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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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4. „The democratic way of life in Austria“ 368 mit „einem auf dieser Liste angeführten Lehrer in Verbindung zu setzen zwecks eventu- eller Berufung“.1561 Bis Mitte 1947 waren es letztlich auch nur vier Professoren sowie eine Dozentin , die aus der Emigration zurückkehrten. Auch von amerikanischer Seite wurde dem Unterrichtsministerium und der Universi- tät Wien eine  – noch umfangreichere  – Liste emigrierter Wissenschafter ausgehändigt. Im Mai 1946 übergab der Leiter der US-Education Division in Wien , Oberst William B. Featherstone , Rektor Adamovich eine Liste mit 370 Namen und Adressen ( zum Großteil vertriebener ) österreichischer Gelehrter für die Medizinische und Philosophische Fa- kultät , die jetzt in den USA lebten und , organisiert in der „Austrian University League of America“,1562 an einer Rückkehr in ihre Heimat interessiert wären ; darunter befanden sich auch die Namen von 39 Frauen.1563 Hinsichtlich ihrer ideologischen Provenienz waren die hier versammelten österreichischen Exil-Wissenschafter tendenziell eher dem katholisch-konservativen Milieu zuzurechnen. Besonderes Interesse verdient dabei , dass , neben dem Nobelpreisträger und League-Präsidenten Victor F. Hess , der Chef der US- Education Division höchstpersönlich Vizepräsident der „League“ war und die erstellte Liste  – so bleibt zu vermuten  – wohl mit entsprechendem Nachdruck weitergegeben ha- ben wird.1564 Dieser Liste , die vorwiegend jüngere , im US-Exil noch nicht etablierte Lehrkräf- te umfasste , folgte ein bereits im Juli 1945 verfasstes , 16-seitiges „Memorandum on the Reconstruction of Austrian Universities“, das unter anderen an den Bundespräsidenten , den Bundeskanzler und den Unterrichtsminister gesandt wurde. Neben Vorschlägen zum Wiederaufbau des Universitätswesens , die hauptsächlich in gründlichen personalen Säu- berungsmaßnahmen und in der Aberkennung in der NS-Zeit erworbener akademischer Grade bestanden , jedoch keinerlei Angaben zu strukturellen Veränderungen enthielten , 1561 UAW , Dekanatsakten der Phil. Fakultät , 628–1945 / 46 , Allied Commission for Austria ( British Ele- ment ), 14. Jänner 1946. 1562 Erster Präsident der „League“ war der Pharmakologe Ernest P. Pick , die beiden Vizepräsidenten waren der Nobelpreisträger für Physik , Victor F. Hess , sowie William B. Featherstone der Leiter der USFA- Education Division. Angehörige des Direktoriums der „League“ waren Robert Heine-Geldern , Fritz Lieben , die Religionswissenschafter Karl Beth und Thomas A. Michels , der Mathematiker Alfred E. Basch , die Mediziner Ludwig Adler , William V. Berger , Bela Schick und Hans Mauthner , der Chemiker Hermann Mark sowie die Juristen Eric[ h ] C. Hula , Robert Langer , Georg( e ) Petschek , weiters Herbert Elias , der Physiker Felix Ehrenhaft , Charles Smith und , als Generalsekretärin der „League“, die Histo- login Clara Zawitsch-Ossenitz ; letztere wurde nach 1945 wieder an die Universität Wien berufen , war aber vom NS-Regime aus nicht-rassistischen Gründen entfernt worden , und stammte „aus dem adeligen , katholisch-konservativen Umfeld“. Ilse Korotin , „Keine Rückkehr der weiblichen Vernunft nach dem Nazi-Regime“. In : Der Standard , 15. Juni 2005 ; weiters : ÖSTA / AdR , Bestand 02 , BmfU , GZ 26742 / 46 bzw. GZ. 36270 / 48. 1563 Siehe : Ilse Korotin , Wissenschaftlerinnen und Remigration  – die „Austrian University League of Ame- rica“. In : IWK-Mitteilungen , 1–2 , 2005 , 7. 1564 ÖSTA / AdR , Bestand 02 , BmfU , GZ 26742 / 46 bzw. GZ. 36270 / 48.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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