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Historische Aufzeichnungen
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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40 Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung Gemeinden nur für ihre standesgemäße Nothdurft Fruchtnießer sind und die sichere Verwendung des Ueberschusses für ersterwähnte Hauptbestimmung dem Landesfürsten als obersten Kirchenvogte und Wächter der Canonen gebührt«.37 Diese Formulierung ließ freilich einen gewissen Spielraum in der Mittelverwendung offen, wie am Beispiel der Bukowina noch zu zeigen sein wird.38 Die Rechtsverhältnisse, also die Frage wem nun letztlich das Eigentum an diesem im katholischen Religionsfonds gelagerten Kir- chenvermögen zustand, blieben de facto ungeklärt. So befand sich im zeitgenössischen Rechtsverständnis der Religionsfonds doch weder »im Eigentum des Staates, eben so wenig aber in dem der Gesamtkirche oder kirchlicher Institute«39, und das, obwohl das Konkordat von 1855 (Artikel 21) theoretisch das Eigentumsrecht der katholischen Kir- che an diesem Vermögen anerkannte. Der Staat übte jedoch weiterhin die Verwaltung aus, so blieb als kleinster gemeinsamer Nenner das  – juristisch etwas verklausulierte  – Verständnis vom »eigentümlichen Rechtsstatus des Fonds als selbständiges Zweckver- mögen mit stiftungsartigem Charakter« weiterhin existent.40 Der katholische Religionsfonds in den deutschen Erblanden41 stellte sich in seiner Umsetzung als ein praktisch schwer handzuhabendes Kompositum aus 14 verschiede- nen Provinzialfonds jedoch  – zumindest theoretisch  – unter einheitlicher Disposition durch den Staat dar.42 Die von Joseph  II. anfänglich strikt eingeforderte Universalität 37 Hock & Bidermann 1879, Staatsrath, 418. 38 Für den katholischen Religionsfonds bis in die Mitte des 19.  Jahrhunderts bietet Helfert (²1825, Kirchenvermögen, §§ 116–127) eine Übersicht zur zweckgebundenen Mittelverwendung. 39 Hussarek 1909, Religionsfonds, 95 ; Rajšp 2002, Religionsfonds, 434 ; auch für die Republik Öster- reich nach 1918 blieb diese Rechtsfrage im Grunde unbeantwortet ; Gross 81922, Lehrbuch, 350 u. 360ff.; Ritter 1954, Vermögensverwaltung, 80ff. Faktisch war das Vermögen des Fonds durch den Krieg und die Inflation arg geschädigt. Die Finanzierung der Kirche musste daher durch das Konkordat von 1933 neu geregelt werden. Der Religionsfonds selbst wurde 1939 mit der Einführung der Kirchensteuer durch das Deutsche Reich kassiert, womit auch die Aufhebung der staatlichen Patronatsverpflichtung verbunden und der Fonds 1940 de facto aufgelöst worden war ; Schwarz 2007, Verhältnis, 485f.; Bandhauer-Schöffmann 2004, Entzug, 39ff.; de jure jedoch kommt der katholische Religionsfonds in Österreich (nach der formalen Wiedereinsetzung durch den Staatsver- trag 1955, Art. 26) erst 1988 zur Auflösung ; vgl. Bundesgesetz v. 22.I.1988 betreffend die Auflösung der Religionsfonds-Treuhandstelle, BGBl. Nr. 98/1988. Damit verpflichtete sich jedoch die Republik Österreich zu regelmäßigen Zahlungen an die Kirche(n) aus dem laufenden Budget. 40 Binder 1999, Religionsfonds, Spalte 1049. 41 In Ungarn mussten die diesbezüglichen Reformgesetze noch durch Joseph  II. aus innenpolitischer Rücksichtnahme weitestgehend zurückgenommen werden ; Franz 1908, Studien, 123. 42 Hock & Bidermann 1879, Staatsrath, 416 ; vgl. die Detailstudie von Franz (1908, Studien) am Beispiel des Breisgaus. Böhmen, Mähren, Oesterreich Ob der Enns / Unter der Enns, Steuermarkt, Kärnthen, Krain, Görz und Gradiska, Tyrol, Vorarlberg, Vorderösterreich, Ost- / West-Galizien ; Sum- marium. Uiber den reinen Ertrag aller mit Ende Oktober 1801 in der eigenen Verwaltung sowohl, als Open Access © 2020 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Titel
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Untertitel
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Autor
Kurt Scharr
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
447
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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