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Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19. Jahrhunderts 99
sinnige« Verwaltung aufstellen zu können, die sowohl die Aufrechterhaltung der Forst-
kultur als auch eine langfristige Deckung des Holzbedarfes zu gewährleisten im Stande
wäre.53 Obwohl das bischöfliche Konsistorium sich aus ebendiesen Gründen für eine
Beibehaltung der Servitutspflichten des Fonds ausgesprochen hatte, setzte sich letztlich
in der Bukowina eine vergleichsweise radikale und vom Staat forcierte Ablösung durch.
Von den vor der Einleitung der Grundlastenablösung 16.983 servitutsberechtigten Per-
sonen in den Wäldern des gr.-orient. Religionsfonds verfügten 1881 nur mehr 395 (!)
über entsprechende Einforstungen.54 Ein Jahr zuvor hatte in der Bukowina insgesamt
immerhin noch eine mit Servituten belastete Waldfläche von nahezu 39.000 Hektar be-
standen (bei in Summe 451.195 Hektar).55 Fünf Jahre später galten die Forste des Reli-
gionsfonds als servitutsfrei.56 Dafür mussten jedoch rund 80.500 Hektar an Wald und
anderen Gründen abgetreten sowie annähernd 230.000 Gulden an Zahlungen geleistet
werden. Außerdem hatten sich dadurch in der Bukowina
– neben den Fondsforsten (die
Staatsforste waren wenige Jahre zuvor größtenteils durch Ankauf an den Fonds über-
gegangen) – ein Gemeinde- und kleiner Privatwaldbesitz gebildet, der vorher in dieser
Form nicht existierte.57
Die enge, man möcht fast meinen dirigistische Beziehung Religionsfonds-Staat
führte in der Bukowina letztlich zu einer langfristigen, für alle Beteiligten klaren Lösung.
Sie beseitigte die ebenso unübersichtlichen wie auf Dauer in mehrfacher Hinsicht teuren
Servitutslasten, obwohl das nicht immer – wie gezeigt werden konnte – mit der sofor-
tigen Zustimmung des bischöflichen Konsistoriums als ursprünglichem Eigentumsver-
treter geschah. Im benachbarten Galizien, wo der Staat über wesentlich weniger direkte
Zugriffsmöglichkeiten auf die zumeist privaten Grundherrschaften verfügte, hatte 1895
nach wie vor knapp ein Viertel der Waldfläche Servitutslasten zu bedienen.58
53 DACZ 320/3/3258 Bericht Consistorial Actuar an bischöfliches Consistorium. Czernowitz v. 29.II./12.
III.1864 ; »In der Bukowina hat der griechisch-orientalische Religionsfond allein – zum größeren
Theile an Gemeinden oder Gemeinschaften ohne weitere Regelung 119.365 Joch Waldungen zur Ab-
lösung von Servituten abgetreten ; vergeblich bemüht man sich nunmehr die allenthalben fehlende
pflegliche Behandlung derselben zu erreichen« ; Österreichische Zeitschrift für Verwaltung IX. Jg. Nr.
30 v. 27.VII.1876, 3.
54 In Salzburg betrug der Anteil der 1895 noch mit Servituten belasteten Waldfläche vergleichsweise
immer noch 62% (sic !) ; Schiff 1899, Regulierung, 130f.
55 Schiff weist allerdings auf die überaus ungenauen Angaben zu den bestehenden Servituten sowie
ihrer Regulierung zur Zeit der Grundlastenablösung hin ; Schiff 1898, Agrarpolitik, 38f. u. 162 ;
56 Schindler 1885, Forste, 462.
57 Guzmann 1901, Forstwirtschaft, 99 u. 104.
58 Schiff 1899, Regulierung, 130.
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Titel
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Untertitel
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Autor
- Kurt Scharr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 447
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439