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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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21 Forschungsansatz  – methodisch-theoretische Aspekte Hierbei zeigt sich , dass es sinnvoll ist , die Reeducation beziehungsweise Reorientation  – auf die terminologischen Unterschiede wird später noch einzugehen sein  – verstärkt im Sinne einer „reculturalization“ zu begreifen : eine begriffliche Erweiterung beziehungswei- se inhaltliche Präzisierung , die obendrein auf die tatsächlich zugrundeliegenden Planun- gen vor 1945 rückführbar ist und die US-amerikanischen Konzepte einer Nachkriegsdemo- kratisierung um einiges genauer kennzeichnet. Im Folgenden soll dargestellt werden , dass es sich bei der Frage der gesamten Reeduca- tion , Reorientation , Rehabilitation oder wohl besser „Rekulturalisierung“ um einen zentra- len Aspekt der US-amerikanischen Konfrontation mit dem Nationalsozialismus handelt , der nach Kriegsende auch die sicherheits- und machtpolitische Position der USA und ihrer Außenpolitik mitbestimmte. Für die Geschichte der Nachkriegszeit und des beginnen- den Kalten Krieges haben die US-Reorientierungs-Konzepte zumindest dreifache Bedeu- tung : zunächst als identitätsstiftende ideologische Legitimationsformel für den nationalen Kriegseinsatz sowie als kultur- und bildungspolitische Planungsperspektive einer Frieden sichernden Nachkriegsentwicklung ; sodann als konkretes außenpolitisches Strategem ei- ner nachhaltigen Demokratisierung ; und mit Ausbruch des Kalten Krieges schließlich als kulturpolitisches Instrument der antikommunistischen Westintegration und Blockbildung , das bald Aktivitäten zur propagandistischen Beeinflussung von aktuellen oder künftigen Exponenten der politischen , kulturellen und wissenschaftlichen Elite miteinbezog. Als ideologisches „backbone“ der US-Außenpolitik unterstützte der US-Reorientierungs-Dis- kurs das nachhaltige Ende der bisherigen isolationistischen Kulturdiplomatie der Vereinig- ten Staaten und mündete  – freilich mit sinkender Reflexionsbereitschaft hinsichtlich des damit einhergehenden demokratiepolitischen Erklärungsbedarfes  – schließlich direkt in die offensive und expansive Mission der „Pax Americana“.20 (= Transatlantische Historische Studien , Bd. 23 ), Stuttgart 2005 ; eine breit angelegte Untersuchung zu einem speziellen Implementierungsbereich der US-Reorientation findet sich zuvor bereits bei : Maritta Hein-Kremer , Die amerikanische Kulturoffensive. Die Gründung und Entwicklung der amerikanischen Information Centers in Westdeutschland und West-Berlin , 1945–1955 , Köln 1996 ; zum Konnex der US- Reorientierungs-Politik mit geheimdienstlichen Aktivitäten siehe : Volker Berghahn , Transatlantische Kulturkriege. Shepard Stone , Die Ford-Stiftung und der europäische Antiamerikanismus (= Transatlan- tische Historische Studien , Bd. 21 ), Stuttgart 2004. Zum Bereich der Reorientierung der Universitäten in Deutschland siehe jüngst die materialreiche und historisch weit ausgreifende Studie von : Stefan Paulus , Amerikanisierung von Universität und Wissenschaft in Westdeutschland 1945–1976 (= Studien zur Zeit- geschichte. Hrsg. v. Institut für Zeitgeschichte , Bd. 81 ), München 2011. 20 Vgl. Eric P. Louw , Roots of the Pax Americana. Decolonisation , Development , Democratisation and Trade , Manchester 2010 ; Ronald Steel , Pax Americana. Weltreich des Kalten Krieges , Darmstadt 1968 ; Ursula Lehmkuhl , Pax Anglo-Americana. Machtstrukturelle Grundlagen angloamerikanischer Asien- und Fer- nostpolitik in den 1950er-Jahren , München 1999. Zur Thematisierung der „Pax Americana“ im Kontext aktueller weltpolitischer Entwicklungen siehe : Ronald Bauermeister , Pax Americana versus „Krieg der Kul- turen“. Studie über die Chancen einer von den USA dominierten Weltordnung für das 21. Jahrhundert im Kontext historischer Ereignisse und gegenwärtiger Entwicklungen im politischen Europa , Diss., Freie Uni-
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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