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Berthold Viertel - Eine Biografie der Wiener Moderne
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  Theater |  309 Krieg erste Pläne machte, als Regisseur auf deutschsprachige Bühnen zurückzu- kehren, schrieb er seinem »alten Bekannten« Josef Luitpold Stern, der nach Großmanns Ausscheiden die Redaktion von Der Strom übernommen hatte : »Wir haben, vor 35 Jahren, an der Verwirklichung der Wiener Volksbühne gear- beitet. Ob wir je dazu kommen werden, diese Arbeit fortzusetzen ?«83 Als Berthold Viertel 1948 tatsächlich nach Wien zurückkehrte, setzte er seine Arbeit an keinem sozialistischen oder neuen Theater fort. Er kam im Ge- genteil als Burgtheaterregisseur nach Österreich zurück. Es erschien Viertel selbst »absurd«, dass es »geradezu«84 das alte, traditionsreiche und von ihm oft verachtete Burgtheater war, für das er nun »lebte und starb«. Wenige Monate vor seinem Tod schrieb er an Salka Viertel : »Das lässt sich nicht erklären, außer so, dass kein Mensch sich seinen Weg aussuchen kann, und dass man vom Leben so konsumiert wird, wie man eben verbrauchbar und verdaulich ist […].«85 Viertel versuchte als Gastregisseur, der nie in ein fixes Anstellungsverhältnis übernommen wurde, jedenfalls dieses Burgtheater endlich in »Fühlung mit der Kunst der Zeit« zu bringen. Diese Aufgabe wurde ihm dadurch erschwert, dass sich zwischen 1938 und 1945 neue Traditionen in dem alten Haus eingebürgert hatten, die Viertel unter dem Schlagwort »Reichskanzleistil« erfasste.86 Er behielt sich immerhin vor, Kontakt zu »sozialistischen« Theaterinstitutionen zu halten und besuchte als Zuschauer das Theater in der Scala beziehungswiese führte Regie an Bertolt Brechts jungem Berliner Ensemble. Dafür wurde er in Wien entsprechend scharf kritisiert. Trotz eigener Ambivalenzen in Bezug auf das »hochkulturelle« Burgtheater gelang es ihm aber zu vermitteln, was er selbst im Wien um 1900 und in seiner folgenden Karriere als Theaterschaffender als bereichernd und innovativ wahrgenommen hatte : Neue Dramatik  – nun vorwiegend aus dem englischspra- chigen Raum  –, die sich kritisch mit der Gesellschaft und ihren Problemen ausei- nandersetzte und sie aufstörte. So bewirkte er, jedenfalls auf der österreichischen Bühne der Nachkriegszeit einen »langsamen, aber entscheidenden Stilwandel«87. 83 BV an Josef Luitpold am 2. Februar 1946, H.I.N. 196588, Nachlass Josef Luitpold Stern, WBR. Stern dankte Viertel für seine Zeilen : »Die Jahre der Wiener Volksbühne stehen noch klar vor mir. Ich sehe Sie bei den Proben, mich bei der Fertigstellung der Strom-Nummern. […] Ob und wann endlich wir Wiener Boden wieder betreten, weiß niemand.« (Josef Luitpold Stern an BV, o.D., 69.2575, K41, A : Viertel, DLA). 84 BV an Alfred Polgar, 8. September 1948, 69.2087/1, K32, A : Viertel, DLA. 85 BV an Salka Viertel, 19. Mai 1953, 78.886/5, K35, A : Viertel, DLA. 86 BV, Der Reichskanzleistil, in : Kaiser/Roessler (Hg.), Viertel, Überwindung, 1989, 275–278. 87 Greisenegger, Das Theaterleben nach 1945, in : Aspetsberger u.a. (Hg.), Literatur der Nachkriegs- zeit, 1984, 223–240, 238 ; Roessler, Doppelkonfrontation, in : Thunecke (Hg.), Echo des Exils, 2006, 344–361 ; sowie Beiträge von Haider-Pregler, Braun, Deutsch-Schreiner und Glück, in : Theodor- Kramer-Gesellschaft (Hg.), Traum von der Realität, 1998, 216–284.
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Berthold Viertel Eine Biografie der Wiener Moderne
Titel
Berthold Viertel
Untertitel
Eine Biografie der Wiener Moderne
Autor
Katharina Prager
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20832-7
Abmessungen
15.5 x 23.2 cm
Seiten
368
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Ein chronologischer Überblick 7
  2. Einleitend 19
  3. 1. BERTHOLD VIERTELS RÜCKKEHR IN DIE ÖSTERREICHISCHE MODERNE DURCH EXIL UND REMIGRATION
    1. Außerhalb Österreichs – Die Entstehung des autobiografischen Projekts 47
    2. Innerhalb Österreichs – Konfrontationen mit »österreichischen Illusionen« 75
  4. 2. ERINNERUNGSORTE DER WIENER MODERNE
    1. Moderne in Wien 99
    2. Monarchisches Gefühl 118
    3. Galizien 129
    4. Jüdisches Wien 139
    5. Katholische Dienstmädchen 150
    6. Deutsche Kultur 161
    7. Luegers Wien 173
    8. Mitschüler Hitler 184
    9. Jugendliche Kulturanarchisten 196
    10. Familie Adler 209
    11. Studium 228
    12. Sexuelle Emancipation 245
    13. Karl Kraus 268
    14. Theater 291
    15. Erster Weltkrieg 310
    16. Nachsatz 333
    17. Archivalien 336
    18. Dank 342
    19. Literaturverzeichnis 344
    20. Bildnachweis 358
    21. Personenregister 359
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