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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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4. „The democratic way of life in Austria“ 494 botsgesetz-Novelle vom 16. November 1946 , die zwar verlautbart , aber nicht mehr durch- geführt wurde , hatten die Vertreter der drei Parteien vorgesehen , die bisherige individuelle Amnestie durch eine Gruppenamnestie zu ersetzen. Mit dem neuen Verbotsgesetz ging man nun davon ab , „Illegalität“ wie bisher quasi mit Hochverrat gleichzusetzen  – diese hatte nur mehr im Zusammenhang mit konkreten Straftaten Bedeutung  –, sondern machte zum Kriterium , ob Personen während der Zeit des Nationalsozialismus führende politische Funktionen in der NSDAP innegehabt hatten oder nicht.2148 Dabei wurden die Nationalsozialisten nun in zwei Gruppen unterteilt : zum einen die zu bestrafenden hohen Funktionäre der NS-Organisationen , die Offiziere der NS-Wehrverbände ( SA , NSKK , NSFK ), die Hoheitsträger der Partei sowie Mitglieder der SS , zum anderen die „Belasteten“ und „Minderbelasteten“  – „Parteianwärter“ waren ab sofort nicht mehr registrierungs pflichtig  –, die ab nun , je nach Grad ihrer Aktivität und In- volvierung , nicht mehr als straf- sondern als „sühnepflichtig“ galten.2149 Nach dreijähriger Bezahlung eines finanziellen Sühnebetrags konnten sich Minderbelastete jetzt freikaufen , und auch für Belastete galt  – je nach Grad ihrer Belastung  –, dass sie nach einer gewis- sen Zeit ( fünf oder mehr Jahre ), in der sie Gehalts- und Pensionskürzungen akzeptieren , Dienstverbote hin nehmen mussten und vom aktiven Wahlrecht ausgeschlossen waren , ihre Schuld tilgen konnten.2150 Entgegen der mit dem ‚Minderbelastetengesetz‘ erlassenen versöhnlichen Haltung ge- genüber Mitläufern kam es im universitären Bereich für die Studierenden allerdings zu  – temporären  – Verschärfungen. Vor dem Hintergrund der geschilderten Aus schrei tungen bei den Hochschüler schafts wahlen hatte der National rat im Rahmen des neuen Verbots- gesetzes begonnen , neben den Belasteten nun auch Minder belas te te fallweise und zeit- weilig vom Hochschulstudium auszu schließen. Diese gesetzliche Regelung wurde dann auf Drängen der russischen Vertreter im Alliierten Rat noch zusätzlich verschärft , indem Minderbelastete ab sofort ausnahmslos , und zwar bis zum 30. April 1950 ( § 17 , Abs. 3 ), vom Studium auszuschließen waren. Am 21. April 1947 wurde dem Alliierten Rat der Re-Screening-Endbericht schließlich vorgelegt , der nun auch die gewünschten Präzisierungen enthielt.2151 Unter den 680 Stu- NSG 1947 [ 2001 ]. Vgl. www.nachkriegsjustiz.at/service/gesetze/nsg1947.php [ Zugriff am 7. 1. 2011 ]. Si- ehe auch den Hinweis bei : Pfefferle / Pfefferle , Glimpflich entnazifiziert , a. a. O., 7 f. 2148 Stiefel , Entnazifizierung , a. a. O., 102. 2149 BGBl. Nr. 25 / 1947 , § 19. Bundesverfassungsgesetz vom 6. Februar 1947 über die Behandlung von Nati- onalsozialisten ( Nationalsozialistengesetz ). 2150 Stiefel , Entnazifizierung , a. a. O., 103 f. 2151 Wie wenig aufeinander abgestimmt und offenkundig heillos unkoordiniert im Zusammenhang der Über mittlung des genannten Endberichtes an den Alliierten Rat vorgegangen wurde , zeigt sich daran , dass das Unterrichtsministerium eine identische Fassung dieses Berichtes Ende Mai 1947 als „Ergän- zung“ zum Bericht des Bundeskanzleramtes vom 29. März 1947 dem Bundeskanzleramt zur Vorlage an den Alliierten Rat zugesandt hat. NARA II , RG 84 , ( 84 / 350 / 49 / 09 / 5 ), Box 12 [ Entry 2062 ]. Foreign
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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