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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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79 Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlandsund Österreichs dann von der am 13. April 1917 von Wilson eigens eingerichteten US-Propaganda-Ab- teilung , dem „Creel Committee“, das in der Folge regelrechte Gräuelpropaganda betrieb. Eine Woche nachdem der US-Kongress die Kriegserklärung abgegeben hatte , erließ US- Präsident Woodrow Wilson die „Executive Order No. 2594“, wonach ein „Committee on Public Information“ einzurichten war , um im Inland Unterstützungsbereitschaft für die militärische Intervention zu gewinnen und die Kriegsziele der Vereinigten Staaten pub- lik zu machen. Das unter Leitung des US-Journalisten George Creel stehende Gremium existierte bis Kriegsende und produzierte mit seinem rund 150. 000 [ sic ] umfassenden Mit- arbeiterstab Tonnen von Büchern , Plakaten , Fotos und Flugzetteln , die hinter den feindli- chen Linien abgeworfen wurden und die Moral schwächen sollten.291 Interessanterweise maß Creel , der die ideologischen Grundlagen der Kriegspropagan- daaktivitäten 1920 in einem Buch mit dem Titel „How we advertised America“ zusam- menfasste , der Herausforderung des neugeschaffenen Propaganda-Komitees die nahezu gleiche Bedeutung bei wie Siegen oder Niederlagen an der Westfront. Innerhalb Ame- rikas zielte der propagandistische „fight for the mind of men“292 vor allem darauf , die Meinung der Bevölkerung zu gewinnen293  – „the battle-line ran through every home in every country“294. Im Unterschied zu allen bisherigen Kriegen sei dieser Waffengang je- doch , wie Creel ausführte , neben allen militärischen und politischen Aspekten , auch und vor allem ein tiefgehender Kampf um die kulturellen und moralischen Grundlagen der zivilisierten Welt : 291 Siehe : Rober E. Elder , The Information Machine. The United States Information Agency and American Foreign Policy , Syracuse / New York 1968 , a. a. O., 34 ; zum „Creel Committee“ siehe insbesondere : Holger Ohmstedt , Von der Propaganda zur Public Diplomacy. Die Selbstdarstellung der Vereinigten Staaten von Amerika im Ausland vom Ersten Weltkrieg bis zum Ende des Kalten Krieges , Diss., Ludwig-Maximili- ans-Universität München 1993 , 35 ff. ; weiters : Schuhmacher , Kalter Krieg und Propaganda , a. a. O., 41 ff. ; ein konzise Darstellung dieser ersten US-Informations- bzw. -Propagandaeinrichtung findet sich bei : Gregg Wolper , The Origins of Public Diplomacy : Woodrow Wilson , George Creel , and the Committee on Public Information , Diss., University of Chicago 1991. 292 George Creel , How we advertised America. The first telling of the amazing story of the Committing on Public Information that carried the Gospel of Americanism to every corner of the Globe , New York 1920 , 3. Der Text ist online abrufbar unter [ Zugriff am 29. 7. 2011 ] : http://www.archive.org/stream/howweadvertameri00creerich/howweadvertameri00creerich_djvu.txt1991. 293 In diesem Zusammenhang schrieb Creel : „A wave of national feeling might carry us into the war and na- tional passions and hatred might whip us on , but froth and dregs would be the only ultimate result. Such methods might carry a mob a city block to tear something down , but they would not bear a self-deter- mining democracy along the road of travail and uttermost sacrifice for great ideals. Could we count on a national understanding of such ideals ? Could we be sure that a hundred million the fathers , the mothers , the children of America , alien born and native alike understood well enough so that they would support one loan after another , would bear new burdens of taxation and send wave after wave of America’s young manhood to die in Flanders fields ?“ Creel , How we advertised America , a. a. O., 99. 294 Creel , How we advertised America , a. a. O., 3.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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