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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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425 Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung 1945 dar1819  – eine Kooperation , in die die anderen Besatzungs mächte freilich sogleich mit einbezogen wurden. Auf amerikanische Initiative wurde , nach einer Besprechung von Prorektor Meister mit Major Joseph M. Murphy sowie nach folgenden Beratungen mit Vertretern der amerikanischen und britischen Erziehungs abteilungen , ein „Internationales Institut der Universität Wien“ mit drei Sektionen geschaffen : einer anglo-amerikanischen , einer französischen und einer russischen.1820 Im Statut der Einrichtung , deren Leitungsgremium sich aus dem Rektor der Wiener Universität sowie aus je einem Bevollmächtigten der vier alliierten Militärregierungen zu- sammensetzte , wurde die „Pflege enger geistiger Beziehungen zwischen den alliierten Län- dern und Österreich“1821 als Aufgabe angegeben. De facto reduzierten sich die Aktivitäten des Institutes allerdings darauf , Studierenden „aus den alliierten Ländern , die ein ordnungs- gemäßes Studium mit dem Ziele der Anrechnungen der zurückgelegten Semester“1822 absol- vierten , die Möglichkeit einer Immatrikulierung als ordentliche Hörer zu gewährleisten und Gastvorträge in den jeweiligen Landes sprachen anzu bieten. Darüber hinaus sollten allen „Angehörigen der alliierten Militär regierungen , der alliierten Kommissionen für Österreich und der Truppen der alliierten Armeen“1823 die Gelegenheit gegeben werden , als Gasthörer 1819 Ein weiteres Beispiel  – mit allerdings nicht ganz so deutlichem Bezug zur Universität  – ist die Grün- dung der Österreichisch-Amerikanischen Gesellschaft , bei deren Gründungsfestakt am 6. Jänner 1946 , an dem Bundeskanzler Figl und hohe Vertretern der alliierten Mächte teilnahmen , General Mark Clark in seiner Ansprache formulierte : „Amerika will mithelfen , daß Wien wieder erste Kunst- und Kulturhauptstadt Europas werde“. Clarks Rede wurde „mit tosendem Beifall“ bedankt , nach- dem er bekannt gegeben hatte , dass „die Reichskleinodien unter schärfster Bewachung wieder nach Wien gebracht und dem rechtmäßigem Eigentümer , dem österreichischen Staate , zurückgeben wor- den sind.“ Zit. nach : Akademische Rundschau. Organ der Öster reichischen Hochschülerschaft. Wochen- schrift für Wissenschaft , Kultur , Kunst und Wirtschaft ( unter Genehmigungs-Nummer 146 der Nachrichten kontrolle der Militärregierung veröffentlicht ), 1. Jg., 26. Jänner 1946 , Nr. 11 / 12 , 1. Der hier gepflegte Kulturaustausch beschränkte sich auf freundlich-ephemere Image- und Kontaktpflege , wie aus den Worten des ersten Präsidenten der Gesellschaft , Univ.-Prof. Dr. Otto Kauders , hervor- geht. Dieser stellte die „amerikanische Seele“ in den Mittelpunkt seiner Ausführungen und wies darauf hin , dass  – entgegen der Annahme der „Europäer im allgemeinen“  – die Bewohner des bis ins letzte industriali sierten und mechanisierten Erdteils „keine Marionetten , sondern Menschen mit Fleisch und Blut , mit einer Seele sind. [ … ] Und wer diese Seele kennt , kann Amerika verstehen , kann verstehen , warum es gerade auch Österreich solche Sympathie entgegenbringt“, denn „Gast- freundschaft und Hilfs bereitschaft“ sowie „Empfänglichkeit für alles Gute von außen“ seien sowohl Amerikanern als auch Öster reichern eigen. Zit. nach : ebd., 1. 1820 Universität Wien. Bericht über den Studienbetrieb an der Wiener Universität vom Sommer-Semester 1945 bis zum Sommer-Semester 1947. Erstattet von Prof. Dr. Ludwig Adamovich , Wien 1947 , 46. 1821 Ebd. 1822 Ebd., 47. 1823 Ebd., 48. Im Vorlesungsverzeichnis der Universität Wien wurden verstärkt Vorlesungen zur „Orien- tierung über die Bereiche aus Österreichs Natur , Geschichte und Kultur“ sowie über Geschichte und Kultur alliierter Länder angeboten. Ebd., 49.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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