Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Page - 206 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 206 - in Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955

Image of the Page - 206 -

Image of the Page - 206 - in Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955

Text of the Page - 206 -

2. „Education for Victory“ 206 vitäten der großteils privaten zivilgesellschaftlichen Initiativen doch einige verbindende inhaltliche Charakteristika festhalten. So zum Beispiel die internationale Planungspers- pektive , die eine Lösung der Reeducation nur auf Basis einer längerfristigen , multilateralen Kooperation und Kontrolle durch die internationale Staatengemeinschaft als sinnvoll und möglich ansah. Des Weiteren bezogen sich die Überlegungen für Umerziehungsmaßnah- men primär auf die Problematik der mentalen und sozialen Auswirkungen der NS-Erzie- hung ; das hatte zur Folge , dass der Diskurs vor allem unter dem Generalbegriff „German Reeducation“ abgehandelt wurde : separierte Erörterungen zur Frage der Reeducation in Japan , Italien oder Österreich finden sich dabei kaum , bildeten diese Fälle doch lediglich Varianten beziehungsweise Sekundärphänomene der brutalen autoritär-etatistischen In- doktrinierungsmaschinerie des „Dritten Reichs“.898 Als weiteres , obwohl nicht immer explizit angeführtes Charakteristikum ist das Ne- beneinander von mentalen und sozialpsychologischen Umerziehungsaufgaben und einem soliden , wirtschaftlich-ökonomischen Wiederaufbau zu nennen. Anders als im Zusam- menhang mit den wiederholt als unzureichend eingeschätzten Vorkehrungen der interna- tionalen Staatengemeinschaft nach dem Ersten Weltkrieg , sollte der Erfolg eines nachhal- tigen , friedensbezogenen Wiederaufbaues eng mit dem materiellen Aufschwung verknüpft werden. Als letztes verbindendes Charakteristikum kann festgehalten werden , dass in Bezug auf die demokratische Reorientierung nach Kriegsende ( freilich nach vorheriger rigoroser Entnazifizierung ), mit deutlicher Warnung vor einer möglichen „democratic reaction“, ein nicht-bestrafender , sondern unterstützender Ansatz der Umerziehung präferiert wurde. 260 , OMGUS  – ECR , Box 88. Memorandum on Postwar Education Reconstruction in Germany. Prepa- red by B. Q. Morgan and F. W. Strothmann , Department of German , Stanford University [ 1944 ]. 898 In Bezug auf Japan wurden mehrfach Parallelen zur verspäteten Industrialisierung und zur ausgeprägten Tradition der Obrigkeitsstaatlichkeit „als Bollwerk gegen liberal-demokratische Entwicklungen“ in Deutschland gezogen , und darüber hinaus konstatiert , dass das „preußische Beispiel für den Aufbau des japanischen Bildungswesens wegweisend war“. Zit. nach : Rosenzweig , Erziehung zur Demokratie ? Ame- rikanische Besatzungs- und Schulreformpolitik in Deutschland und Japan , a. a. O., 17 bzw. 19. ; siehe weiters : Gordon Daniels , The Re-education of Imperial Japan. In : Nicholas Pronay / Keith Wilson ( Eds. ), The Political Re-Education of Germany and Her Allies After World War II , Kent 1985 , 203–218. In Bezug auf die US-Reeducation-Aktivitäten in Italien , die bereits 1943 / 44 begannen , existiert bis dato wenig an Forschungsliteratur. Die inmitten des Krieges beginnenden Maßnahmen konzentrierten sich zunächst primär auf den Bereich des Schulwesens , das über lange Jahre vom faschistischen Regime nach autoritärem Muster geprägt und dessen Infrastruktur aufgrund der Bombardierungen stark zerstört war. Schwierigkeiten ergaben sich insbesondere durch den Widerstand der Katholischen Kirche , die kultu- rellen oder bildungspolitischen Interventionen durch die Amerikaner ablehnend gegenüber stand. Siehe dazu : Cristina Allemann-Ghionda , Dewey in Post-War Italy : The Case of Re-Education. In : Jürgen Oel- kers / Heinz Rhyn ( Eds. ), Dewey and European Education , Dordrecht 2000 , 54 ff. ; weiters : David Ellwod , From ‚Re-education‘ to Selling of the Marshall Plan in Italy. In : Nicholas Pronay / Keith Wilson ( Eds. ), The Political Re-Education of Germany and Her Allies After World War II , Kent 1985 , 219–240.
back to the  book Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955"
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration