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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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4. „The democratic way of life in Austria“ 348 Nach der Genehmigung der Provisorischen Staatsregierung Renner durch die Sowjetar- mee wurde die Wahl am 2. Mai 1945 vom zuständigen Staatssekretär für Unterricht , Ernst Fischer , jedenfalls per Erlass genehmigt und damit eine Weichenstellung vorgenommen , die auch später von den zuständigen US-Militärorganen kein einziges Mal in Frage gestellt wurde.1483 Noch während der laufenden Schutt- und Räumungsarbeiten konnte der Stu- dienbetrieb , nach Genehmigung des Oberkommandos der Sowjetarmee am 29. Mai 1945 , an der Universität Wien als erster Unterrichtsanstalt in Österreich wieder aufgenommen werden. Noch schwieriger als der „beklagenswerte bauliche Zustand“ und der Mangel an Heiz- material in den Wintermonaten1484 gestaltete sich , so Rektor Adamovich im Rückblick , die „personelle Seite des Betriebes“. Nachdem eine große Zahl der Mitglieder des Lehr- körpers für untragbar erklärt worden war , stand eine „Reihe wichtiger Lehrkanzeln mit einem Schlag vakant , geeignete Nachfolger waren nur zum geringen Teil zu finden.“ Und das , obwohl  – wie Adamovich weiter ausführte  – an zahlreiche ehemalige Lehrkräfte der Wiener Universität „die vom nationalsozialistischen Regime zur Emigration gezwungen wurden [ … ] zu wiederholten Malen die Einladung gerichtet“ wurde , „zu ihrem Lehramt nach Wien zurückzukehren.“1485 Eine Darstellung , die , wie sich noch zeigen wird , an der Realität freilich gänzlich vorbeiging. Tatsächlich wurde die politische Überprüfung des Lehrkörpers und der Studierenden ( da- zu später ) bis zur Einsetzung der Sonderkommissionen im August 1945 in Eigenregie vom Rektor , in Zusammenarbeit mit den Dekanaten der Universität , selbst vorgenommen. Mit der Etablierung der manchmal auch „Ehrenkommissionen“ genannten Überprüfungsgremi- en wurde die Entnazifizierung beziehungsweise die Feststellung der politischen Tragbarkeit der Universitätslehrer drei Senaten übertragen : „Senat I“1486 war zuständig für die Assisten- ten und wissenschaftlichen Hilfskräfte der medizinischen Fakultät , „Senat II“1487 für das 1483 Recordings of the U. S. Department of State relating to the Internal Affairs of Austria 1945–1954 , Major Leigh M. Lott , Report of First Visit to the University of Vienna , a. a. O., 6. Vgl. UAW , Rektoratsakten , Akademischer Senat , 455–1944 / 45 , Gedächtnisprotokoll a. a. O., 2 f. 1484 So sah sich der Rektor bzw. der Akademische Senat im Winter 1945  – nachdem alle Versuche , Heizma- terial aufzutreiben , gescheitert waren  –, gezwungen , den Studienbetrieb einzustellen. UAW , Rektorats- akten , Akademischer Senat 1945 , G / 80–45 / 46 , Kundmachung , 4. Dezember 1945. 1485 Ebd., 17 f. 1486 Vorsitzender des „Senats I“ war Prof. Rudolf Köstler , Beisitzer : Prof. Karl David Lindner ; Ersatzmänner waren : Prof. Hermann Chiari und Prof. Heinrich Kahr ; 2. Beisitzer ( gewählt von der Gewerkschaft der Öffentlich Bediensteten ) war : Ass. Paul Grüneis , Ersatzmänner : Ass. Adolf Kronfeld , Ass. Hans Langer , Ass. Fritz Driak , wiss. Hilfskraft Franz Matschnig. ÖSTA / AdR , Bestand 02 , BMfU , 2C1  – Diszipli- narkammern , Sonderkommissionen , 1945–1958 , Ktn. 378 , Z. 6721 / 45 , Sonderkommissionen an den Hochschulen , 10. September 1945 , 2. 1487 Vorsitzender des „Senats II“ war Prof. Wilhelm Winkler , Beisitzer : Prof. Hans Leitmeier ; Ersatzmänner waren : Prof. Franz Faltis , Prof. Josef Keil und Prof. Hans Schima ; 2. Beisitzer ( gewählt von der Gewerk- schaft d. Öffentlich Bediensteten ) war : Ass. Otto Brunner , Ersatzmänner : Ass. Walther Schienerl , Ass.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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