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136 Die Institution: Struktur & Werte
che dieser Diöcese aus der Zwangsstellung« erforderte. Der Regulierungsplan von 1786
sei nichts mehr als die »Zwangsjacke einer fremdartigen Organisation«. Zudem – so
Hormuzaki weiter – würde die »Vorenthaltung ihrer Autonomie eine höchst traurige
und beklagenswerthe Wirkung« zeigen, was sich in seiner Argumentation vor allem am
Zustand zahlreicher Kirchen, der schlechten Versorgung der Seelsorger und der man-
gelnden Ausstattung der Volkschulen wie der weitgehend fehlenden Stipendien für
Studierende ablesen ließe.80 Nebenbei war es dem Abgeordneten offenbar ein Anliegen,
zumindest indirekt gegenüber Bischof Hackmann eine Spitze anzubringen, indem er in
diesem Zusammenhang den Bau der neuen Residenz ansprach, und das nicht zuletzt
auch, um damit seinerseits die vermeintlichen Ursachen der »beispiellosen Stagnation
der Bukowinaer Diöcese« zu unterstreichen :
Ich muss jedoch bemerken, daß für alle diese Mängel unsere betrübte Kirche keinen Ersatz fin-
den könne in dem Feenpallast, der als künftige bischöfliche Residenz mit einem Geldaufwande
erbaut wird, der hinreichend sein würde, um alle jene baufälligen Landkirchen und nöthigen
Pfarrwohnungen herzustellen.81
Mit Verweis auf das Patent vom 31. Dezember 1851 und das Diplom vom 20. Oktober
1860 erneuerte Hormuzaki – wiederum unterstützt vom Landtag – entsprechend die
Forderung nach Wiederherstellung der Autonomie und der Einberufung einer Diöze-
sanversammlung bei gleicher Beteiligung von Laien. Der damalige Landeschef Franz v.
Myrbach entgegnete Hormuzaki indes, dass die ganze Angelegenheit noch in Verhand-
lung sei und dass der Bischof sich dazu erst vor kurzem geäußert habe.82 Die Gutachten
Josef v. Zhishmans dürften die Wiener Regierung schließlich darin bestätigt haben, auf
das
– mit der Statutenreform bestätigte
– Recht des Landesfürsten als oberster Entschei-
dungsinstanz in Fondangelegenheiten weiterhin zu insistieren. Mit klarem Bezug auf
den zitierten Bericht des Landespräsidenten der Bukowina aus dem Jahre 1866 resü-
mierte Zhishman in seinem Kommentar darüber an die kaiserliche Regierung :
Es wäre ein Zustand geschaffen, welchem die Regierung nicht Hand bieten könne, während an-
dererseits die öffentliche Meinung sich gegen eine derartige Erweiterung des klerikalen Einflu-
80 StenoProt, XVI. Sitzung, IV. Session, Bukowinaer Landtag, 8.II.1866, 247–250.
81 StenoProt, XVI. Sitzung, IV. Session, Bukowinaer Landtag, 8.II.1866, 249.
82 StenoProt, XIX. Sitzung, IV. Session, Bukowinaer Landtag, 15.II.1866, 337f.; vgl. auch DACZ 2/1/25
Bericht des Ausschusses zur Vorberathung des Antrages in der Frage der Kirchenautonomie, Alexander
von Kostin (Obmann), Georg von Hormuzaki (Berichterstatter) v. 14.II.1866 ; Adresse des Bukowinaer
Landtages an den Kaiser v. 27.III.1863.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Titel
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Untertitel
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Autor
- Kurt Scharr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 447
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439