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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19. Jahrhunderts 95 Mit der Grundentlastung länderweise eingerichtete Fonds übernahmen de facto die Funktion von Kreditanstalten.39 Sie hatten das nötige Kapital zwischen Berechtigten und Belasteten in Form der Grundentlastungsobligationen zu vermitteln. Die berechtig- ten Grundherren bezogen daraus Entschädigungszahlungen, welche die verpflichteten Bauern im Verlauf von zwei Jahrzehnten (unter Wegfall aller anderen grundherrlichen Abgaben) gegen eine Verzinsung in den Entlastungsfonds einzubringen hatten. Mit der angestrebten und durchgeführten Grundentlastung gelang es zwar dem Staat, die über Jahrhunderte hin gewachsene Beziehung zwischen Bauer und Grundherren zu entflech- ten und auf eine neue  – für alle gleiche  – Rechtsgrundlage zu stellen, aber auf regionaler Ebene zeitigte dieses Vorhaben  – wie in der chronischen Kapitalarmut der Bukowina bereits angesprochen  – seine Schwächen. In den meisten Ländern der Habsburgermonarchie (die Länder der Stephanskrone ausgenommen) galt der Prozess der Grundentlastung nach wenigen Jahren bereits als abgeschlossen. Nicht so in Galizien und der Bukowina. Während sich mehrheitlich die Verteilung der Belastungen zwischen Land und Verpflichteten entweder die Waage hielt oder hauptsächlich von den Verpflichteten getragen wurde, entfiel die Hauptlast in Ga- lizien und der Bukowina auf die Kronländer selbst. Von mehr als 46 Millionen Gulden Grundentlastungskapital waren das über 44 Millionen, lediglich zwei Millionen steuer- ten die Verpflichteten selbst bei.40 So musste 14 Jahre nach der erfolgten Einleitung der Grundentlastung das damit beschäftigte Landtagskomitee der Bukowina in einer Denk- schrift feststellen, dass trotz des vergleichsweise zu den anderen Kronländern hohen Grundentlastungszuschlages (einer Art Steuer zur Deckung des Entschädigungskapi- tals) die daraus erlösten Zahlungsmittel weder zur Amortisierung noch zur Bedienung der Zinslast ausreichten.41 Der Grundentlastungsfonds der Bukowina verfügte nicht über ausreichende Mittel, da  – wie erwähnt ein Sonderfall  – die Verpflichteten hier von der Zahlung einer Entschädigungsquote weitestgehend befreit waren. Die Tilgung und weitere Emission von Obligationen an die Berechtigten musste daher vorerst suspen- diert werden, sodass die Liquidierung selbst 1899 noch nicht als vollständig beendet gelten konnte.42 Da die Kapitalisierung der Renten indes weiterlief, führte dies zum kontinuierlichen Anwachsen einer zunehmend als drückend empfundenen Schulden- last. Die Landesvertretung betrachtete die »Kapitalisierung der Interessen [nicht nur] als 39 Die korrekte Bezeichnung der dafür in der Bukowina verantwortlichen Abwicklungseinrichtung der Landesverwaltung lautete Bukowinaer Grundlasten-Ablösungs- und Regulirungs-Landes-Komission. 40 Schiff 1898, Grundentlastung, 19f. 41 DACZ 320/3/3258 Denkschrift über den Stand der Grundentlastungsschuld in der Bucowina, Czerno- witz v. 9.IX.1862. 42 Grünberg 1899, Grundentlastung, Tabelle IV, 76.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Titel
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Untertitel
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Autor
Kurt Scharr
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
447
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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