donawitz (Hüttenwerk Donawitz) sowie Hochofenanlagen in Eisenerz und Hieflau, außerdem in der Mur-Mürz-Furche die Maschinenfabrik Zeltweg, die sich aus einem Hüttenbetrieb entwickelte und heute im Eisenbahnweichenbau Weltgeltung genießt. Im Mürztal existierten noch die Betriebe Kindberg und Krieglach sowie die bereits genannten in Neuberg und Aschbach bzw. Gußwerk.

Das zweitgrößte Kerngebiet bestand in Kärnten und zwar um den Hüttenberger Erzberg mit den Standorten Hüttenberg, Lölling, Heft, Mosinz, Brückl und Treibach.

Außerhalb der Steiermark und Kärntens gab es Hüttenwerke in Schwechat und Krems. Neben diesen gehörten der Gesellschaft auch Kohlenbergwerke, vor allem in Fohnsdorf, Seegraben und Köflach (alle Steiermark), die Erzbergwerke von Eisenerz, Radmer und Hüttenberg sowie umfangreiche Forstflächen.

Von den genannten Betrieben existieren nur noch das Hüttenwerk Donawitz, die Betriebe in Zeltweg und Kindberg und die Hütte Krems.

Geschichte bis 1938

1912 war das produktive Rekordjahr des Unternehmens, damals verfügte es über vier Kohlenbergwerke, zwei Erzbergwerke und sechs Hüttenbetriebe. Zu den Unternehmerpersönlichkeiten, welche die Alpine Montan zeitweilig stark prägten, gehörten Karl Wittgenstein (ab 1897), Hugo Stinnes (1921–24), Max Gold (Vater von Thomas Gold) und zwischenzeitlich der Spekulant Camillo Castiglioni. In der späteren Zwischenkriegszeit galt die Alpine Montan unter der Führung von Anton Apold als Paradebeispiel eines politisierten Unternehmens, das Gelbe Gewerkschaften (u. a. die Unabhängige Gewerkschaft) und Heimwehren (besonders den Steirischen Heimatschutz) förderte und damit in heftigem Gegensatz zur politischen Linken stand. Als Eigentümer fungierten damals die Vereinigten Stahlwerke (VESTAG, Düsseldorf). Zur Jahreswende 1932/33 wandte sich die Alpine schließlich der NSDAP zu und unterstützte sie finanziell und logistisch, auch in der Phase des Juliputsches.

Geschichte seit 1938

Nach dem „Anschluss“ wurde die Alpine Montan Teil der Reichswerke Hermann Göring. Auch nach 1945 blieb sie über Jahrzehnte verstaatlicht und gehörte zur Österreichischen Industrieholding (ÖIAG).

Im Jahr 1958 übernahm die ÖAMG das von Johann Haselgruber gegründete Walz- und Stahlwerk in St. Andrä-Wördern und führte es bis 1967 fort.

Der technologische Meilenstein in der Stahlerzeugung war die 1952 eingeleitete Entwicklung des Blasstahlverfahrens LD (Linz-Donawitz-Verfahren), benannt nach den Standorten Linz (die aus den Hermann-Göring-Werken hervorgegangene VOEST) und Donawitz. Diese Technologie hat weltweit alle bisherigen Verfahren weitgehend verdrängt.

1973 erfolgte die Fusionierung mit der VÖEST (Vereinigte Österreichische Eisen- und Stahlwerke AG). Als Fehlakquisition erwies sich der Zukauf der Gussstahlwerke Judenburg, der Schoeller-Bleckmann Stahlwerke (Mürzzuschlag-Hönigsberg) und Böhler-Werke (Kapfenberg). Nach einer neuerlichen Umstrukturierung im Jahr 1987, mit der auch ein umfangreicher Personalabbau einherging, erholte sich der krisengeschüttelte Konzern.

Heute ist der voestalpine-Konzern ein stark modernisiertes Unternehmen. So werden in Donawitz die längsten Eisenbahnschienen der Welt erzeugt (120 Meter). Eine spezielle Kopfhärtung verleiht ihnen eine überdurchschnittliche Lebensdauer. Zusammen mit Zeltweg sind die voestalpine Bahnsysteme führend im Weltmarkt. Ein weiteres Qualitätssegment ist die Drahterzeugung.

