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118 Die Institution: Struktur & Werte
Religionsfonds erschien als ein derartiger Hebel, der an diesen Nahtstellen von verschie-
dener Seite Einsatz fand.
Angelehnt an diese drei Aspekte und die damit verbundenen Überlegungen ist daher
ausgehend von der Person Eugen Hackmann der Fokus auf das Beziehungsgeflecht Staat
(Landesverwaltung) – Religionsfonds – Bischof/ Konsistorium zu richten. Wann und in
welcher Form gerät der Fonds zum Gegenstand nationaler Ideologien ? Auf welche Weise
äußerten sich diese national formulierten Begehrlichkeiten in der Struktur des Bistums
bzw. des Religionsfonds selbst ? Im Weiterdenken darüber drängt sich außerdem die
Frage nach den Folgen dieser Ideologisierung im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit des
Fonds
– als ein mithin zentrales Fundament für die Entwicklung der Bukowina
– auf. Da-
mit wäre gleichwohl auch die langfristige Perspektive über das Jahr 1918 hinaus eröffnet.
Vorab soll jedoch ein kurzer Blick auf die Person des Bischofs Hackmann und damit auch
auf die historiographische Einschätzung seiner Ära geworfen werden.
Hackmann im Fokus der Historiographie
In der Einschätzung Hackmanns orientiert sich die gegenwärtige (vorwiegend rumä-
nische) Historiographie vielfach ohne die nötige Distanz an den Leitlinien älterer, aus
zumeist problematischer und oftmals nach 1990 neu wie weitgehend unkommentiert
aufgelegter Arbeiten. Diese bezichtigen den Bischof im Allgemeinen einer antinatio-
nalen Haltung.11 Seit der Wende von 1989 schärften sich zudem von Neuen die Kon-
turen nationaler Verortung an der Person Hackmanns, gerade auch von kirchlicher
Seite. So wird der Bukowiner Bischof heute sowohl vom Moskauer als auch vom Kie-
wer Patriarchat in jeweils spezifischer Weise vereinnahmt, instrumentalisiert und ent-
sprechend den eigenen Anliegen als Ikone vorangetragen.12 Diese aktuelle Politisierung
Hackmanns wurzelt freilich in der älteren, vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges
geführten Diskussion um die innenpolitische Position des österreichischen Bischofs. So
ist jedenfalls das von dem Slawisten der Czernowitzer Universität Stefan Smal-Stocki13
1899 in der Buchdruckerei Ruska-Rada herausgegebene Sendschreiben Hackmanns
vor dem zeitgenössischen Hintergrund zu deuten. Das »autographierte Sendschreiben«,
das Smal-Stocki in seinem Vorwort als »Seltenheit« bezeichnet, da er davon »sonst kein
Exemplar mehr gesehen hätte«, lieferte in der zum Teil zu diesem Zeitpunkt öffentlich
11 Etwa Nistor 1916/2003, Istoria ; Puşcariu 1900, Metropolia.
12 Scharr 2011, Religionsfonds.
13 Auch Smal-Stockyj (1859–1938), 1893 bis 1918 Lehrstuhlinhaber für ruthenische Sprache und Li-
teratur an der Universität Czernowitz ; Österreichisch Biographisches Lexikon 1815–1950, Bd. 12
(Lieferung 58, 2005), 363f.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Titel
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Untertitel
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Autor
- Kurt Scharr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 447
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439