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Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 25
allem durch ihre »symbolische Darstellung von Ordnungsprinzipien«
– den erwähnten
Leitideen
– hinein.43
Ohne die Kritik an der Modernisierungstheorie hier außer Acht lassen zu wollen44,
erscheint im Fall der Bukowina der zunächst wertfreie zeitlich-räumliche Kontext je-
ner mit Ende des 18. Jahrhunderts einsetzenden Neuerungen und Umbrüche von Be-
deutung.45 Die Region geriet dergestalt durch die ›erfolgreiche‹ Umorientierung ihrer
staatlichen Zugehörigkeit bis in die Zwischenkriegszeit hinein aus zeitgenössischer
Wahrnehmung zum Vor- bzw. Gegenbild eigener Entwicklung (etwa in Bezug auf das
rumänische Altreich/Regatul vechi vor 1918 oder die Nachbarländer der Bukowina
wie Galizien-Lodomerien bis 1918). Die Modernisierung der Bukowina während des
19. Jahrhunderts verlief asynchron, auf verschiedenen Ebenen, z. T. erheblich segmen-
tiert. Sie unterscheidet sich damit kaum von anderen peripheren Teilräumen des Habs-
burgerreiches. Während in administrativer Hinsicht mit der von Wien aus kontrol-
lierten Zentralverwaltung der ersten Periode österreichischer Herrschaft (1774–1786)
entscheidende Grundsteine für die spätere Entwicklung gelegt wurden (u.a. gerade
eben in der Schaffung des Religionsfonds), leitete die Eingliederung dieser Provinz ins
habsburgische Königreich Galizien-Lodomerien (1786–1849) zunächst eine hauptsäch-
lich politisch verursachte Stagnationsphase ein.46 Erst mit der Erhebung der Bukowina
zum Kronland 1849 und der neuerlich einsetzenden inneren Ausgestaltung einer ge-
wissen Selbstverwaltung beschleunigte sich die Modernisierung. Parallel dazu gewann
die wachsende Intensität der Bindung dieses Raumes gegenüber Wien an prägendem
Einfluss.47 Technische Innovationen wie die Verbindung mit dem europäischen Eisen-
bahnnetz lösten zusätzlich Peripherisierungsprozesse aus, verstärkten bestehende, oder
–
wie im Falle der Forstwirtschaft in Jakobeni – schwächten diese durch nunmehr über
die Infrastruktur erschlossene Marktzugänge entscheidend ab. Sie zeitigten dabei nicht
selten erhebliche Auswirkungen auf die nur wenig konkurrenzfähigen regionalen sozio-
ökonomischen Strukturen.48 Der weitgehende Zusammenbruch der kleinstrukturierten
privaten Bergbauindustrie von Jakobeni im südlichen Landesteil der Bukowina belegt
dies eindrücklich. Nur der finanziell gut ausgestattete Großgrundbesitz – und dazu ist
auch der Religionsfonds zu zählen – mit seinem erheblichen politischen Einfluss und
43 Rehberg 2002, Institutionalismus, 47.
44 Berger 1996, Modernisierungstheorie ; ders. 1986, Moderne. Sundhaussen 1993, Modernisierung.
45 Zum Epochenbegriff und zur Moderne vgl. Osterhammel 2009, Verwandlung, 88f.
46 Scharr 2010, Landschaft.
47 Lemberg unterstreicht diese wechselseitige Verknüpfung besonders ; Lemberg 2005, Imperien, 30 ;
auch Suppan 2005, Imperien.
48 Kaps 2009, Peripherisierung.
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Titel
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Untertitel
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Autor
- Kurt Scharr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 447
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439