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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 19 Vor allem US-amerikanische Soziologen wie Philip Selznick dachten die Weberschen Ideen rationaler Ordnung nach 1945 weiter. Sie konzentrierten sich dabei jedoch nicht ausschließlich auf die rationalen Dimensionen organisatorischen Verhaltens. Letztere  – so Selznick  – »remain at once indispensable to the continued existence of the system of coordination and at the same time the source of friction, dilemma, doubt, and ruin«.5 Damit verweist Selznick bereits auf eine prozessuale Entwicklung von Institutionen, die er zunächst noch als adaptive social structures umschreibt. Gleichzeitig lässt sich hierin eine Annäherung an Emil Durkheims struktural-funktionalistischen Institutionenan- satz (Glaubensvorstellungen und Verhaltensvorstellungen als Institution, die über Be- rufskooperationen in der Gesellschaft wirksam werden) erkennen.6 Später konkretisiert Selznick die Auffassung der schrittweisen Institutionalisierung ursprünglicher Organi- sationen als einen vorwiegend durch soziale Kräfte (social forces) gesteuerten Prozess. Allerdings gilt es dabei zu berücksichtigen, dass Institutionen in ihrer Genese nicht im- mer zwangsläufig einer zeitlich vorausgehenden Organisation bedürfen.7 Der zentrale Sinngehalt dieses Institutionalisierungsprozesses erschließt sich für Selznick in der all- mählichen Durchdringung einer Organisation mit Werten (infuse with value).8 Dement- sprechend nehmen in der von ihm weithin grundgelegten (älteren) Institutionentheorie values einen zentralen Platz ein. Die Analyse dieser Werte setzt einen Schwerpunkt auf deren jeweilige Verankerung sowie Wirkmächtigkeit in der Organisationskultur und in deren sozialer Struktur.9 Mit der Verinnerlichung von Werten erwächst innerhalb der Institution das Gefühl einer eigenständigen Persönlichkeit mit einer abgrenzba- ren Identität (»as an organization acquires a self, a distinctive identity, it becomes an institution«).10 Im Gegensatz zu den nach Weber rational administrativen, auf Effizienz hinzielenden Aufgaben einer Organisation gleicht sich im Zuge dieses Institutionali- sierungsprozesses die Organisation an das Streben interner Akteure und an die values der sie umgebenden Gesellschaft an.11 Der schwedische Soziologe Nils Brunsson hat Ende der 1980er Jahre bereits provokant darauf hingewiesen, dass unter Umständen 5 Selznick 1948, Foundations, 25. 6 Durkheim 1992/1930, Arbeitsteilung, 55, 69–75. 7 Rehberg 2002, Institutionalismus, 42. 8 Selznick 1957, Leadership, 16f. 9 Selznick 1996, Institutionalizm, 271. 10 Selznick 1957, Leadership, 21 ; ähnlich argumentiert Charles Perrow in seinen Überlegungen zur Theorie der Institutionen, »that at least some organizations do take on a life of their own«, Perrow 1979, Organizations, 184. 11 »The process of institutionalization is the process of organic growth, wherein the organization ad- apts to the strivings of internal groups and the values of the external society«, Perrow 1979, Orga- nizations, 186.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Titel
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Untertitel
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Autor
Kurt Scharr
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
447
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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