Generaldirektoren der ÖAMG waren u. a. Anton Apold, Hans Malzacher und Josef Oberegger.

Schienenfahrzeugbau bei ÖAMG Zeltweg

Die ÖAMG Zeltweg baute in den 1950er und 1960er Jahren eine Reihe elektrischer bzw. diesel-elektrischer Lokomotiven für Normal- und Schmalspur. Als Lieferant kleinerer Stückzahlen war der Betrieb in der Lage, mit den beiden anderen (staatlichen) Lokomotivfirmen SGP und Jenbacher zu konkurrieren und individuellere Lösungen für kleine Betriebe anzubieten. Die elektrische Ausstattung aller gebauten ÖAMG-Lokomotiven stammte von den Österreichischen Brown Boveri-Werken in Wien, die Dieselmotore von MAN. BBC dürfte der Auftragnehmer gewesen sein, der die Herstellung des mechanischen Teiles an ÖAMG vergab.[2] Die gebauten Lokomotiven erwiesen sich als solide Konstruktionen, die z. T. bis heute ihren Dienst klaglos versehen.

Mindestens drei Typen von Lokomotiven wurde gefertigt. Den Auftakt machte 1957 die vierachsige E-Lok E 3 in Bosnischer Spur für die Lokalbahn Mixnitz-St. Erhard (Fabriknummer 1601/1957). Ihr folgte 1963 eine weitere (E4, Fabriknummer 2402/1957). Diese Lokomotiven in Achsfolge Bo´Bo´ werden von vier BBC-Gleichstrommotoren mit je 37 kW angetrieben. Beide Lokomotiven sind heute noch in Betrieb und bewältigen den gesamten Verkehr auf dieser Bahnstrecke.[3]

In der ersten Hälfte der 1960er Jahre wurde auch eine Bo´Bo´-Schmalspur-Diesellok für die Steiermärkischen Landesbahnen entwickelt und als StLB VL 11-16 von 1964 bis 1967 gebaut. In dieser Zeit baute die ÖAM Zeltweg in Zusammenarbeit mit BBC auch elektrische Grubenloks für den Erzabbau am steirischen Erzberg, für diesen Schwesterbetrieb wurden auch Grubenhunte und Bodenentleerer hergestellt.[4][5]

Zeitgleich mit diesen Schmalspurloks entwickelte man auch eine dreiachsige Type für Normalspur. Die erste Maschine dieser Type mit im Rahmen gelagerten Achsen in Bauart Co-de wurde an 1960 an das Heraklithwerk Ferndorf geliefert, sie leistete 400 PS und trug die Typenbezeichnung C400/45. Weitere Lokomotiven wurden ab 1964 für die StLB und die Graz-Köflacher-Bahn gebaut. Bei den GKB trugen sie entsprechend ihrer Leistung die Bezeichnung DE 750.1 bis 750.3 (angeschrieben zuletzt als V 7501 - V 7503) und bei den StLB DE 1 und DE 2. Diese Lokomotiven mit der Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h lösten auf der GKB und der Landesbahn Gleisdorf-Weiz die Dampftraktion weitestgehend ab, sie waren im Personen- und Güterverkehr sowie im Rangierbetrieb eingesetzt. Die Loks waren 9,5 Meter lang, 48 Tonnen schwer und hatten eine Leistung von 551 kW. Als Hauptmaschine war anfangs ein V-12 Zweitaktdieselmotor vom Typ MAN V 6 V 16/18T eingebaut, der einen Gleichstromgenerator von BBC antrieb. Die Dieselmotore neigten aber zu undichten Zylinderlaufbuchsen und wurden daher bei den meisten Maschinen gegen MTU-Achtzylinder getauscht. Die GKB musterte ihre Lokomotiven 1993 aus und verschrottete sie 1995, bei den StLB ist DE 2 noch für Güterzüge und Rangieraufgaben im Dienst.[6]

