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Historische Aufzeichnungen
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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78 Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung wendiges sowie diplomatisch überaus heikles Unterfangen eingelassen, die »äußerst laue Rechtspflege des moldauer Divanes« begünstigte zudem die Pächter, gegenüber denen man vor Ort praktisch keine Handhabe bei Nichteinhaltung des Vertrages besaß.123 Die Idee eines »vortheilhaften Austausches« mit Moldauern diesseits des Cordons hingegen bedurfte geschickter Verhandlungen mit dem Fürsten der Moldau, für man zeitweise einen eigenen Hofagenten nach Jassy beorderte.124 Letztlich versprachen die sich seit 1785 bereits über Jahre hinziehenden Gespräche und Interventionen nur wenig Aussicht auf Erfolg. Ungeachtet dessen blieb der Gütertausch bei momentaner Beibehaltung des Pachtsystems als provisorische Lösung im Blickfeld der Wiener Behörden. Man erhoffte sich durch den Frieden von Sistowa und dem Ende des (letzten) österreichisch-türki- schen Krieges 1791 einen positiven Ausgang der in Jassy noch offenen Anliegen.125 Dieser zögerlichen Haltung  – die wohl in einem nicht geringen Maße den geo- wie innenpolitischen Umständen, in denen sich das Habsburgerreich um die Jahrhundert- wende befand, geschuldet war  – trachtete Kaiser Franz  II. ein Ende zu setzen. Aus sei- ner Sicht hatte die zuständige Behörde diese Liegenschaften des Religionsfonds zum »möglich vorteilhaftesten Kaufschilling« abzugeben.126 Diesem Entschluss folgend lei- tete Wien Verhandlungen und diplomatische Gespräche mit dem für die Außenbezie- hungen der Pforte beauftragten Reis Effendi ein.127 In Baron Theodor von Mustazza, dessen Ansitz in Sadagóra lag und der als vormaliger Bojar seit 1794 zum anerkannten Adelsstand der Bukowina gehörte128, hatte sich alsbald ein Interessent gefunden, der die Liegenschaften geschlossen zu erwerben trachtete. Ein erstes 1797 ausgesprochenes Kaufvorhaben des Barons wurde umgehend auf allerhöchsten Befehl wieder rückgängig gemacht.129 Es stand die Option offen, dass eventuell in Gesprächen über den Inter- nuntius Baron von Herbert und den Reis Effendi alle Güter direkt an die Pforte gehen könnten. Istanbul hatte dazu dem Fürsten der Moldau bereits Vollmachten erteilt.130 Der Internuntius hatte Mustazza zudem ein schlechtes Zeugnis ausgestellt und ihn als we- 123 ÖSTA-FHKA Domänen Fasz. 10/1.830 Gutachten Copia a. Erzherzog Karl v. 24.III.1803. 124 DACZ 29/1/42 Copia einer HKR Verordnung, Wien v. 15.X.1785, fol. 12. 125 ÖSTA-HHSTA Staatskanzlei Bukowina alt 1 (Karton), geheime Hof- und Staatskanzlei, Wien v. 22.III.1802. 126 ÖSTA-FHKA Domänen Nr. 073 Fol. 6-Exp. 1/1 Veräußerung der in der Moldau gelegenen Staatsgü- ter des Bukowiner Religionsfonds, Vortrag u. Resolution v. 29.XII.1797. 127 ÖSTA-FHKA Domänen Nr. 075 Fasz. 10–28/78, geheime Hof- und Staatskanzlei, Wien 8.I.1801 ; Fasz. 10 Exp. 91–10058/1489 geheime Hof- und Staatskanzlei, Wien v. 12.VI.1801. 128 Anonymus 1857, Poczet, 310. 129 ÖSTA-FHKA Domänen Fasz. 10/1.816 Gutachten Copia a. Erzherzog Karl v. 24.III.1803. 130 ÖSTA-FHKA Domänen Fasz. 10/1.816 Nr. 028, ostgalizisches Gubernium a. Hofkammer 5.XII.1800 ; Note Hof- und Staatsvizekanzler a. Hofkammer v. 5.I.1801 ; Nr. 18, Sitzung v. 24.II.1801 ; Nr. 91, Sitzung v. 17.VI.1801. Open Access © 2020 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Titel
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Untertitel
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Autor
Kurt Scharr
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
447
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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