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Historische Aufzeichnungen
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Seite - 160 -
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160 Die Institution: Struktur & Werte Manifestation mehrere tausend Personen teil.156 Die Rede Hormuzakis wurde bewusst ins Ruthenische gedolmetscht. Ion Sbiera  – zu diesem Zeitpunkt Gymnasialprofessor in Czernowitz  – sprach über die Rechte der Kirche, sich nicht nur selbst zu verwalten, sondern ebenso autonom über ihr Eigentum, den Religionsfonds, verfügen zu dürfen.157 Insgesamt müssen diese Aktionen vor dem Hintergrund der für den Sommer angesetz- ten Landtagswahlen verstanden werden. Insbesondere der Wahlkampf hatte Ängste der ruthenischen Bevölkerung artikuliert und zugleich geschürt.158 Dem »reichen Religions- fonde« warf man eine Vernachlässigung der Ausbildung und Versorgung Geistlicher vor, die sich ihrerseits wieder auf die Landbevölkerung übertrug.159 Die rumänische Fraktion sah sich einem Zusammenschluss von Deutschen, Polen und Ruthenen der Bukowina gegenüber und befürchtete durch deren Mehrheit politisch ausgebootet zu werden.160 Die Episode um den Kathedralprediger in Czernowitz Wasile Prodan, den der Kon- sistorialrat Morariu-Andriewicz ruthenischer Interessen beschuldigt hatte, war bezeich- 156 Die Albina [Die Biene] berichtet von 3000 bis 4000 Teilnehmern ; Albina, V/51 21.VI./3.VII.1870, Foisiora, 1f., sowie Primulu meting in Bucovina, [Cernăuţi] 25.VI.1870, 2f.; Nistor gibt dafür 2000 Personen an, bezieht sich allerdings auch auf Angaben aus der Albina ; Nistor 1916/2003 Istoria, 89 ; bei Găina : »Prima adunare poporală în causa autonomiei bisericei dreptcredincioase din Buco- vina« [Erste Volksversammlung in Sachen der Autonomie der orthodoxen Kirche der Bukowina] ; Găina 1907, Arhiepiscopul, 15. 157 Albina/Foisiora, wie Anm. 31. Die Teilnahme von Morariu-Andriewicz wird nicht explizit erwähnt, obwohl ca. 180 Pfarrer bei diesem Treffen zugegen waren. Ein Nachruf auf den späteren Metropo- liten spricht nicht nur von der Gefahr, in der sich der Religionsfonds 1870 befunden hätte, son- dern auch von Morariu-Andriewicz als dem Kopf dieser Versammlung : »La 1870, pe când bogatul fond religionar ajunse in pericol d’a fi inghiţt, dênsul a fost capul meetingului de protestare ţinut la Cernăuţi.« [Im Jahr 1870, als der reiche Religionsfonds in Gefahr geriet, verschlungen zu werden, war er (i.e. Morariu-Andriewicz ; Anm. K.S.) es, der die Protestversammlung in Czernowitz an- führte] ; Familia. Fo’ia enciclopedica si beletristica cu ilustratiuni [Oradea-Mare], Anul XXXI, Nr. 15 v. 9./21.IV.1895, 177. 158 Vielfach fühlten sich die Ruthenen in ihrer Sprache gegenüber dem Rumänischen in der Kirche zurückgesetzt ; »[…] die Pfarrer betrachten eben ihre Gemeinde als Melkkuh, die sie berauben und plündern können nach Herzenslust […] Unsere geistlichen und weltlichen Behörden halten es für Recht und Pflicht, die russinische Sprache nicht bloß zu vernachlässigen, sondern geradezu zu un- terdrücken […]. Dann ist’s kein Wunder, wenn unser russinische [sic !] Bauer, nach der Nationalität gefragt, antwortet : Er sei ein Russine, aber ›romanischer Religion !« ; Der russinische Klerus in der Bukowina. Von einem Eingeborenen ; in : Zukunft. Organ für nationale konstitutionelle und volks- wirthschaftliche Interessen VII. Jg. Nr. 166 [Wien] v. 23.VII.1870, 1f.; DACZ 320/3/4, fol. 14. 159 Flugblatt, Vordruck »Euer Wohlgeboren !«, Russisches Comitè 1870 ; DACZ 320/3/4, fol. 7. 160 Die Neue Freie Presse berichtete darüber, bezieht allerdings gegen die Rumänen Stellung ; Deutsche, Polen und Ruthenen »bilden eine imposante Majorität im ganzen Kronlande gegenüber den durch ihre eigenen Machinationen nunmehr isolirt [sic !] dastehenden Rumänen« ; Neue Freie Presse Nr. 2095 v. 29.VI.1870, 5. Open Access © 2020 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Titel
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Untertitel
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Autor
Kurt Scharr
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
447
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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