Übersicht der von ÖAMG Zeltweg gebauten Lokomotiven

  • Mixnitz-St.Erhard E3, Bauart Bo´Bo´E, Spurweite 760 mm, Baujahr 1957, Fabriknummer 1601 - noch im Dienst
  • Mixnitz-St.Erhard E4, Bauart Bo´Bo´E, Spurweite 760 mm, Baujahr 1963, Fabriknummer 2402 - noch im Dienst
  • StLB VL 11 - 16, Bauart Bo´Bo´De, Spurweite 760 mm, Baujahre 1964–1967, Fabriknummern 2836, 3260, 3618-3621 - VL 12, 13 und 16 noch im Dienst
  • Heraklith Ferndorf Lok 2, Bauart Co´De, Normalspur, Baujahr 1960, Fabriknummer 1976 - als Reserve 2010 noch vorhanden
  • StLB DE 1 - 2, Bauart Co´De, Normalspur, Baujahre 1964 u. 1965, Fabriknummern 2393 und 2854 - DE 2 noch im Dienst, DE 1 Ersatzteilspender
  • GKB V750.1 - 3, Bauart Co´De, Normalspur, Baujahre 1964, 1965 u. 1969, Fabriknummern 2852, 2853 und 3057 - 1995 verschrottet[7]

Literatur

  • Kurt Bauer: Struktur und Dynamik des illegalen Nationalsozialismus in der obersteirischen Industrieregion 1933/34. Wien 1998, speziell S. 28 ff. (Wien, Universität, Diplomarbeit 1998 (vollinhlatlich im WEB)).
  • Fritz Erben, Maja Loehr, Hans Riehl (Hrsg.): Die Österreichisch-Alpine Montangesellschaft. 1881–1931. Selbstverlag der Gesellschaft u. a., Wien u. a. 1931.
  • Otto Hwaletz: Die österreichische Montanindustrie im 19. und 20. Jahrhundert (= Studien zur Wirtschaftsgeschichte und Wirtschaftspolitik. Bd. 6). Böhlau, Wien u. a. 2001, ISBN 3-205-99086-2.
  • Oliver Rathkolb (Hrsg.): NS-Zwangsarbeit: Der Standort Linz der Reichswerke Hermann Göring-AG Berlin, 1938–1943. Böhlau, Wien u. a. 2001, ISBN 3-205-99417-5;
    • Band 1: Christian Gonsa, Gabriella Hauch, Michael John, Josef Moser, Bertrand Perz, Oliver Rathkolb, Michaela C. Schober: Zwangsarbeit – Sklavenarbeit: Politik-, sozial- und wirtschaftshistorische Studien.
    • Band 2: Karl Fallend: Zwangsarbeit – Sklavenarbeit in den Reichswerken Hermann Göring am Standort Linz. (Auto-)Biographische Einsichten.
  • Barbara Schleicher: Heißes Eisen. Zur Unternehmenspolitik der Österreichisch-Alpine-Montangesellschaft in den Jahren 1918–1933. Lang, Frankfurt am Main u. a. 1999, ISBN 3-631-33202-5 (Zugleich: Halle-Wittenberg, Universität, Dissertation, 1998: Im Schlepptau der deutschen Stahlindustrie.).

Einzelnachweise

  1. Reinhold Jagersberger: Herrenhäuser der Hammerherren, Radmeister und Eisenverleger in der Steiermark. Verlag für Sammler, Graz 2015 ISBN 978-3-85365-275-6 S. 35
  2. Helmut Wittmann (Red.): Das Buch der Murtalbahn. Hrsg.: Steiermärkische Landesbahnen – Direktion. Steiermärkische Landesbahnen – Direktion, 1994, ISBN 3-901474-02-1, S. 92.
  3. Müller, Prokop, Straka, Erhard, Moser, Böhm, Zehetner, Schindler: Die Lokalbahn Mixnitz - St. Erhard. Railway-Media-Group, Wien 2018, ISBN 978-3-902894-40-3.
  4. Werk- bzw. Industriebahnen in Österreich - Vergangenheit + Gegenwart - Seite 8. Abgerufen am 17. Januar 2022.
  5. Drehscheibe Online Foren :: 04 - Historisches Forum :: Damals beim Huntslauf am steirischen Erzberg (m18B). Abgerufen am 17. Januar 2022.
  6. Gottfried Aldrian, Andreas Konecnik: 150 Jahre Graz-Köflacher Bahn. Sutton Verlag, Erfurt 2010, ISBN 978-3-86680-701-3, S. 5455.
  7. EINST und JETZT - Bilder von der GKB - Seite 2. Abgerufen am 17. Oktober 2019.