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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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2. „Education for Victory“ 148 Lediglich hinsichtlich der Frage , wie diese Aufgabe einer „Educational Reconstruction“ nach Kriegsende konkret umgesetzt werden sollte , liefen die Meinungen mitunter ausei- nander , wenn auch zu konstatieren ist , dass die amerikanischen „Erzieher“  – ähnlich wie die sozialpsychologischen Experimentatoren und Theoretiker  – grosso modo eine nicht- punitive , weiche Linie vertraten , wonach der Demokratisierungseffekt durch begleitende Überzeugungsarbeit „from within“, in letzter Konsequenz also im Wesentlichen durch „Selbsterziehung“634 eintreten sollte. Interessant an dieser Stelle ist , dass die Präferenz für einen weichen , primär unter- stützenden Ansatz der „Educational Reconstruction“ auch auf Ebene des U.S. Office for Education fortgesetzt wurde. Dessen „Educational Policies Commission“ beabsichtigte  – im Unterschied zur britischen „Joint Commission of the London International Assem- bly and Council for Education in World Citizenship“,635 die die „Re-education in the Enemy Countries“ unter die strenge Kontrolle eines eigenen „High Commissioner for Education“636 im Auftrag der „United Nations“ stellen wollte  –, die Verantwortung für den yet on a small scale. But groups of resistance exist in the youth service camps and at the universities , as was mentioned in a broadcast of the Station ‚Oesterreich‘ , the illegal broadcasting station of the Austrian Freedom Front. Austrian youth has also had a number of its best representatives , such as the student Chri- stoph Probst , the Catholic Margarete Jost , and the young communists Hedi Urach and Rosa Hoffmann , executed by the Germans.“ Youth in Austria. Six Years of Occupation. In : The Times Educational Supple- ment , No. 1506 , 1944 , 124. 634 „Re-education must be self-education“ heißt es diesbezüglich auch in dem unter britischer Führung he- rausgegebenen Report : Education and the United Nations. The Report of A Joint Commission of the London International Assembly and Council for Education in World Citizenship , London , March 1943 , 33. Und Grayson N. Kefauver , Dekan der Stanford University , meinte anlässlich einer Sitzung des Gene- ral Advisory Committees for Post-War Foreign Policy im U. S. State Department , dass „the readjustment of education in those countries is [ to be ] worked out by the peoples themselves with the assistance of a group we and the other United Nations might select to formulate the operating policy.“ Zit. nach : Tent , Mission on the Rhine , a. a. O., 19. 635 Ende 1941 hatte die „London International Assembly“ und das „Council for Education in World Citizen- ship“ eine „Joint Commission“ eingerichtet [ insgesamt 65 Personen plus zusätzliche Beobachter ] , die da- mit beauftragt wurde , „to consider and report upon the Place of Education , Science and Learning in Post- War Reconstruction“. Präsident der Joint Commission war der Graezist Gilbert Murray ( 1866–1955 ), von 1923–1938 Vorsitzender des Völkerbundes und nach 1946 erster Präsident des „general council of the United Nations Association“; Murray war zudem Präsident des „International Committee on Intelle- ctual Co-operation“. Die Mitglieder der Joint Commission wurden von der September 1941 gegründeten „London International Assembly“  – Vize-Präsident war u. a. Jan Masaryk ( 1886–1948 ), der Sohn von Tomáš Garrigue Masaryk  – als inoffizieller Versammlung nominiert und setzten sich aus Repräsentanten „from all the United Nations“ zusammen , nämlich : Belgien , China , Tschechoslovakei , „Fighting France“, Großbritannien , Griechenland , Niederlande , Indien , Norwegen , Polen , USA und Jugoslawien ; darunter mehrere Mitglieder alliierter Regierungen , Unterrichtsminister , sowie als Beobachter , Repräsentanten der UdSSR. Siehe : Education and the United Nations , a. a. O., 3 f. ; Jean Smith / Arnold Toynbee ( Eds. ), Gilbert Murray. An Unfinished Autobiography. With Contributions by his Friends , London 1960. 636 Education and the United Nations , a. a. O., 25.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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