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110 Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung
Eine absolute Darstellung der Vermögensverhältnisse des Religionsfonds für den hier
relevanten Zeitraum ist auf Grund der Quellenlage kaum in befriedigender Weise mög-
lich. Dennoch bieten fallweise greifbarer Eckdaten zumindest einen annähernden Ein-
blick in die Finanzgebarung und damit auch in die Aufgaben des Fonds. So wies etwa
der Rechnungsabschluss für das Jahr 1843 insgesamt Barausgaben von 576.000 gegen-
über Einnahmen von 596.000 bei einem Vermögen von 4.000.000 Gulden an verzins-
lichen Obligationen aus.76 Die summierten Kultusausgaben, worunter unter anderem
der Erhalt der Pfarreien und Klöster wie auch der Unterhalt der Klostergeistlichen fie-
len, beliefen sich für 1850 auf 151.000 Gulden, wohingegen die vom Fonds dotierten
Hauptschulen in Czernowitz sowie Sereth (1.800 fl.) und die verschiedenen ländlichen
Trivialschulen (2.900 fl.) vergleichsweise bescheidene Ausgabenposten besetzten. Al-
lerdings stieg der Aufwand in Summe während der folgenden Jahre bis 1867 fast um
das Doppelte auf 327.000 Gulden (bei Renteneinnahmen von 621.000 fl.) an. Insgesamt
gilt es hier anzumerken, dass durch die Mittel des Religionsfonds erstmals auch für die
orthodoxen Pfarrer regelmäßige Unterhaltszahlungen sowie Pensionsvorsorgen vorge-
sehen waren ; letzteres ein Novum für die orthodoxe Priesterschaft. Zusätzlich erhielten
die Pfarrstellen Brennholzservitute und kleinere Sozialleistungen.77
Für das mittlerweile hinzugekommene ebenfalls vom Fonds betriebene Gymnasium
in Suczawa und die Oberrealschule in Czernowitz (seit 1860/63) fielen 35.000 an, Haupt-
und Trivialschulen schlugen im Verrechnungsjahr 1867 mit annähernd 13.000 Gulden
zu Buche.78 Für die Mönche der drei noch aktiven – nicht aufgelösten, d.h. systemisier-
ten – Klöster Suczewitza, Putna und Dragomirna standen aus Religionsfondsmitteln
1857 für Besoldung, Unterhalt und Kleidung 17.500 Gulden zur Verfügung79, annähernd
zehn Prozent der Kultusausgaben dieses Jahres (von 178.000 fl.), wohingegen die Schu-
len (allerdings damals noch ohne das Gymnasium und die Oberrealschule) mit 3.600
Gulden an Dotation vergleichsweise wenig vom Kultusbudget des Fonds bekamen.80 Für
das Jahr 1850 wird hingegen ein im Vergleich zu 1844 bereits erheblich geringeres Ge-
samtvermögen des Fonds von 1.200.000 Gulden ausgewiesen, mit dem Hinweis, dass
76 DACZ 320/2/85 (3829) Bericht an das k.k. Landesgubernium Lemberg v. 27.I.1844.
77 Valenciuc 2011, Preoţima, 19.
78 DACZ 3/1/3442 Uibersicht über die Gebahrungs-Ergebnisse des gr.-or. Religions Fondes für die Jahre
1850 bis 1867.
79 ANS F 11, Inv. 296 Diverse 110–1787 Entwurf Uiber die klösterlichen Unterhaltsgelder, welche den
drei Buccovinaer sistemisierten Klöstern […] aus dem Buccovinaer gr :n.u. [gr. nicht-unierten] Religi-
onsfonde zu folge geistlichen Regulierungsplanes Cass. II # 19 verbrieft worden sind.
80 DACZ 3/1/3442 Uibersicht über die Gebahrungs-Ergebnisse des gr.-or. Religions Fondes für die Jahre
1850 bis 1867, hier 1857.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Titel
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Untertitel
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Autor
- Kurt Scharr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 447
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439