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78 Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung
wendiges sowie diplomatisch überaus heikles Unterfangen eingelassen, die »äußerst laue
Rechtspflege des moldauer Divanes« begünstigte zudem die Pächter, gegenüber denen
man vor Ort praktisch keine Handhabe bei Nichteinhaltung des Vertrages besaß.123 Die
Idee eines »vortheilhaften Austausches« mit Moldauern diesseits des Cordons hingegen
bedurfte geschickter Verhandlungen mit dem Fürsten der Moldau, für man zeitweise
einen eigenen Hofagenten nach Jassy beorderte.124 Letztlich versprachen die sich seit
1785 bereits über Jahre hinziehenden Gespräche und Interventionen nur wenig Aussicht
auf Erfolg. Ungeachtet dessen blieb der Gütertausch bei momentaner Beibehaltung des
Pachtsystems als provisorische Lösung im Blickfeld der Wiener Behörden. Man erhoffte
sich durch den Frieden von Sistowa und dem Ende des (letzten) österreichisch-türki-
schen Krieges 1791 einen positiven Ausgang der in Jassy noch offenen Anliegen.125
Dieser zögerlichen Haltung – die wohl in einem nicht geringen Maße den geo- wie
innenpolitischen Umständen, in denen sich das Habsburgerreich um die Jahrhundert-
wende befand, geschuldet war – trachtete Kaiser Franz II. ein Ende zu setzen. Aus sei-
ner Sicht hatte die zuständige Behörde diese Liegenschaften des Religionsfonds zum
»möglich vorteilhaftesten Kaufschilling« abzugeben.126 Diesem Entschluss folgend lei-
tete Wien Verhandlungen und diplomatische Gespräche mit dem für die Außenbezie-
hungen der Pforte beauftragten Reis Effendi ein.127 In Baron Theodor von Mustazza,
dessen Ansitz in Sadagóra lag und der als vormaliger Bojar seit 1794 zum anerkannten
Adelsstand der Bukowina gehörte128, hatte sich alsbald ein Interessent gefunden, der
die Liegenschaften geschlossen zu erwerben trachtete. Ein erstes 1797 ausgesprochenes
Kaufvorhaben des Barons wurde umgehend auf allerhöchsten Befehl wieder rückgängig
gemacht.129 Es stand die Option offen, dass eventuell in Gesprächen über den Inter-
nuntius Baron von Herbert und den Reis Effendi alle Güter direkt an die Pforte gehen
könnten. Istanbul hatte dazu dem Fürsten der Moldau bereits Vollmachten erteilt.130 Der
Internuntius hatte Mustazza zudem ein schlechtes Zeugnis ausgestellt und ihn als we-
123 ÖSTA-FHKA Domänen Fasz. 10/1.830 Gutachten Copia a. Erzherzog Karl v. 24.III.1803.
124 DACZ 29/1/42 Copia einer HKR Verordnung, Wien v. 15.X.1785, fol. 12.
125 ÖSTA-HHSTA Staatskanzlei Bukowina alt 1 (Karton), geheime Hof- und Staatskanzlei, Wien v.
22.III.1802.
126 ÖSTA-FHKA Domänen Nr. 073 Fol. 6-Exp. 1/1 Veräußerung der in der Moldau gelegenen Staatsgü-
ter des Bukowiner Religionsfonds, Vortrag u. Resolution v. 29.XII.1797.
127 ÖSTA-FHKA Domänen Nr. 075 Fasz. 10–28/78, geheime Hof- und Staatskanzlei, Wien 8.I.1801 ;
Fasz. 10 Exp. 91–10058/1489 geheime Hof- und Staatskanzlei, Wien v. 12.VI.1801.
128 Anonymus 1857, Poczet, 310.
129 ÖSTA-FHKA Domänen Fasz. 10/1.816 Gutachten Copia a. Erzherzog Karl v. 24.III.1803.
130 ÖSTA-FHKA Domänen Fasz. 10/1.816 Nr. 028, ostgalizisches Gubernium a. Hofkammer
5.XII.1800 ; Note Hof- und Staatsvizekanzler a. Hofkammer v. 5.I.1801 ; Nr. 18, Sitzung v. 24.II.1801 ;
Nr. 91, Sitzung v. 17.VI.1801.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Titel
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Untertitel
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Autor
- Kurt Scharr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 447
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439