Seite - 41 - in Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 41
des Religionsfonds, dem Prinzip der staatsweiten Vereinheitlichung folgend, nahm in
keiner Weise Rücksicht auf die »so bunt gewürfelten Bestandteile« der deutsch-öster-
reichisch-böhmischen Länder dieser Zeit.43 Das führte in Konsequenz für den Fonds
zu einer kaum mehr überblickbaren Verwaltungsstruktur. Ein interner Finanzausgleich,
das heißt, die wechselseitige Unterstützung der Provinzialreligionsfonds, förderte zu-
dem die Zentralisierung. Im Jahr 1794 kam es folglich zur Gründung einer Zentralreli-
gionsfondskasse, die allerdings nur bis 1802 Bestand hatte.44 Im gleichen Jahr übertrug
Wien die katholischen Religionsfonds in die Verantwortung der Behörden auf Landes-
ebene. Die Defizite deckte die Staatskasse. Damit waren in erster und zweiter Instanz die
Kreisämter sowie Landesbehörden für die katholischen Religionsfonds zuständig, was in
Konsequenz zu deren politischer Marginalisierung auf Landesebene beitrug.45
Den mit der in umfassender Weise aufgenommenen Kirchenreform wachsenden Fi-
nanzbedarf – so stellte sich alsbald heraus – war dieser Fonds allerdings nur leidlich in
der Lage zu decken, sodass innerhalb weniger Jahre eine zweite Welle von Klosteraufhe-
bungen und Gesetzen zur Besteuerung geistlichen Vermögens folgten. Unter anderem
sollten nunmehr mit der seit 1787 eingehobenen Religionsfondssteuer neben den zent-
ralen Aufgaben des Fonds im Hinblick auf die Kirche endgültig auch die langfristige Fi-
nanzierung der Schulen sowie der Pfarr- und Diözesanregulierung sichergestellt sein.46
Die dadurch regelmäßig eingeforderten Zahlungen an den Religionsfonds empfanden
besonders die Bischöfe als einen »drückenden Beytrag«.47 Wenn der Fonds auch der
hohen Geistlichkeit als ein persönlicher Nachteil und Machtverlust erschien, so stand
nunmehr doch der Staat durch die mit dem Fonds an sich gezogenen Aufgaben der Kir-
che gegenüber in der Pflicht. Der mit dem Religionsfonds geschaffene Modus war besser
in der Lage diese zu erfüllen, als es die regional unterschiedlichen Partikularinteressen
kirchlicher Institutionen ermöglicht hätten. Eine gänzliche Sequestrierung der kirch-
lichen Institute hingegen hätte hier wahrscheinlich ein für die Kirche in Konsequenz
wesentlich ungünstigeres Verhältnis hergestellt.48 Von Seiten der Weltpriesterschaft, die
in der Verpachtung befindlichen sämmtlichen Fonds Güter in den deutsch erbländischen Staaten, dann
in der Buccowina, und in Ost- und Westgallizien ; ÖSTA-HHSTA Faßbender Karton 6 Fasz. XII/MS/
XIII/1.
43 Franz 1908, Studien, 261.
44 Hussarek 1909, Religionsfonds, 93.
45 Die Religionsfondskasse unterstand dem Cameral-Zahlamt. Die Zahlungsabwicklungen hatten je-
doch nach 1802 die jeweiligen Kreisämter zu tätigen ; Helfert ²1825, Kirchenvermögen, § 107 u. §
180 ; Gross 81922, Lehrbuch, 361f.
46 Franz 1908, Studien, 119f. u. 254.
47 Bernhauer 1989, Kirche, 646.
48 Franz 1908, Studien, 252.
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Titel
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Untertitel
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Autor
- Kurt Scharr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 447
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439