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4. „The democratic way of life in Austria“
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Trotz aller Unterschiede zwischen der amerikanischen Österreich-Politik und der
Deutschland-Planung bestand hinsichtlich der als notwendig erachteten Entnazifizie-
rung , trotz mancher Spezifikationen in der Durchführung und trotz der Unterschiede in
der generellen Besatzungspolitik , kein Zweifel ; auch formal gab es kaum Unterschiede in
den diesbezüglichen SHAEF-Planungsdirektiven , die außerdem „in close connection with
German Affairs problems“1197 ausgearbeitet wurden.
In einer SHAEF-Direktive vom April 1945 wurden die diesbezüglichen Ziele und Auf-
gaben der Militärregierung in Österreich – auf Basis eines vorläufigen Fraternisierungs-
verbotes1198 – mit direktem Bezug auf die Moskauer Deklaration1199 unter anderem fol-
gendermaßen definiert : “To create conditions favorable to the establishment of a free and
independent Austria , based on the rule of law , ready and able to cooperate in international
life. It will be possible to give more latitude to political activity in Austria than in Germany ,
but you will be careful not to lend your support or authority to any political party or policy
in Austria.”1200
Das freilich unter der Voraussetzung einer vollständigen Entnazifizierung , wie es dazu in
der primär militär-administrativen SHAEF-Direktive ( „military in nature“ ) heißt :
“To supress all National Socialist Party organizations in Austria , and to abolish all racial dis-
crimination. It should made clear to the Austrian population that military occupation is in-
tended to destroy Nazism and the Nazi Hierarchy , to liberate Austria from German domina-
tion , and to pave the way for a free and independent Austria.”1201
1197 NARA II , RG 260 , Historical File , Box 30 , Folder 251. History of the United States Element. Allied
Commission Austria. From its Origin to 31 December 1944 , 37.
1198 Trotz der unterschiedlichen besatzungspolitischen Ziele galt sowohl für Deutschland als auch für Öster-
reich striktes Fraternisierungsverbot , das aber in Österreich früher aufgehoben werden sollte als in der deut-
schen Besatzungszone. De facto wurde aber kurz nach der Verlautbarung des US-Oberkommandos – „in
view of the good behavior of the Austrian people it has decided to relax the policy of non-fraternization“ –
im Juli 1945 auch das Fraternisierungsverbot für Deutschland aufgehoben : „In view of the rapid progress
made in carrying out Allied de-Nazification policy and in removing prominent Nazis from all positions of
responsibility in German life , it is believed desirable and timely to permit the personnel of my command to
engage in conversation with adult Germans on the street and in public spaces.“ Zit. nach : NARA II , RG
260 , USGCC 1944–1945 , Box 6 / Folder 1. Headquarters U. S. Group CC , USFET Main , 13 July 1945 , 1 f.
1199 „The Moscow Declaration states that Austria shall be liberated from German domination , and that a free
and independent Austria will be re-establisehd as soon as possible. As a general objective , it is therefore
desirable that measures taken for the occupation and control of Austria should show a clear distinction
between those employed in Germany.“ NARA II , RG 260 , IMGUS ECR , Box 98 , Supreme Head-
quarters Allied Expeditionary Forces , G-5 Division ( SHAEF / G-5 / PCS / Fwd / 558 / 1 ), W. B. Smith ,
Lieutenant General , U. S. Army Chief of Staff , 15 April 1945 , 2.
1200 Ebd.
1201 Ebd.
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
- Subtitle
- US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
- Author
- Christian H. Stifter
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 762
- Keywords
- US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
- Categories
- Geschichte Nach 1918
Table of contents
- Vorbemerkung 11
- Einleitung 15
- 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
- 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
- „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
- „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
- Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
- Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
- „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
- Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
- Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
- Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
- „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
- Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
- Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
- Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
- Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
- 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
- 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
- Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
- Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
- Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
- Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
- Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
- Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
- Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
- Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
- Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
- Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
- Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
- Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
- ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
- Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
- Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
- 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
- Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
- Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
- Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
- Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
- Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
- 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
- Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
- Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
- Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
- Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
- ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
- Schlussbemerkung 655
- Quellenverzeichnis 665
- Literaturverzeichnis 673
- Verzeichnis der Abkürzungen 735
- Personenverzeichnis 741