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48 Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung
von Klostergeistlichen im Besonderen ohnedies kaum einen Nutzen für den modernen
Staat erkennen. Aus seiner Sicht führten die Mönche ein »lockeres, säuisch, mäßig und
müßiges Leben […] in der größten Unwissenheit«, zudem würden sie ihre Untertanen
»unmenschlich« behandeln.30
Splény hatte in seiner Landescharakteristik bereits den Nachteil einer »Vermischung
der geistlichen Jurisdiction des dies- und jenseithigen Cordons« für den Staat hervor-
gehoben. In Hinsicht auf das Klostervermögen der Bukowina trat Splény für eine Kon-
fiszierung desselben ein.31 Sein Nachfolger Enzenberg schlug daher vor, das formelle
Einverständnis des Patriarchen von Konstantinopel vorausgesetzt, eine von Jassy un-
abhängige Diözese der Bukowina zu gründen. Dem Bischof von Radautz war dabei die
Jurisdiktion in ecclesiasticis vollständig zu überlassen. Im Gegenzug sollte ihm jedoch
»alle Gelegenheit benommen werden, auf dass er sich mit weltlichen Dingen und öko-
nomischen Gegenständen, die sich mit dem heiligen Wesen unmöglich vereinbaren
können, abzugeben nicht gemüßigt wäre«. Klostergüter wie bischöflichen Besitzungen
wären allerdings einzuziehen und eine Erstattung ab arario zu leisten.32 Der in österrei-
chischen Diensten stehende und bereits in Wien ausgebildete Basilius Balsch riet zur
Einrichtung eines Konsistoriums, das sich – finanziert durch die zusammengeführten
Klostereinkünfte
– um die innere Kirchenverwaltung kümmern sollte.33 Unter dem Vor-
sitz des Bischofs von Radautz, dem Mitwirken der Klostervorsteher sowie zweier welt-
licher Räte hätte dieses Gremium seiner Meinung nach der kirchlichen Zersplitterung
entgegenzuwirken, aber ebenso die Wirtschaftsagenden zusammenzuziehen.34 Damit
war die Grundidee des gr.-orient. Religionsfonds für die Bukowina zeitlich noch vor der
Einrichtung des katholischen Fonds formuliert worden.
Die Umsetzung des Vorhabens musste indes aus verschiedenen Gründen aufgescho-
ben werden. Auf mehrfaches Drängen der Wiener Stellen, besonders des Staatskanzlers
Kaunitz, hatte die Bukowiner Distriktseinrichtung außenpolitisch in dieser Angelegen-
heit auf die Pforte und den Fürsten der Moldau Rücksicht zu nehmen. Dort wollte man
angesichts der kritischen Lage, in der sich das Osmanische Reich seit 1774 befand, allen
Neuerungen, welche auch die eigenen Untertanen betroffen hätten (und dazu gehörte
30 Scharr 2004, Karpaten, 67 ; die Originalarbeiten von Hacquet sind online unter Austrian Litera-
ture online [http://www.literature.at/default.alo] zugänglich.
31 »Meiner Meinung nach könnte bei der Klostergeistlichkeit füglich alles fiscalisch angesehen werden,
was selbe über erste Fundation an Einkünften besitzen« ; zit. nach Grigorovici (Hg.) 1998, Buco-
vina, 78 u. 182f.
32 Enzenberg (s. Anm. 19) ; zit. nach Zieglauer 1893, Bilder I, 146f.
33 Balsch geriet durch seine Tätigkeit und Eigeninitiative in eine Konfliktlage zum Landesverwalter
und dem Bischof ; vgl. Scharr 2010, Landschaft, 154 ; Ceauşu 2007, Iluminist, 122–130.
34 Balsch nach Polek 1895, Reisen, 107.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Titel
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Untertitel
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Autor
- Kurt Scharr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 447
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439