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Von der Radioaktivitäts- zur Atomzertrümmerungsforschung,
1919–1932150
Pettersson wandte sich daher zunächst an Stiftungen und private Mäzene in seiner
Heimat. Bis 1925 warb er in Schweden insgesamt 26.900 schwedische Kronen, etwa
7.000 US-Dollar, ein.278 Bis 1933 erreichte die Fördersumme einen Betrag von 50.000
schwedischen Kronen.279 Das Geld deckte jedoch noch immer nicht alle laufenden
Kosten für die Atomzertrümmerungsforschung. Im Sommer 1924 wandte sich Petters-
son deshalb an Irving Langmuir, den Direktor des Forschungslaboratoriums der Gene-
ral Electric Company, um die Chancen für eine finanzielle Unterstützung aus den USA
auszuloten.280 Langmuir, dessen Unternehmen das Vorhaben – »excellent as it is« –
nicht fördern konnte oder wollte, leitete das Ansuchen an das erst kurz zuvor gegrün-
dete IEB weiter.281
Petterssons Chancen, durch das IEB gefördert zu werden, standen nicht schlecht,
passte er doch in mehrfacher Hinsicht in das Förderprofil der Stiftung. Zum einen
entsprach Pettersson den Vorstellungen der Unterhändler des IEB : sein Arbeitspro-
gramm war ambitioniert, er trat dynamisch auf, war rastlos und jung oder zumindest
jung geblieben. Zum anderen erhofften sich die New Yorker von dem charismatisch
auftretenden schwedischen Physiker einen »stimulierenden Effekt« auf die Wiener
Forschungslandschaft.282 1925 erhielt Pettersson ein grant-in-aid, welches ihm einen
zweijährigen Aufenthalt in Wien ermöglichte.283 Die Erwartungen des IEB wurden
nicht enttäuscht. Bis 1928 wuchs die Gruppe der Atomzertrümmerer, wie sie sich
selbst nannten, auf 15 Personen an. Davon stammte die Mehrzahl aus Österreich,
doch auch Bulgaren, Ungarn, Deutsche, Schweden und Amerikaner beteiligten sich an
der Atomzertrümmerungsforschung. Ihre Arbeit fand nicht nur am Institut für Radi-
umforschung statt, sondern schloss das II. Physikalische Institut und einen Gutteil des
I. Physikalischen Instituts mit ein.284
zertrümmerungsarbeiten. Vgl. ÖStA, AVA, Ministerium für Kultus und Unterricht 1848–1940, F
867/4G : Universität Wien, 2. Phys. Inst., Arbeiten des Privatdoz. Dr. Kirsch, Förderung ; ebd : Stetter an
Bundesministerium für Unterricht vom 11.1.1926.
278 Vgl. AÖAW, FE-Akten, IR, NL Meyer, K 17, Fiche 267 : Hans Pettersson, Geldspenden aus Schweden
für Atomzertrümmerung vom 22.10.1927. Die Spenden stammten von Kungliga och Hvitfeltska Sti-
pendieinrättningen, Stiftelsen Lars Hiertas Minne, Längmanska Kulturfonden, Kungliga Vetenskapsaka-
demien und von dem Privatmann Gustaf Werner. Vgl. Pettersson/Kirsch 1926, VII.
279 Vgl. ÖStA, AVA, Ministerium für Kultus und Unterricht 1848–1940, F 868/4G : Hans Pettersson, Pro
Memoria vom 5.7.1934.
280 Vgl. RAC, IEB, Series 1.2, Box 25, Folder 360 : Pettersson an Langmuir vom 4.6.1924.
281 RAC, IEB, Series 1.2, Box 25, Folder 360 : Langmuir an Rose vom 13.10.1924. General Electric för-
derte Forschungsprojekte im Deutschen Reich, Großbritannien und Frankreich.
282 RAC, IEB, Series 1.3, Box 56, Folder 923 : Trowbridge an Lund vom 14.5.1926.
283 Vgl. RAC, IEB, Series 1, Subseries 1, Box 24, Folder 341 : Memorandum of miscellaneous
– Professor
Augustus Trowbridge vom 29.1.1925.
284 Vgl. RAC, IEB, Series 1.3, Box 56, Folder 923 : Hans Pettersson, Report vom April 1928.
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Kerne, Kooperation und Konkurrenz
Kernforschung in Österreich im internationalen Kontext (1900–1950)
- Title
- Kerne, Kooperation und Konkurrenz
- Subtitle
- Kernforschung in Österreich im internationalen Kontext (1900–1950)
- Author
- Silke Fengler
- Editor
- Carola Sachse
- Mitchell G. Ash
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2014
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-79512-4
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 380
- Keywords
- Institute for Radium Research, nuclear research in Austria, History of science, National Socialism, The Cold War --- Radiuminstitut, Kernforschung in Österreich, Wissenschaftsgeschichte, Nationalsozialismus, Wissenschaftskooperation, Kalter Krieg
- Categories
- Naturwissenschaften Chemie
- Naturwissenschaften Physik
Table of contents
- 1. Kernforschung in Österreich im Spannungsfeld von internationalerKooperation und Konkurrenz 9
- 2. Österreich-Ungarn und die internationale Radioaktivitätsforschung, 1899–1918 30
- 3. Von der Radioaktivitäts- zur Atomzertrümmerungsforschung, 1919–1932 93
- 3.1 Die Naturwissenschaften in Österreich nach 1918 94
- 3.2 Das regionale Netzwerk festigt sich 97
- 3.3 Das Zentrum (re-)formiert sich 109
- 3.4 Das Zentrum in Aktion : Atomzertrümmerungsforschung als internationales Projekt 140
- 3.5 Die Anfänge der Atomzertrümmerungsforschung als Geschäft der Reichen 176
- 4. Kernforschung in Österreich, 1932–1938 178
- 4.1 Das Zentrum behauptet sich 179
- 4.1.1 Neue Standards für die Internationale Radiumstandard- Kommission 179
- 4.1.2 Neue Mitglieder für die Internationale Radiumstandard- Kommission 182
- 4.1.3 Der Ruf nach höchsten Spannungen in der internationalen Kernphysik 185
- 4.1.4 Die Wiener Reaktionen 190
- 4.1.5 Das Polonium-Netzwerk im Dienst der Neutronenforschung 193
- 4.1.6 Höhenstrahlungsforschung zwischen Peripherie und Zentrum 200
- 4.2 Das Zentrum verliert den Anschluss 206
- 4.3 Kernforschung in Österreich als nationales Projekt 226
- 4.4 Wüstentrockenheit auf dem Gebiet der Atomzertrümmerung 234
- 4.1 Das Zentrum behauptet sich 179
- 5. Kernforschung im Kontext des »Dritten Reiches«, 1938–1945 236
- 6. Kernforschung für die Alliierten – ein Epilog 307
- 7. Schluss 322
- 8. Anhang 334
- Abkürzungsverzeichnis 334
- Verzeichnis der benutzten Archivbestände 336
- Literaturverzeichnis 340
- Personenregister 369