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252 Die Institution: Struktur & Werte
Damit hatte Nistor die Gedanken seines Mentors Iorga aufgegriffen und in Politik um-
zusetzen begonnen.18 Zehn Jahre nach Kriegsende konstatierte Nistor für die Bukowiner
Kirche im Rückblick auf die mit dem Gesetz von 1925 endgültig geschaffenen Fakten
und der definitiven Umbenennung von Kirche wie Fonds : »Fondul religionar greco-
oriental din Bucovina este şi rămâne o fundaţiune specială de sine stătătoare, care va
purta de acum înainte numirea de ›Fondul bisericesc ortodox român al Bucovinei‹«.19
Mitte Dezember 1918 hatte die Bukarester Regierung für die Verwaltung der Buko-
wina zwei Staatssekretariate ohne Portefeuille (Ministrul-delegat al guvernului român)
eingerichtet. Sie hatten den Auftrag, die Umsetzung der administrativ-politischen Ver-
einigung des vormaligen österreichischen Kronlandes mit dem Königreich in die Wege
zu leiten.20 Flondor übernahm das Amt des Staatsekretärs mit Sitz in Czernowitz und
Nistor jenes mit Sitz in Bukarest. Dem Ministrul-delegat in Czernowitz arbeitete zudem
ein ihm direkt unterstelltes Generalsekretariat, das sich in neun Abteilungen mit jeweils
fachspezifischen Aufgaben untergliederte, zu.21 Nistor gelang es mithilfe seines Bukares-
ter Netzwerkes jedoch recht bald, die politische Macht in der Bukowina in seinen Hän-
den zu kumulieren.22 Flondor hingegen kritisierte die wachsende wie zunehmend abso-
lute Dominanz Bukarests in regionalen Angelegenheiten und die spiegelbildlich dazu
seit 1918 steigende als Belastung empfundene, Anzahl der Beamtenschaft vor Ort.23
18 »Ce e Biserica, ortodoxă saû naţională ?« [Was ist die Kirche, eine orthodoxe oder nationale ?], hatte
sich Iorga in seiner Reisebeschreibung der Bukowina 1905 gefragt und die Antwort gleich mitgelie-
fert : »Naţională, spun Romîniĭ cu iubire de neam, cari n’aû uitat trecutul şi nu încep a număra de la
anul 1775, sfîrşit al barbareĭ moldoveneştĭ şi început al civilisaţiei ; ortodoxă, spun consilieriĭ rutenĭ,
agitaroriĭ rutenĭ, cari caută să întemeieze bine Biserica unită la hotarul de spre Rusia, iar în lăuntru
socot că poate sluji maĭ mult pravoslavia« [National, sagen die Rumänen mit Liebe zum Volk, die
ihre Vergangenheit nicht vergessen haben und die nicht mit dem Jahr 1775 zu zählen beginnen, dem
Ende der moldauischen Barbarei und dem Beginn der Zivilisation ; orthodox, sagen die rutheni-
schen Beamten, die ruthenischen Agitatoren, die einen guten Grund für eine vereinigte Kirche über
die Grenze hinweg zu Russland suchen, die abermals im Inneren erwägen, wie sie noch mehr der
Orthodoxie dienen können.] ; Iorga 1905, Neamul, 208.
19 [Der gr.-orient. Religionsfonds der Bukowina ist und bleibt eine besondere dauerhafte Stiftung, die
fortan den Namen Rumänisch-Orthodoxer Religionsfonds der Bukowina tragen wird.] Nistor
1928, Zece, 125 ; Monitorul Oficial Nr. 97 v. 6.V.1925, Nr. 261 v. 26.XI.1925, Artikel 39–43 ; Foaia
ordonanţelor şi comunicărilor Consistoriului arhiepiscopesc în afacerile Arhidiecezei ortodoxe a Buco-
vinei Nr. 80 v. 10.XII.1925, Art. 1.
20 Monitorul Oficial v. 1.I.1919, Dekret Nr. 3715, Art. II-IV u. Dekret Nr. 3746 v. 18.XII.1918 ; nach
Nistor 1928/2010, Unirea, Anhang, 247ff. u. 250f.
21 Kgl. Dekret Nr. 2212 v. 18.XII.1918, Nr. 3715 v. 18.XII.1918, Gesetz Nr. 1476 v. 3.IV.1920 ; nach
DACZ 6/opis’1, Vorwort.
22 Hausleitner 2001, Rumänisierung, 142–147.
23 Alexa 1996, Nistor, 278.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Titel
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Untertitel
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Autor
- Kurt Scharr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 447
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439