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26 Einleitung
innovativen Potential war schließlich in der Lage, entsprechende Investitionen zu täti-
gen und die Vorteile der Modernisierung für sich gezielt zu nutzen.49
Der gr.-orient. Religionsfonds der Bukowina als ›parastaatliche‹, jedoch kirchlich
kontrollierte und als eine in ihrer Anlage ›ständische‹ Institution vereinte in sich über
mehr als ein Jahrhundert lang die gesamtgesellschaftlichen Aspekte regionaler Moder-
nisierung. Mehr noch, die Institution des Fonds selbst war einer ihrer wesentlichen
Motoren. Der Fonds gehörte zu jenen institutionellen Mechanismen, derer sich das
Habsburgerreich zur Stabilisierung seiner Herrschaft konsequent bediente.50 Mit der
Nationalisierung dieser Institution begannen indes die zentrifugalen Kräfte an Gewicht
zu gewinnen. Die ursprüngliche auch über den Fonds gesellschaftlich implementierte
Integrationsidee wandelte sich über sozial und national konnotierte Exklusion in der
Politik des Religionsfonds in einen gegenteilig gesetzten Eckstein aufdämmernder Des-
integration des Imperiums.51
Dementsprechend umschreibt die ältere Institutionentheorie in einer ihrer auf Weber
zurückgehenden Grundaussagen die rationale Ordnung des Staates bzw. seiner Büro-
kratie.52 Das gilt in der Grundintention und in einem anderen Maßstabe im Allgemei-
nen freilich ebenso für den Josephinischen Religionsfonds (als quasi Verlängerung des
Staates). Im gr.-orient. Religionsfonds der Bukowina gerinnt während des 19. Jahrhun-
derts allmählich im Zusammenwirken von ursprünglich organisatorischer Bürokratie,
zunehmender Personalität (Akteure) und sich festigender sozialer Strukturen über die
schrittweise Aufladung mit Werten eine für die gesamte Region formende, wenn nicht
gar in weiten Bereichen bestimmende Institution. Anfänglich gesetzte technische Ziele
zur Ausführung der Verwaltung bzw. der weiteren Landesorganisation, an der sich auch
der Fonds zu beteiligen hatte, verloren ihre zunächst dominante Stellung innerhalb
der Institution. Sie teilten diese in steigendem Maße mit value und einer moralischen
Integrität, die sowohl vom Staat als auch den Akteuren innerhalb der Institution des
Fonds (wenn auch nicht immer im Gleichklang) eingefordert wurde. Der politischen
49 Scharr 2013, Religionsfonds.
50 Vgl. das Forschungsprojekt ›Empires‹ (Fachbereich Geschichte Universität Hamburg, 2006–2008,
Leitung : Hirschhausen/Leonhard) [http://www1.geschichte.uni-hamburg.de/de/forschung/for
schungsprojekte/empires.html].
51 In der jüngeren Imperienforschung vgl. Leonhard (Hg.) 2011, Empires.
52 »The chief merit of bureaucracy is its technical efficiency, with a premium placed on precision, speed,
expert control, continuity, discretion, and optimal returns on input […] through sentiment forma-
tion, emotional dependence upon bureaucratic symbols and status, and affective involvement in
spheres of competence and authority, there develop prerogatives involving attitudes of moral legiti-
macy which are established as values in their own right, and are no longer viewed as merely techni-
cal means for expanding administration« ; Merton 1940, Structure, 561 u. 565.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Titel
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Untertitel
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Autor
- Kurt Scharr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 447
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439