Seite - 58 - in Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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58 Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung
Quadratmeilen der Bukowina in den Religionsfonds. Das waren mehr als zwei Drittel
der Landesfläche.82 Von der 1837 laut Katastralerhebung ausgewiesenen produktiven
bzw. landwirtschaftlich nutzbaren Fläche der Provinz mit knapp mehr als 1,7 Millionen
niederösterreichischen Joch zählten 1854 immerhin noch etwas mehr als 505.000 in den
dominikalen Besitz des gr.-orient. Religionsfonds. Die Dominien des Kameralärars als
zweitgrößtem Grundbesitzer der Bukowina erreichten davon, weit abgeschlagen, nur
knapp 142.000 Joch.83 Berücksichtigt man zudem die mit der Gründung des Fonds
schon erwähnten rechtlichen Zugriffsmöglichkeiten Wiens, so ergaben sich daraus für
den Zentralstaat in der Bukowina beträchtliche und direkt einsetzbare Machtmittel zur
Gestaltung der Provinz.
Die praktische Implementierung vor Ort, »die Berichtigung des geistlichen Wesens
und ihres Vermögensstandes« durch die Landesverwaltung zog sich indes noch Monate
nach der Entscheidung Josephs II. hin und verlangsamte nicht unerheblich die weitere
Landeseinrichtung insgesamt.84 Das erklärt mithin die vergleichsweise späte Vorlage des
geistlichen Regulierungsplanes der Bukowina. Die Verzögerungen in der Einsetzung des
Religionsfonds durch die mannigfachen Bedenken des Bischofs und des Konsistoriums,
die vielfach in einem anderen Rechtsverständnis gründeten, hatten letztlich Wien von
der dringenden Notwendigkeit einer grundlegenden Regulierung des Klerus und seiner
Ausbildung überzeugt.85 Ein wesentlicher Anteil am Zustandekommen des Planes kam
dabei, nach Einschätzung des rumänischen Historikers Mihai Şt. Ceauşu, dem Buko-
winer Bojar Basilius Balsch zu. Joseph II. war während der Bereisung der Bukowina
auf den jungen Balsch aufmerksam geworden und hatte ihn als Konzipist zur weiteren
Ausbildung in den Hofkriegsrat geholt.86
Minutiös werden im geistlichen Regulierungsplan unter anderem die Größen sowie
die Anzahl der neu zu ordnenden Pfarrgemeinden (jeweils abhängig von der Anzahl
der dort siedelnden Familien), Ausbildung sowie Aufgaben der Popen, ihre Rechte bis
hin zu den benötigten Kleidungsstücken, deren Kosten und deren Finanzierung gere-
82 Kaindl 1896, Kaiser, 14.
83 Ficker (Hg.) 1854, Darstellung, 11 u. 13.
84 Enzenberg a. Hadik, Czernowitz v. 12.XI.1783, zit. nach Wickenhauser 1890, Molda IV, 96ff.
85 Der Kaiser hatte nicht nur eine gediegene Religionsausbildung verlangt : »Auch muß von Karlowitz
folglich ein geschickter, wohldenkender, der wallachischen Sprache gut kundiger, und in dem grie-
chischen Religionsunterricht wohl erfahrener Mann hierher geschickt werden um sowohl dem
Bischofe […] als auch dem Consistorio und den Landes-Einwohnern die ächten Begriffe dersel-
ben beyzubringen« ; ÖSTA-HHSTA Kabinettskanzlei Bd. 27 (1783), 440, a. Hadik Czernowitz v.
19.VI.1783.
86 ANR-B HKR XII/89/1783, zit. nach Ceauşu 2007, Iluminist, 133 u. 144f.; zuvor Ceauşu 1998, Bu-
covina, 109.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Titel
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Untertitel
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Autor
- Kurt Scharr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 447
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439