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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 39 am 26. Juli 1782, gründete Joseph  II. die Geistliche Hofkommission und bestimmte sie zur zentralen Administration des frei gewordenen Kirchenvermögens.29 Eine gänzliche Abhängigkeit der Kirche von der Staatsgewalt war in den katholischen Ländern kaum durchsetzbar30, wohl aber eine unter anderem auch über den Religionsfonds ausgeübte zentrale Kontrolle. Über die Institution des Religionsfonds gelang es dem Staat letztlich, sowohl die Bischöfe als auch die Klöster nahezu zur Gänze aus der Verwaltung des Kir- chenvermögens hinauszudrängen.31 Spätere Novellen des Religionsfonds ermöglichten indes eine gewisse, wenngleich immer noch durch das letztliche Entscheidungsrecht der staatlichen Behörden nach wie vor maßgeblich kontrollierte Mitsprache kirchlicher In- stitutionen wie etwa der Konsistorien bei der Mittelverwendung.32 Die theoretischen Grundlagen dafür aus staatskirchenrechtlicher Sicht hatte Paul Jo- seph Riegger (1705–1775) aufbereitet. Demnach war mit diesem Schritt, die Kirchen- güter einer staatlichen Aufsicht zu unterstellen, die »Freiheit des Staates von der Kir- che« wieder hergestellt. Die Rechte und die Pflichten des Herrschers wurden sinngemäß durch den Staat wahrgenommen.33 Der zeitweise aus Kirchenkreisen geäußerte Vor- wurf, damit lediglich Kapital »auf kirchlicher Seite aufzulösen […] um [es] auf staatli- cher Seite in großen Fonds anzuhäufen oder auf kirchlicher Seite zu atomisieren«34, ist in dieser Form kaum haltbar. Selbst gegenüber dem Josephinismus kritische Stimmen verweisen darauf, dass mit dem Religionsfonds das Kirchengut keineswegs der Kirche entfremdet wurde, im Gegenteil, die Mittelverwendung streng zweckgebunden »ganz allein zur Beförderung der Religion, und des damit so eng verknüpften und so schul- digen Besten des Nächsten verwendet werden«.35 Das erlöste und dem Religionsfonds zugewiesene Kapital36 war in seiner rechtlichen Natur als ›fideikommissarisch‹ zu sehen, wonach »das ganze geistliche Vermögen nach dessen echtem Ursprung und Endzweck, auch nach dem wahren Geist der Kirche als ein für das Beste des Seelenheils und der Armuth bestimmtes Patrimonium anzusehen sei, wovon die geistlichen Individuen und 29 Errichtung des ›geistlichen Ökonomats‹, Österreichische Zentralverwaltung II/4, 74–79 ; abgedruckt in Klueting (Hg.) 1995, Josephinismus, 298 (Nr. 124). 30 Rieser 1963, Geist, XI ; Aretin 1985, Josephinismus, 521. 31 Hörtnagl 1950, Stellung, 106. 32 Im Zuge der Reformen nach 1848 und des Konkordats von 1855 wurde den Bischöfen ein Recht auf Einsicht in das Gebaren des Fonds gewährt jedoch kein unmittelbarer Einfluss darauf. Hussarek 1909, Religionsfonds, 94. 33 Seifert 1973, Riegger, 274 u. 345f. 34 Rieser 1963, Geist, 43 ; in der Argumentation ähnlich Zenker 1909, Kirche, 47. 35 Brunner 1874, Joseph  II., 200 u. 225 ; a. d. Kabinettschreiben Joseph  II. a. Graf Blümegen 27.II.1782, zit. nach Hussarek 1909, Religionsfonds, 92. 36 Im Detail vgl. die Auflistung der ursprünglichen Religionsfondszuflüsse mit den entsprechenden Hofdekreten bei Helfert 1825², Kirchenvermögen, § 105.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Titel
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Untertitel
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Autor
Kurt Scharr
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
447
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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