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132 Die Institution: Struktur & Werte
ate, Deutscher oder Jude ist
– wir haben ihn ohne Kopf abgebildet, weil sein Kopf Schön-
bach ist. Da Hakmann seit ein paar Tagen Metropolit-Kosmopolit ist, hätten wir ihn
in der Mitte abbilden sollen, aber wir, da wir die kirchlichen Gebräuche nicht kennen,
haben den am meisten Respekt erheischenden in die Mitte gestellt. Den Pfarrer Olténu
haben wir rechts gestellt, weil man von ihm viel Besseres erwarten kann als man weiß.«66
Metropolitanordnung & Religionsfondsfrage
Das siebenbürgische Bistum verfügte um 1855 über verschiedene Fonds mit einem Ge-
samtwert von etwa 130.000 Gulden, bis 1868 sollte dieser noch auf annähernd 300.000
Gulden anwachsen.67 Im Vergleich zu den fast neun Millionen Gulden des Bukowiner
gr.-orient. Religionsfonds 1864 (bzw. mit mehr als zwölf Millionen im Jahr 1870) war
das indes eine mehr als bescheidene Summe.68 Ein Zusammengehen der beiden ortho-
doxen Diözesen Hermannstadt und Czernowitz hätte unwillkürlich die Frage nach der
Verfügungsgewalt über den gr.-orient. Religionsfonds nach sich gezogen. Eugen Hack-
mann hatte schon früher befürchtet, dass sich der serbische Patriarch – obwohl die Bu-
kowina dieser Metropolie lediglich als Suffraganbistum in dogmaticis et mere spirituali-
bus unterstand – Zugriff zum Fonds verschaffen könnte69, ebenso wie sein Amtsbruder
Schaguna :
Auch erklärte mir S. Heiligkeit, der verstorbene Patriarch Rajacic persönlich, als wir im Jahre
1860 in Wien zusammentrafen, die Absicht zu haben, aus allen Diöcesanfonden einen Zentral-
fond in Karlovitz zu begründen, aus welchem den materiellen Bedürfnissen aller in Österreich
befindlichen gr. or. Diöcesen gleichmässig Rechnung getragen werden sollte. Ganz dieselbe
Absicht schimmert aus den romanischen Projekten und Statuten zu Hermannstadt hervor.70
Schaguna seinerseits wollte hingegen deeskalierend wirken und versicherte Hackmann
im Anthorismus der »Unantastbarkeit des Religionsfondes«. An ihn diesbezüglich he-
66 Die Übersetzung hat dankenswerter Weise L.L. Madly (Cluj-Napoca) übernommen, Hervorhebun-
gen im Original.
67 Popea 1879, Metropolie, 99 ; zit. nach Brusanowski 2011, Kirchenordnungen, 202 ; ebenso
Puşcariu 1900, Metropolia, 145 (Schreiben Schagunas an den Kaiser v. 1.XII.1855).
68 Onciul 1890, Fondul, 677, sowie ders. 1891 Fondul, 193–204 ; zit. nach Brusanowski 2012 Kir-
chenordnungen, 202.
69 Eugen Hacman către Andrei Şaguna, Mânăstirea Putna v. 14./26.IX.1860 ; zit. nach Bocşan 2005,
Corespondenţa, 53f.
70 Motivarea propunerilor episcopului Bucovinei Eugenie Hacman la sinodul din Carloviţ, Karlovitz v.
2./14.IX.1864, abgedruckt in Puşcariu 1900, Metropolia, 277.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Titel
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Untertitel
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Autor
- Kurt Scharr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 447
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439