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Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 259
jan, der in einem ersten Schritt Flondor, mit breiter Zustimmung der Anwesenden, zum
Präsidenten dieser Versammlung vorschlug. Nach einer – in der Diktion Nistors – emo-
tionsgetragenen Sitzung kam es schließlich zum feierlichen Absingen der rumänischen
Nationalhymne. Danach trat der damals bereits über achtzigjährige Konsistorialrat Bejan
auf den Balkon des Hauses, der auf den Ringplatz vor dem Rathaus hinausführt, und pa-
raphrasierte, auf die Situation hin zugeschnitten, vor der versammelten Menge eine Bibel-
stelle : »Nun befreie, o Herr deinen Diener, denn meine Augen haben die Erlösung meines
Volkes gesehen.«47 Die Kirchenleitung der Bukowina sah mit dem eingeleiteten Prozess
der Wiedervereinigung nicht nur ihre in entscheidenden Teilen seit langem gehegten
nationalen Anliegen erfüllt, sondern erwartete von der Bukarester Regierung zusätzlich
eine weiter als bisher gefasste Autonomie. Dementsprechend erklärte Minister Flondor
als eine seiner ersten Amtshandlungen im Februar 1919 de jure (de facto war es ohnedies
nicht mehr zu einer Teilung gekommen) die noch im vorangegangenen August vom ös-
terreichischen Landespräsidenten verordnete Teilung der gr.-orient. Diözese in zwei nati-
onale Sektionen umgehend als nichtig. Das Statut von 1869 wurde damit vorläufig wieder
eingesetzt, die eben erst geschaffene Stelle eines zweiten (ruthenischen) Konsistorialar-
chimandriten und der Posten eines Erzpriesters der gr.-orient. Kirche zu St. Nikolaus in
Czernowitz aufgehoben.48 Kurz darauf dekretierte Flondor auf Basis von Beschlüssen ei-
ner Versammlung des rumänischen Klerus vom 26. Dezember 1918 die Rückstellung des
gesamten Kirchenvermögens in die unmittelbare Verwaltung der orthodoxen Erzdiözese.
Erzbischof Repta interpretierte diesen Schritt zugunsten seines Amtes wie folgt :
Als oberster Chef der Verwaltung des Bukowiner Religionsfondes behalte ich [Wladimir v.
Repta, Anm. K.S.] mir jene Kompetenzen vor, welche gemäß den in Kraft stehenden Instrukti-
onen der österreichischen Ministerien für Ackerbau, für Kultus und Unterricht und für öffent-
liche Arbeiten vorbehalten waren.49
47 »Acum slobozeşte Doamne pe robul tău, căci îmi văzură occhii mântuirea neamului« ; Nistor 2010
(1928), Unirea, 57ff. (15ff.) ; zuletzt Economu 2011, Unirea, 16f.; Lukas, 2. Kapitel 30–32 : »Denn
meine Augen haben das Heil gesehen, /31 das du vor allen Völkern bereitet hast, 32 ein Licht, das
die Heiden erleuchtet, /und Herrlichkeit für dein Volk Israel« ; freundliche Auskunft Assoz.-Prof.
Priv.-Doz. Dr. Bruno Niederbacher SJ, Institut für christliche Philosophie der Leopold-Franzens-
Universität Innsbruck v. 7.VII.2016.
48 Monitorul Bucovinei v. 19.II.1919, Fasc. 13 Lege şi ordonanţe Nr. 16, Ordonanţa Ministrului delegat
al Guvernului Român din 18 Faur 1919 relativă la organizarea consistoriului archiepiscopesc ort. al
Bucovinei ; DACZ 320/3/86, fol. 47, Administraţia Bucovinei Ministrul delegat al Guvernului Român
an Repta v. 18.II.1919 ; Czernowitzer Morgenblatt Nr. 246 v. 22.II.1919, 2, Die Organisation des Konsis-
toriums.
49 Flondor an Repta v. 2.IV.1919, sowie (Zitat) Repta an Generaldirektion der Güter ; nach Czerno-
witzer Morgenblatt Nr. 294 v. 23.IV.1919, 2, Uebergang des Bukowiner gr.-or. Religionsfondes in die
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Titel
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Untertitel
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Autor
- Kurt Scharr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 447
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439