Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Seite - 48 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 48 - in Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus

Bild der Seite - 48 -

Bild der Seite - 48 - in Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus

Text der Seite - 48 -

48 Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung von Klostergeistlichen im Besonderen ohnedies kaum einen Nutzen für den modernen Staat erkennen. Aus seiner Sicht führten die Mönche ein »lockeres, säuisch, mäßig und müßiges Leben […] in der größten Unwissenheit«, zudem würden sie ihre Untertanen »unmenschlich« behandeln.30 Splény hatte in seiner Landescharakteristik bereits den Nachteil einer »Vermischung der geistlichen Jurisdiction des dies- und jenseithigen Cordons« für den Staat hervor- gehoben. In Hinsicht auf das Klostervermögen der Bukowina trat Splény für eine Kon- fiszierung desselben ein.31 Sein Nachfolger Enzenberg schlug daher vor, das formelle Einverständnis des Patriarchen von Konstantinopel vorausgesetzt, eine von Jassy un- abhängige Diözese der Bukowina zu gründen. Dem Bischof von Radautz war dabei die Jurisdiktion in ecclesiasticis vollständig zu überlassen. Im Gegenzug sollte ihm jedoch »alle Gelegenheit benommen werden, auf dass er sich mit weltlichen Dingen und öko- nomischen Gegenständen, die sich mit dem heiligen Wesen unmöglich vereinbaren können, abzugeben nicht gemüßigt wäre«. Klostergüter wie bischöflichen Besitzungen wären allerdings einzuziehen und eine Erstattung ab arario zu leisten.32 Der in österrei- chischen Diensten stehende und bereits in Wien ausgebildete Basilius Balsch riet zur Einrichtung eines Konsistoriums, das sich  – finanziert durch die zusammengeführten Klostereinkünfte  – um die innere Kirchenverwaltung kümmern sollte.33 Unter dem Vor- sitz des Bischofs von Radautz, dem Mitwirken der Klostervorsteher sowie zweier welt- licher Räte hätte dieses Gremium seiner Meinung nach der kirchlichen Zersplitterung entgegenzuwirken, aber ebenso die Wirtschaftsagenden zusammenzuziehen.34 Damit war die Grundidee des gr.-orient. Religionsfonds für die Bukowina zeitlich noch vor der Einrichtung des katholischen Fonds formuliert worden. Die Umsetzung des Vorhabens musste indes aus verschiedenen Gründen aufgescho- ben werden. Auf mehrfaches Drängen der Wiener Stellen, besonders des Staatskanzlers Kaunitz, hatte die Bukowiner Distriktseinrichtung außenpolitisch in dieser Angelegen- heit auf die Pforte und den Fürsten der Moldau Rücksicht zu nehmen. Dort wollte man angesichts der kritischen Lage, in der sich das Osmanische Reich seit 1774 befand, allen Neuerungen, welche auch die eigenen Untertanen betroffen hätten (und dazu gehörte 30 Scharr 2004, Karpaten, 67 ; die Originalarbeiten von Hacquet sind online unter Austrian Litera- ture online [http://www.literature.at/default.alo] zugänglich. 31 »Meiner Meinung nach könnte bei der Klostergeistlichkeit füglich alles fiscalisch angesehen werden, was selbe über erste Fundation an Einkünften besitzen« ; zit. nach Grigorovici (Hg.) 1998, Buco- vina, 78 u. 182f. 32 Enzenberg (s. Anm. 19) ; zit. nach Zieglauer 1893, Bilder I, 146f. 33 Balsch geriet durch seine Tätigkeit und Eigeninitiative in eine Konfliktlage zum Landesverwalter und dem Bischof ; vgl. Scharr 2010, Landschaft, 154 ; Ceauşu 2007, Iluminist, 122–130. 34 Balsch nach Polek 1895, Reisen, 107. Open Access © 2020 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
zurück zum  Buch Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus"
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Titel
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Untertitel
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Autor
Kurt Scharr
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
447
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949