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Geschichte
Nach 1918
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration - US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
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6. Endphase der Besatzung 652 planerstellung ) lange von jeder Reform verschont. Obwohl der Versuch , die bestehende Autonomie an Österreichs Universitäten formal noch weiter zu stärken , letztlich kein Er- folg beschieden war , gelang es einer Gruppe konservativer Hochschul professoren rund um Richard Meister als Vertreter der Rektorenkonferenz , mit dem im Juni 1955 erlassenen Hochschul organisationsgesetz die traditionelle Machtstellung der Professorenkollegien auf den gesamten Wissenschafts betrieb zu zementieren und damit die wissenschaftspoli- tische und gesellschaftliche Abschottung des Universitätssystem zu perpetuieren.2726 Das Hochschulorganisationsgesetz 1955 bestätigte , wie Thomas König konzise dargestellt hat , sowohl die „antiquierte Struktur der Fakultäten“ als auch den weitgehend intransparen- ten Modus der Professoren-Berufungen , bei dem das Ministerium nur in seltenen Fällen intervenierte : „Zumindest weltanschaulich heikle Berufungen dürften in der Regel oh- nehin bereits vorab mit Drimmel abgesprochen worden sein. [ … ] Gerade in der Phase der Hochschul expansion wurden daher weiterhin vor allem die hauseigenen Dozenten rekrutiert.“2727 Dass in Österreich jedenfalls eine ‚weiche‘ Form wissenschaftspolitischer „Amerikani- sierung“  – hier verstanden als akademische Dominanz und partielle Übernahme amerika- nischer Forschungs organisation und Wissenschaftskultur  – im Vergleich zu anderen Staa- ten erst spät Einzug hielt , dokumentiert unter anderem auch die inhaltliche und formale Gestaltung  – Fackelzug und „Damenprogramm“ inklusive  – des offiziellen Festberichtes der Universität Wien zur 600-Jahr-Feier im Jahr 1965 : An ihr nahmen erstaunlicher weise , trotz der geschilderten guten Kontakte zu den leitenden Offizieren der US-Militärver- waltung während der Besatzungs jahre , keine offiziellen Vertreter einer ameri kanischen Universität teil.2728 Die offizielle Festrede in der Wiener Stadthalle hielt dafür der Altphi- 2726 Siehe : Thomas König , Die Entstehung eines Gesetzes : Österreichische Hochschulpolitik in den 1950er- Jahren. In : Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften , 23. Jg., November 2012 , Heft 2 , 70 f. 2727 Ebd., 73. 2728 Persönliche Grußworte überbrachten die Rektoren und Dekane der Universitäten in Paris , Bologna , Ox- ford , München und Krakau. Wissenschaftliche Vorträge hielten , neben Wiener Wissen schaftern , Ver- treter der Universitäten Paris , Göttingen und Innsbruck. Glück wunsch adressen langten von folgenden amerikanischen Universitäten ein ( „L“ steht für Latein , „E“ für in Englisch gehaltene Grußadressen ): Ann Arbor ( E ), Austin ( L , E ), Baltimore ( E ), Berkeley ( E ), Bloomington ( E ), Boston ( L ), British-Co- lumbia ( E ), Harvard ( L , E ), Charlottesville ( L ), Chicago ( E ), Cincinnati ( E ), Massachusetts ( E ), Ohio ( E ), Detroit ( E ), Ithaca ( L ), Madison ( E ), Minneapolis ( E ), New Orleans ( E ), New York ( L ), Pasadena ( E ), Philadelphia E ), Princeton ( L ), Providence ( L ), St. Louis ( E ), Stanford ( E ). Von den insgesamt 188 Universitäten über brachten 96 ihre Grußworte ausschließlich in Lateinischer Sprache ( 51 % ), wo- bei sich nur 13 % der amerikanischen Universi täten für diese traditionelle Gepflogenheit entschieden ; die russischen und japanischen Glück wunsch adressen wurden aus den Landessprachen übersetzt. Vgl. Die Sechshundert jahrfeier der Universität Wien. Offizieller Festbericht im Selbstverlag der Universität Wien 1965 , Wien o. J. [ 1965 ]. Eröffnet wurden die Festivitäten am 9. Mai 1965 durch einen Fackel zug der Öster reichischen Hochschülerschaft , der in dem Band auch fotografisch doku mentiert ist.
