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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Seite - 237 -
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Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 237 Trotz allem wollte die Kritik am Fonds und seiner über Wien gesteuerten Wirtschafts- politik nicht enden. In den auf die Interpellation von Stephanowicz folgenden Jahren unterstrichen politische Vertreter der Bukowina in Wien die enorme Bedeutung der Holzindustrie als »nahezu dem einzigen Industriezweig des Landes«. Man mahnte eine stärkere Rücksichtnahme auf die bäuerliche Bevölkerung ein und damit wohl auch eine bessere Einbindung des landeseigenen Großgrundbesitzes, auf dass die »bodenständige Bukowinaer Holzindustrie gegenüber nichtbukowinaer Firmen nicht zurückgesetzt werde«.78 In der an Wald traditionell armen, agrarisch geprägten nordöstlichen Buko- wina, zwischen den Flüssen Pruth und Dnister, stellte sich hingegen ein ganz anderes Problem, für dessen Lösung man ebenso den Fonds in der Pflicht sah. Das Brennholz und dessen stete Teuerung  – kurz als ›Holznot‹ bezeichnet  – belastete viele ärmere Be- wohner dieser Bezirke schwer. Obwohl die Abgeordneten wiederkehrend die Einrich- tung von Holzdepots und den Verkauf in kleinen Mengen zu leistbaren Preisen durch den Religionsfonds einforderten, blieb dieser Missstand bis Kriegsbeginn ungelöst.79 Ungeachtet dessen ist alles in allem gerade die Entwicklung der Forste, als dem Standbein des Bukowiner gr.-orient. Religionsfonds, als ökonomische Erfolgsgeschichte zu verbuchen. Wenngleich die mannigfachen Probleme des Kronlandes nur langsam und in Ansätzen auf eine Lösung zusteuerten, so ist der Charakterisierung des Fonds in dieser letzten Periode  – vor dem Ausbruch des Weltkrieges  – durch das Ackerbauminis- terium weitgehend zuzustimmen, auch wenn diese nicht ganz frei von Eigenlob scheint : In den meisten bis vor wenigen Jahren kaum zugänglich gewesenen großen Gebirgstälern er- scholl der Pfiff der Waldbahnlokomotiven, die abgelegeneren Seitentäler wurden durch Stra- ßen- und Wegbauten belegt, die unwegsamen Gebirgsreviere durch die Anlage eines Steignet- zes dem täglichen Dienste erschlossen, und nun stellte sich mit einem Male eine Detailarbeit und Regsamkeit ein, die den toten Koloß, als welcher früher die unwegsamen Gebirgsforste galten, in allen seinen Gliedern zum Leben erweckten.80 78 Neues Wiener Tagblatt Nr. 175 v. 28.VI.1907, Die Holzwirtschaft in der Bukowina. Zum Vergleich : von den im Jahr 1909 gezählten 128.000 Betrieben des Kronlandes mit 296.000 Beschäftigten waren allein 109.000 land- und forstwirtschaftlicher Natur. Die 19.000 Gewerbebetriebe boten Arbeits- plätze für 43.000 Personen ; Czernowitzer Tagblatt Nr. 2058 v. 25.XII.1909, 1, Das Industrieland Bu- kowina. Die Bukowina wies 1910 immer noch fast 72% landwirtschaftliche Bevölkerung aus, nur Galizien und Dalmatien hatten mit knapp 74% sowie 83% noch höhere Werte ; Sandgruber 1978, Agrarstatistik, 222, Tab. 165. 79 Bukowinaer Post Nr. 2154 v. 26.XI.1907, 2, Gegen die Holzteuerung ; Nr. 2442 v. 3.X.1909, 1, Holznot ; Nr. 2478 v. 25.XII.1909, 5, Winter ; Nr. 2894 v. 12.IX.1912, 4, Landespolitik ; Czernowitzer Allgemeine Zeitung Nr. 2794 v. 16.I.1913, 4, Die Brennholzmisere. 80 Ackerbauministerium (Hg.) 1907, Jahrbuch, 228f.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Titel
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Untertitel
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
Autor
Kurt Scharr
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20927-0
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
447
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Inhaltsverzeichnis

  1. Zum Geleit! 11
  2. Einleitung 13
  3. 1. Vorwort 13
  4. 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
    1. Soziologische Institutionenforschung 18
    2. Institutionen in den Geschichtswissenschaften 22
    3. Institution Religionsfonds 24
    4. Analyseeinheiten und Thesen 28
    5. Die Organisation: Von der Gründung zur Konsolidierung 33
  5. 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
  6. 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
    1. Kirchliche Ausgangssituation 43
    2. Diözesanregulierung & Einrichtung des Fonds 46
    3. Exkurs : Die Klostergüter um 1785 60
    4. Verpachtung oder Verkauf ? 71
    5. Zusammenfassung 86
  7. 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
    1. Jahrhunderts 89
    2. Wirtschaftsreformen & Religionsfonds 93
    3. Das Religionsfondsvermögen 100
    4. Zusammenfassung 112
    5. Die Institution: Struktur & Werte 114
  8. 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
    1. Die Ära Eugen Hackmann (1835–1873) 116
    2. Im Sog nationaler Politik : Silvester Morariu-Andriewicz (1880–1895) 151
    3. Zusammenfassung 171
    4. Ausgleichsversuche – Arkadius Czuperkowicz & Wladimir v. Repta (1896–1924) 173
    5. Zusammenfassung 211
  9. 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
    1. Die Institution in Bilanzdaten : die Jahre 1864 bis 1913 217
    2. … als Quelle von Förderungen 222
    3. … als Unternehmer: die Forstwirtschaft 227
    4. … als Kriegsverlierer nach 1918 ? 240
    5. Zusammenfassung 242
  10. 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
    1. Zwischen Autonomie und Zentralregierung 249
    2. Rumänische Kirche – Rumänischer Fonds ? 256
    3. ›În biserică nu e politică‹. Konsolidierungsversuche versus Dauerkrise 267
    4. ›În caz de evacuare‹. Der Krieg und seine Folgen 282
    5. Zusammenfassung 286
  11. 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
    1. Agrarreform und Religionsfonds 289
    2. Kulturpalast Czernowitz 294
    3. Kriegswirtschaft und Religionsfonds 297
    4. Zusammenfassung 304
  12. 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
    1. Jakobeny und seine Bodenschätze 307
    2. Die Manzschen Werke 310
    3. Übernahme durch den Religionsfonds 314
    4. Von Heilquellen zum Kurort : Dornawatra 328
    5. Umbruchszeiten: 1918 bis 1948 333
    6. Zusammenfassung 338
  13. 11. Zusammenfassungen 340
    1. Der Bukowiner Religionsfonds : Kontinuität einer Institution ? 340
    2. The Bukovina Religious Fund : continuity of an institution ? 348
    3. Fondul religionar bucovinean : continuitatea unei instituții ? 355
    4. Буковинський Релігійний фонд : безперервна діяльність інституції ? 363
  14. I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
  15. II. Abbildungsverzeichnis 377
  16. III. Abkürzungsverzeichnis 380
  17. IV. Literaturverzeichnis 381
  18. V. Personenregister 433
  19. VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439
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