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Hebel strukturellen Wandels: Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 335
abziehenden deutschen Armeeverbände zuvor Teile der Werkseinrichtungen zerstört,
die jetzt wieder instand gesetzt werden mussten.125
In der Folge von 1948 und besonders während der intensiven Industrialisierungs-
periode der ›geschlossenen‹ Mangelwirtschaft des sozialistischen Rumäniens behielten
Manganerzgewinnung, aber auch Forstwirtschaft in Iacobeni ihre nationale Bedeutung
weitgehend bei.126 Die politisch-gesellschaftliche Umgestaltung Rumäniens nach 1945
führte hingegen allmählich zum schleichenden Bedeutungsverlust dieses Industrie-
zweiges für die Region.127 Mit der Wende 1989 kam der Bergbau in diesem Raum end-
gültig zum Erliegen, während die staatliche und mittlerweile auch wieder in kleineren
Teilen private Forstwirtschaft – allerdings mit einem nicht mit der Situation vor 1948
vergleichbaren volkswirtschaftlichen Stellenwert – bis heute weiter besteht (vgl. Abb.
70/71).
In den Jahren nach 1918 erfuhr auch das Kurbad Vatra Dornei und das nahegele-
gene Iacobeni zahlreiche Erweiterungen und Umbauten. So ließ der Fonds etwa 1926
bei Pucios unweit des Bergwerksortes auf dem Weg zum Mestecănesti-Pass die schon
bestehende Schwefelwasserquelle zu einer kleinen Badeanstalt ausbauen.128 Zusätzlich
mussten die beträchtlichen Kriegsschäden beseitigt und notwendige Adaptierungen
durchgeführt werden, ein in Betracht der Gesamtlage des Landes insgesamt schwieri-
ger Prozess, der sich über ein Jahrzehnt hinzog. Trotzdem erlangte das Kurbad dafür
anlässlich einer Ausstellung in Bukarest 1928 sogar drei Goldmedaillen (vgl. Abb. 72).
Kritiker warfen jedoch dem zuständigen Eparchialrat und der Religionsfondsverwal-
tung vor, hinsichtlich der Neugestaltung des Bades baulich wie inhaltlich wenig aktiv
zu sein.129 In den Kriegsjahren richteten sich in Vatra Dornei zudem mehrmals die Ver-
waltungssitze der Metropolie und des Religionsfonds ein. Die Kureinrichtungen dienten
neuerlich der Unterbringung von Soldaten und Verwundeten. Zu alledem hinterließen
deutsche Truppen, die 1941 vorübergehend in der Kurstadt Quartier bezogen hatten,
125 ANR-S inv. 35/II, pach. 126–1944, fol. 1, AFBis an Ministerul economiei naţionale, direcţiunea
general a minelor Bucureşti, Bucureşti v. 2.XII.1944 ; eine Auflistung der Schäden findet sich unter
w.v., pach. 237–1945, fol. 4, AFBis, Administraţia minelor Iacobeni, Recapitulaţia pagubelor provo-
cate de către trupele germane v. 10.VIII.1945.
126 Bodnariuc et al. 1980, Suceava, 81 ; den durch die Manganerzgewinnung empfundenen »urba-
nen Aspekt« von Iacobeni, den ein älterer rumänischer Reiseführer hervorhebt, hat der Ort (1979 :
5.000 Einwohner) mittlerweile weitgehend eingebüßt ; Bojoi et al. 1979, Suceava, 153 ; die Volks-
zählung von 2011 weist nur mehr 1.807 Einwohner (im Vergleich zu 3.399, Volkszählung 1956) aus,
darunter sind wahrscheinlich auch eine Reihe von Personen, die gegenwärtig im EU-Ausland leben
[http://www.recensamantromania.ro/wp-content/uploads/2012/08/TS8.pdf].
127 Beck 1963, Bukowina, 162–185.
128 Sârbu 1931, Reflexiuni, LXIIIf.
129 Wie Anm. 128, XXXIX-XLIV, hier XLI.
Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Titel
- Der griechisch-orientalische Religionsfonds der Bukowina 1783–1949
- Untertitel
- Kontinuitäten und Brüche einer prägenden Institution des Josephinismus
- Autor
- Kurt Scharr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20927-0
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 447
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Inhaltsverzeichnis
- Zum Geleit! 11
- Einleitung 13
- 1. Vorwort 13
- 2. Institutionen als Forschungsgegenstand: Analyse & Methodik 18
- 3. Aspekte des Josephinismus. Der katholische Religionsfonds 34
- 4. Gründung des griechisch-orientalischen Religionsfonds 43
- 5. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds Mitte des 19
- 6. Nationsidee, Kirche & Religionsfonds 116
- 7. Die wirtschaftliche Situation des Religionsfonds bis 1914 215
- 8. Fondul Bisericesc Ortodox Român 1918–1948 246
- 9. Die wirtschaftliche Situation um 1938 289
- 10. Hebel strukturellen Wandels : Jakobeny – Dornawatra (1784–1949) 306
- 11. Zusammenfassungen 340
- I. Verzeichnis ungedruckter Quellen 371
- II. Abbildungsverzeichnis 377
- III. Abkürzungsverzeichnis 380
- IV. Literaturverzeichnis 381
- V. Personenregister 433
- VI. Synoptische Ortsnamenkonkordanz 439