Seite - 287 - in Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949 - Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
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Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 287
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– sowie die Jahrzehnte zuvor
– integrativer Teil einer von ebendieser Gruppe mit-
hin imaginierten Landesidentität.
Mit der Wiedervereinigung glaubte man die vielfach seit langem ersehnte nationale
Einheit endlich erreicht zu haben. Zugleich nährte sie die Erwartung der Kirche, über
ihr Eigentum
– den Religionsfonds
– nunmehr auch selbst und ohne die bisherigen Ein-
schränkungen verfügen zu können. In dieser komplexen Situation arbeiteten jedoch
zwei wesentliche Faktoren gegen diese Hoffnungen. Zum einen erreichte das König-
reich während der gesamten Zwischenkriegszeit als Staat keine ausreichende Stabilität,
die eine derartige Entwicklung hätte fördern können. Im Gegenteil, der Staat und seine
Institutionen funktionierten nur leidlich, gerieten in einseitige Abhängigkeiten von Par-
teien wie persönlichen Interessen und verloren nicht zuletzt deswegen zusehends an
Vertrauen in der Bevölkerung. Zum anderen konnte die Kirchenführung der Bukowina
die kurze Zeit der vergleichsweise freien Gestaltungsmöglichkeiten bis zur Herstellung
der kirchlichen Einheit in Rumänien und der Annahme der neuen Verfassung nicht
genügend für sich nutzen. Metropolit Wladimir von Repta, wie auch seine Konsistori-
alräte, waren zu alt und der Situation nicht mehr gewachsen. In dieses Machtvakuum
konnten die politischen Parteien und ihre Akteure ohne viel Aufwand vordringen. Füh-
rungspersönlichkeiten wie Nistor wussten das geschickt für sich zu nutzen. Auf Basis
regionaler Machtfülle und durch seine exzellenten Beziehungen nach Bukarest gelang
es Nistor, seinen realen Einfluss in der Bukowina und innerhalb ihrer Institutionen na-
hezu unbegrenzt auszuüben. Staatliche Kontrollinstanzen konnten dem indes kaum et-
was entgegensetzen. Lediglich politische Machtwechsel an der Spitze des Königreiches
gefährdeten die Konstellation für die jeweils oppositionelle Partei kurzfristig, änderten
jedoch nichts an dem zunehmend korrupten System politischer Einflussnahme (Politi-
canismul), die das Land mehr und mehr lähmte. Der Religionsfonds als eine in gesell-
schaftlicher wie ökonomischer Hinsicht zentrale Institution der Bukowina geriet dabei
immer mehr in Bedrängnis. Einerseits verlor er durch Misswirtschaft, politische Inter-
ventionen und äußere Faktoren wie der Weltwirtschaftskrise erheblich an ökonomischer
Vitalität. Andererseits wuchs innerhalb seiner eigenen Strukturen durch die gängige Per-
sonalbesetzungspolitik, Intrigen und in aller Öffentlichkeit ausgetragene Machtspiele
das gegenseitige Misstrauen. Darunter litt wiederum das Ansehen von Institution wie
Kirchenführung. Beides führte zu einem spürbaren Verlust an Gestaltungsmöglichkei-
ten für die Region durch und mit dem Religionsfonds.
Die zwischen 1918 und 1942 betriebenen Reformversuche lassen sich in ihrer Bewe-
gungsrichtung sind einem Pendel vergleichbar. So wechselte – zumindest theoretisch –
durch die mehrfachen Statutenänderungen die Macht im Religionsfonds mehrfach in
unterschiedlicher Ausprägung zwischen der Kirche, dem Metropoliten, zu den Parteien
und ihren Vertretern. Der Staat nahm dabei zumeist nur eine mehr oder weniger nütz-
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Titel
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Untertitel
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Autor
- Kurt Scharr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 447
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439