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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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435 Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung rungspflichtig und derzeit vom Wiener Schuldienst enthoben sind. Diese Lehrpersonen  – es soll sich vorwiegend um jüngere handeln  – sollen sogar von den amtlichen Arbeitseinsatzstellen ausdrücklich von anderen Arbeiten befreit und zum Hochschulstudium freigegeben worden sein. Wenn die Mitteilungen den Tatsachen entsprechen , so würde sich der groteske Fall ergeben , dass solche Lehrpersonen , welche , trotzdem sie für den Staat nichts leisten , seit fast einem Jahr und bis auf weiteres aus öffentlichen Mitteln allmonatlich 150 ,- S beziehen , sozusagen als Staatsstipendisten besonders bevorzugter Art die Möglichkeit haben , akademische Grade zu erwerben und sich in höchstqualifizierten Berufen z. B. zum Arzt , Juristen , Ingenieur etc. auszubilden , um dann , wenn die Gesetze für sie als ehemalige Nationalsozialisten günstiger werden , derartige in die Gesellschaft führen de Berufe zu ergreifen , während ihre nichtnatio- nalsozialistischen Kolleg( inn )en Volksschullehrer( innen ) bleiben müssen und bei dem gegen- wärtigen Lehrermangel nicht einmal in die Lage kommen , zum Zweck ihrer Fortbildung auch nur den be schei densten Studienurlaub zu erhalten. Der Stadtschulrat für Wien gestattet sich , die Aufmerksamkeit des Bundes ministeri ums für Unterricht auf diesen Zustand zu lenken und zu bitten , durch geeignete Massnahmen hand- greifliche Bevorzugungen abzustellen.“1869 Als direkte Reaktion auf dieses Schreiben  – die dessen Inhalt fraglos bestätigte  – folgte am 1. Mai 1946 ein Beschluss des Aka demischen Senates , wonach ab sofort „die mit der Vorbegutachtung der Studieren den befassten Kommissionen anzuweisen“ waren , „jedem Inskriptions werber die Frage vorzulegen , ob er bereits in einem Beruf steht“ beziehungs- weise „etwa aus Gründen der Parteizugehörigkeit derzeit enthoben sei. Letzterenfalls wäre die Zulassung seitens Ew. Spektabilität [ der jeweilige Dekan , d. Verf. ] zu verweigern.“1870 Das Unterrichtsministerium sah sich jedoch erst im Dezember 1946  – durch alliierten Druck infolge der Ausschreitungen rund um die ersten ÖH-Wahlen  – per Erlass zu einer „neuerlichen Über prü fung der Studierenden nach strenge ren Grundsätzen“ genötigt , da die Vorfälle bei der Durchführung der Hoch schüler schaftswahlen „darauf hindeuten , dass die Ideolo gien des National sozia lismus noch nicht überall restlos ausgemerzt sind“;1871 damit wurden die Bestimmun gen für die Studenten schließlich deutlich strenger gehandhabt als etwa die für das Lehr personal an den Universitäten. 1869 UAW , Dekanatsakten , Phil. Fakultät , 1309–1945 / 46 , Z. I. 2722 / 46 , Hochschulstudium registrier pflichti- ger und vom Schuldienst enthobener Lehrpersonen , Schreiben des Stadtschulrats für Wien , Dr. Zech- ner , an Bundesministerium für Unterricht , Wien 21. März 1946. 1870 UAW , Dekanatsakten , Phil. Fakultät , 1309–1945 / 46 , GZ. 85–1945 / 46 , Schreiben des Rektors der Uni versität Wien ( Adamovich ) an „seine Spektabilität den Herrn Dekan der Philosophischen Fakultät“ ( Prof. Dempf ), 14. Mai 1946. 1871 Von nun an waren alle Belasteten und Minderbelasteten bis einschließlich 30. April 1950 vom Stu- dium auszuschließen. Erlass zur „Politischen Überprüfung der Hochschüler“ vom 6. Dezember 1946 , Z. 45. 675–III / 7. Verordnungsblatt für den Dienst bereich des Bundesministeriums für Unterricht , Jg. 1946 , Wien am 1. März 1946 , 3. Stück , 19.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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