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Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Zwischen geistiger Erneuerung und Restauration
Subtitle
US-amerikanische Planungen zur Entnazifizierung und demokratischen Reorientierung und die Nachkriegsrealität österreichischer Wissenschaft 1941-1955
Author
Christian H. Stifter
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
762
Keywords
US-Reorientierung, Amerika, USA, Besatzungszeit, Demokratisierung, Amerikanisierung, Entnazifizierung, Kalter Krieg, Österreich, Universität, Wissenschaft, Wien
Categories
Geschichte Nach 1918

Table of contents

  1. Vorbemerkung 11
  2. Einleitung 15
  3. 1. Images , Stereotype und Vorurteile – Herkunft und Veränderung der kulturellen Geringschätzung der USA in Europa seit dem 18. Jahrhundert 31
    1. Das Bild Amerikas aus europäischer Sicht bis Anfang der 1930er-Jahre 33
    2. Spiegelung : Anmerkungen zum Bild Deutschlands und Österreichs aus US-amerikanischer Sicht 66
    3. NS-Feindbild Amerika : Antiamerikanismus als Kampf gegen „Niggerkultur“, „Judenstaat“ und „westliche Demokratie“ 82
  4. 2. „ Education for Victory“ – US-Demokratisierungs-Konzepte und die zivilen Reeducation-Planungen für ein post-totalitäres Europa , 1941–1945 97
    1. „Education in Wartime“ – Nationalsozialismus als Fundamentalbedrohung der US-amerikanischen Zivilgesellschaft 99
    2. „Our Country’s Call to Service“ – konkrete Auswirkungen des Verteidigungs- und Abwehr-Diskurses 107
    3. Binnenamerikanische Reeducation : Stärkung nationaler Moral , Militarisierung des Bildungswesens und Bildungsreform 108
    4. Educational Reconstruction – Überlegungen und Konzepte 1942–1943 / 44 zur Demokratisierung nach Kriegsende 138
    5. „What to do with the mentally ill Germans ?“ Ursprünge , Entwicklung und Veränderungen der zivilen Reeducation-Konzepte , 1940–1944 157
    6. Exkurs : die österreichische Emigration in den USA – ein kultur- und bildungspolitisch folgenloses Kapitel für die Nachkriegsplanungen 175
    7. Spätphase der zivilgesellschaftlichen Überlegungen und Konzepte zur Reeducation und Reorientation 1943 / 44–1945 – langfristige Reorientierung als Paradigma 201
    8. Missing Link : Fehlende Umsetzung der Reorientierungs-Konzepte in die militärischen Planungen , 1943–1945 210
    9. „Takeover“ durch die U.S. Army : Wirrwarr und Kompetenzgerangel – Ausdünnung der Reorientation auf ‚unpolitische‘ Säuberungsmaßnahmen 210
    10. Randnotiz zu einem fehlgeschlagenen Experiment der US-Armee – POW-Camps zur Reeducation 228
    11. Zur Rolle Österreichs in der Reeducation-Planung der US-Militärstäbe 1943 / 44–1945 239
    12. Österreich – ein unklarer Planungsfaktor alliierter Politik bis 1944 / 45 239
    13. Militärisch-gremiale Detailplanung für Österreich – Administrationsunterlagen ohne Reorientation als Ergebnis 248
  5. 3. Beginn der US-Reorientierung nach 1945 – die Education Division als zentrale US-Militärbehörde 265
  6. 4. „ The democratic way of life in Austria“ – erste Umsetzungsphase bis zum Nationalsozialistengesetz 1947 : Zwischen Laissez Faire , strenger Observation und milder Beurteilung 277
    1. Kooperation statt Intervention und die Folgen für die Entnazifizierung im Bildungsbereich : das Fallbeispiel Universität 277
    2. Ausgangslage : Perspektive nötiger ‚Säuberungsmaßnahmen‘ 277
    3. Bestimmungen zur Entnazifizierung in US-Planungsdirektiven 288
    4. Die Ausgangssituation an den Universitäten im Frühjahr 1945 292
    5. Personalsäuberungen durch „Sonderkommissionen“ und deren Senate 318
    6. Entnazifizierung am Beispiel der Universität Wien 346
    7. Rückkehr unerwünscht ? – Maßnahmen zur Rückholung österreichischer WissenschafterInnen aus der Emigration 365
    8. Fallbeispiel : Ernst Karl Winter ( 1895–1959 ) 373
    9. Fallbeispiel : Hans Kelsen ( 1881–1973 ) 393
    10. Fallbeispiel : Felix Ehrenhaft ( 1879–1952 ) 404
    11. Wissenschaftspolitische Restauration und amerikanisch- österreichische Beziehungen. Ein Zwischenresümee 410
    12. Rahmenrichtlinien und Entnazifizierung der Studentenschaft an Österreichs Universitäten 427
    13. ÖH-Wahlen November 1946 : erste Großdemonstration gegen „nazistische Umtriebe“ in der Zweiten Republik und die Folgen 448
    14. Auswirkungen der Hochschulkrawalle : Turbulenzen im Alliierten Rat , Re-Screening der Studierenden und Lehrkräfte 477
    15. Turnaround in der Entnazifizierungspolitik – Kontroverse zwischen State Department und War Department 502
  7. 5. US-Reorientierungs-Planungen im Frühen Kalten Krieg : Zwischen Popularisierung des „American Way of Life“ und Psychologischer Kriegsführung , 1947–1950 517
    1. Longe Range Policy 1946 / 47 – Paradigmenwechsel : langfristige zivile Reorientierungs-Konzepte anstelle militärischer Kontrolle 517
    2. Elitenbildung über „Austauschprogramme“: zentrales Element der besatzungspolitisch auf gewer teten US-Reorientierung ab 1947 / 48 548
    3. Die ideologische Überformung der US-Reorientierung durch Propagandakampagnen des Kalten Krieges 562
    4. Cultural Exchange – Rahmenbedingungen der US-Kulturoffensive 562
    5. Reorientierung und psychologische Kriegsführung : „War of ideas“ – „Campaign of Truth“ – „Struggle for Minds“ 573
  8. 6. Endphase der Besatzung : Akademische Austauschprogramme und ihre Umsetzung in Österreich , 1950–1955 595
    1. Beginn der „U.S. Exchange“-Programme – Seltsamkeiten und Pannen 595
    2. Kurzer Exkurs : das Salzburg-Seminar – akademische Freiheit mit Hindernissen 609
    3. Umstrukturierung und Expansion : neuer Anlauf unter Supervision des U.S. Department of State 616
    4. Übernahme durch das State Department – Instrumentalisierung des „Exchange-Program“ als Teil der psychologischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion 625
    5. ‚Phasing out‘ – zivile Verwaltung und Beginn der Normalisierung 638
    6. Schlussbemerkung 655
    7. Quellenverzeichnis 665
    8. Literaturverzeichnis 673
    9. Verzeichnis der Abkürzungen 735
    10. Personenverzeichnis 741
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