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330 Die Institution: Struktur & Werte
teure und Beamter resultierten indes bald in dramatisch sinkenden Gästezahlen. Von
1878 auf 1882 fiel die Frequenz von 387 Besuchern im Jahr auf magere 193 ab. Die
durch den Religionsfonds mittlerweile finanzierte Aufstellung von Straßenlaternen und
die Eröffnung einer Apotheke vermochten daran zunächst nur wenig zu ändern.104 Mit
der schrittweisen Konsolidierung der Finanzen des Religionsfonds, die seit der Über-
nahme der Bergwerke erheblichen Belastungen ausgesetzt gewesen waren, konnte nun-
mehr auch in Dornawatra systematisch investiert werden. Die Gegenstimmen inner-
halb des Konsistoriums wie der Güterverwaltung verschwanden allmählich.105 Zudem
sah jetzt selbst das in der Sache kritische Konsistorium ein, dass man Einbußen an
Gästezahlen an die im benachbarten moldauischen Piatra ebenfalls eröffnete Kuran-
stalt hinnehmen würde müssen, sollte man in Dornawatra nicht schnellstmöglich ei-
nen sichtbaren Akzent des Fortschrittes setzen. Das Ackerbauministerium hatte vor
dem schon mehrfach Gutachten für Umbauten und Erweiterungen in Auftrag gegeben,
dessen Annahme seitens der Fondsadministration jedoch zeitweise wenn nicht ver-
schleppt, so doch hintangestellt wurde.106 Letztlich bewilligte der Kaiser als Schirmherr
1883 eine beträchtliche Summe aus Fondsmitteln zur Erbauung einer neuen Badean-
stalt. Zeitgenossen wie der in Dornawatra viele Jahre tätige Kurarzt Dr. Arthur Loe-
bel107 betrachteten dies als »monumenthale That«, als Wendepunkt für den aufstreben-
den Kurort.108 Wenig später, im Jahr 1884, erreichten Dornawatra die Eisenbahnschie-
nen. Jetzt war eine vergleichsweise bequeme und schnelle Anreise von Czernowitz über
Suczawa möglich geworden.109 Im Jahr 1906 weihte man mit ›Dornawatra-Bad‹ den
zweiten Bahnhof ein. Letzterer fungierte bis zum Anschluss an das ungarische Netz
1915 als Endstation der Linie. Er ist bis heute in Betrieb und liegt direkt gegenüber den
Kuranlagen (vgl. Abb. 68).
Selbst der »verwöhnte Westeuropäer« musste in dieser Hinsicht von den Anlagen
des Ortes einigermaßen beeindruckt gewesen sein, schenkt man den lokalen Medien
104 Wie Anm. 98, Nr. 20 v. 8.IX.1895, 2f.
105 Metropolitankonsistorium Note v. 18.II./2.III.1882, Z. 2388, wie Anm. 98, Nr. 21 v. 15.IX.1895, 2f.
106 Der Bautechniker v. 27.XI.1896, 10f.; so erfolgte 1883 der Auftrag des Ministeriums zu einem Gut-
achten über die Reorganisation der Kuranlagen, die Kosten dafür hatte der Fonds zu tragen ; selbst
mehrere Ackerbauminister hatten dem Ort (1871 u. 1896) einen Besuch abgestattet ; wie Anm. 98,
Nr. 15 ; Bukowinaer Rundschau Nr. 2228 v. 5.IX.1896, 2.
107 Dazu seine Schriften, die z.T. in Vorabdrucken in Czernowitzer Zeitungen erschienen ; Loebel
1909, Dokumente ; ders. 1899, Reconstructionsepoche ; ders. 1896, Entwicklung.
108 Metropolitankonsistorium Zuschrift v. 27.V./8.VI.1882, Z. 2383 ; wie Anm. 98, Nr. 22 v. 22.IX.1895,
2f.; die Bewilligung ist mit 18.VIII.1883
– dem Geburtstag des Kaisers
– datiert.
109 Loebel 1899, Reconstructionsperiode, 1 ; auch Neuigkeits Welt-Blatt Nr. 169 v. 24.VII.1888, 5 ; Bu-
kowinaer Rundschau Nr. 34 v. 26.VI.1884, 4.
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Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Titel
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Untertitel
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Autor
- Kurt Scharr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 447
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439