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Hebel strukturellen Wandels: Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 311
Investoren, zumeist Bojaren der Bukowina, bestehende Gewerkschaft das erste Eisenwerk
der Bukowina mit Hochofen, dazugehörigen Hammerwerken und Arbeiterwohnungen
erbauen und 1784 in Betrieb gehen.21 Obwohl ersten optimistischen Einschätzungen zu-
folge – so ein Bericht des Wiener Hofkriegsrates – sich »die Erzeugung des Eisen-Steins
zimlich gut anlasset«22, so stellte sich dennoch kein dauerhafter Erfolg für den Betrieb
ein. Ungeachtet staatlicher Förderung23, der Beiziehung von Handwerkern aus den sie-
benbürgischen Grenzregimentern und der kostspieligen Anwerbung von Bergleuten aus
der Zips24, gelang es den Gewerken nicht, die wachsenden Kosten zu decken. Anlagen
und Schürfrechte mussten schließlich 1796 an den aus der Steiermark stammenden
Unternehmer Anton Manz v. Mariensee verkauft werden.25 Erzreichtum, Investitionen,
technische Neuerungen und die Anwerbung erfahrener Bergarbeiter aus Leutschau (slo-
wak. Levoča), Käsmark (slowak. Kežmarok) und anderen Zipser Orten bescherten dem
Bergbau über die nächsten beiden Jahrzehnte einen gewissen Aufschwung.26
Aber selbst hier musste der Ärar durch Steuernachlässe, kostenfrei überlassenen Bau-
grund für Siedlungen und vergünstigten Holzbezug
– zur Herstellung der für die Hochöfen
und Schmieden benötigten Holzkohle
– erhebliche Subventionen beisteuern.27 So erkannte
man in Wien den Wert der Domäne Kimpolung mit ihren Wäldern zum ungarischen
Grenzgebiet hin schon früh und hatte dabei stets davon abgeraten, diese zu verkaufen, gal-
21 Czernowitzer Allgemeine Zeitung Nr. 1011 v. 28.V.1907, 5, Das Berg- und Hüttenwesen der Bukowina
von seinen Anfängen an (Faustin v. Krasuski).
22 ANR-B CAR XII 2/2a 1783, Hofkriegsrat an Galizisches Generalkommando, Wien v. 26.III.1783.
23 ANR-B CAR XIII 39 1783, Kollowrath an Hofkriegsrat, Wien v. 16.VIII.1783, worin eine Unterstüt-
zung der Werke »in ihrem Anfang« durch den Hofkriegsrat erbeten wird.
24 Zu den Zipsersiedlungen der Bukowina liegt eine Monographie vor, die neben einem historischen
Überblick v.a. eine Schwerpunktdarstellung der Zwischenkriegszeit und der Auswanderung ins
Deutsche Reich 1940 liefert, Hadbawnik et al. 1986, Zipser ; zu den deutsch-böhmischen Sied-
lungen der Bukowina (ohne Jakobeny, v.a. über die Glashütte bei Karlsberg etc.) vgl. Klaube 1984,
Siedlungen, 657–676.
25 Prelicz 1904, Geschichte, 84.
26 Eine zeitgenössische Kurzdarstellung des Werks von Jakobeny ging davon aus, dass aufgrund des
Erzreichtums »vielleicht ganz Galizien mit diesem wichtigen Produkte hinreichend versehen werden
könnte«, Vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat Nr. 41 v. 20.V.1812, 245–246, Die
Berg- und Hüttenwerke zu Jakobeny und Mariensee am Silberberge in Kirlibaba in der Bukowina (An-
onymus) ; Kaiser Franz I. vermerkt in seinem Tagebuch der Bereisung der Bukowina – neben einer
eingehenden Beschreibung der Hüttenwerke
– den »von Man neu angelegten Ort aus lauter Zipsern,
regulär gebaut, von hübschen hölzernen Häusern« ; Wagner (Hg.) 1979, Reisetagebücher, 59 ; zur
deutschen Siedlung in der Bukowina vgl. zusammenfassend Welsch 1986, Bukovina.
27 ÖSTA-FHKA Domänenakten 075 Fasz. 10 103/298 an Galizisches Gubernium v. 29.I.1801, Unter-
stützung des Eisenwerkbetriebes des Manz v. Mariensee durch die Herrschaft Kimpolung.
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Titel
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Untertitel
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Autor
- Kurt Scharr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 447
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439