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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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537 Longe Range Policy 1946 / 47  – Paradigmenwechsel im Juni 1946 von General Clay zu seinem persönlichen Berater in Entnazifizierungs fragen ernannt und mit einer Inspektions reise durch die US-Zone beauftragt :2279 eine Inspektion , die mit sachkundig-kritischem Blick durch geführt wurde , und deren Endbericht entspre- chend ernüchternde Resultate zu Tage förderte. Bereits im Mai hatte Dorn in einer Denk- schrift über die „antidemokratische Reaktion in Bayern“ geschrieben : „Nach einem Jahr intensiver Entmilitarisierung und Entnazifizierung , die keinen Zweig des deutschen Lebens ganz unberührt gelassen haben , gewinnen anti demo kratische und reakti- onäre Kräfte wieder an Stärke. Es kristallisiert sich eine neo nazistische , nationalistische und militärische Einstellung heraus. Das gilt besonders für Bayern , das konservativste Land der US-Zone [ … ]. Diese bayerische Reaktion drückt sich in einer ostentativen Sympathie für hinausgeworfene Nazis aus , in der notorischen Neigung , demokratische Institutionen , die ihr als fremd und korrum pie rend gelten , lächerlich zu machen [ … ]“.2280 Es war dann insbesondere die Unzufriedenheit oberster Beamter des State Depart ments an der US-Militärregierung in Deutschland ,2281 die schließlich zu einer Trend wende führte. So hatten Archibald MacLeish , Assistant Secretary of State for Public and Cultural Re- lations , seit langem intensiv mit Fragen der Reeducation befasst ,2282 Robert D. Murphy , Leiter des „Bureaus for German Affairs“ im State Department und weitere US-Bildungs- experten2283 neuerlich Kritik geäußert. Sie nahmen die unzureichende Aus stattung der 2279 OMGUS General Order No. 40 vom 10. Juni 1946 : „Organization of Denazification Responsi bilities“. In : OMGB Special Branch ( Ed. ), German Denazification Law and all Implemen tations and Ame- rican Directives , 1947 , D 7. Zit. nach : Walter L. Dorn , Inspektionsreisen in der US-Zone. Notizen , Denk schriften und Erinnerungen aus dem Nachlaß übersetzt und herausgegeben von Lutz Niethammer , (= Schriftenreihe der Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte Nr. 26 ), Stuttgart 1973 , 88. 2280 Dorn , Inspektionsreisen in der US-Zone , a. a. O., 79. 2281 Obwohl Österreich hier nicht eigens erwähnt wurde , kann keineswegs davon ausgegangen werden , dass die US-Militärregierung in Österreich von der Kritik ausgenommen wurde  – aus Sicht der mit Re orien- tierungs-Fragen befassten Abteilungen des War und State Department war die Besatzungszone in Österr- eich quasi nur eine spezifisch kleindimensionierte ‚Verlängerung‘ der Planungseinheit Deut sch land. 2282 Leish erstellte 1945 bspw. Listen hochkarätiger US-Bildungsexperten  – auf diesen befand sich auch der Name von Hermann B. Wells  –, die sich für „top jobs“ in der Reeducation eignen würden und war wiederholt Ansprechperson für zivile US-Beobachter und ihren Befürchtungen gegen über den ameri- kanischen Reeducation-Aktivitäten nach erfolgten Fact-Finding-Missions in Deutschland , wie in fol- gendem Beispiel : „Twelve years of their lives [ … ] have been dominated by Nazi ideology. Twelve years in which a democratic thought was a crime against the state. [ … ] It seems to me that we are allowing our selves to forget about the education [ … ] and do the re-education [ … ] of the German people.“ Ed- ward O. Hascall to Archibald Leish , UNESCO , 25. Februar 1946 , 1. Zit. nach : The U. S. Occupation of Germany : Educational Reform 1945–1949 , Micro film-Collection , a. a. O., 1-A-34. 2283 An der ( marginalen ) Überarbeitung des finalen Entwurftextes des „Longe Range Policy State ments“ waren Gordon Bowles , Leon Fuller und Eugene N. Anderson beteiligt. Vgl. Tent , Mission on the Rhine , a. a. O., 33.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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