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Katalog viel zu streng sei.84 Überhaupt dürfte es einmal mehr problematisch
gewesen sein, bereits verbreitete Schriften aus dem Verkehr zu ziehen.
Daneben war die wichtigste Aufgabe aber gewiss die, Neuerscheinungen aus
dem Ausland bzw. die Produktion der lombardo-venetischen Verlage selbst zu
kontrollieren. Da in einer ersten Phase viele der Mitarbeiter der vormaligen
Direzione generale della Stampa e Libreria übernommen wurden, überrascht es
wohl kaum, dass auch in dieser Hinsicht mehrere Beschwerden und Probleme
auftraten, bis die Organisierung der Zensur „nach österreichischen Grundsät-
zen“85 1816 endlich formal abgeschlossen war. Mailand hatte mit dem „Piano
Generale di Censura“ (PGC) für die lombardischen Provinzen vom April 1816
etwas Verspätung, denn in Venedig gab es eine ausführliche gesetzliche Grund-
lage für die Zensurausübung schon früher, nämlich ab Juni 1815. Dabei ent-
spricht der PGC von Mailand mit wenigen kleinen Abweichungen dem von
Venedig.86 Beide gehen in den Grundzügen auf die Zensurvorschrift von 1810
zurück (siehe Anhang), von deren 22
Paragraphen sich ein großer Teil im PGC
(§
13–28) praktisch wörtlich übersetzt wiederfindet. Dazwischen eingeschoben,
gibt es aber auch sehr spezifische Anweisungen zu zensurwürdigen Inhalten, die
es verdienen, ausführlich zitiert zu werden:
19. Le stesse cautele dovranno praticarsi rispetto a quelle opere che contengono dis-
cussioni sugli affari e rapporti politici dei differenti Stati, o che per qualsisia ragione
potessero dispiacere ad una Potenza estera, o compromettere la politica dell’austriaco
Governo.
(Dieselben Vorkehrungen [d.
h. Vorsicht walten zu lassen, damit nicht die gestattete
Freiheit zum Missbrauch führe, Anm. D. S.] müssen auch bezüglich jener Werke
getroffen werden, die Abhandlungen über Angelegenheiten und politische Verbin-
dungen verschiedener Staaten enthalten, oder die aus irgendwelchen Gründen frem-
den Machthabern missfallen oder die Politik der österreichischen Regierung kom-
promittieren könnten.)
20. I libri teologici che riguardano i limiti della podestà spirituale e secolare sono una
materia assai delicata, ed esigono una fondata cognizione del gius pubblico, ecclesi-
84 ASM, AdG, Studi p. m. 74, No. 1867; 31.7.1816.
85 So Hager an Bellegarde vom 30.10.1814 (ASM, Presidenza di Governo 7)
86 „Piano generale di Censura per le Provincie Venete“, approbiert am 8.3.1815 und gültig mit
1. Juni; abgedruckt in: Collezione di leggi e regolamenti pubblicati dall’Imp. Regio Governo
delle Provincie Venete. Vol. II, Pt. II. Venezia: Andreola 1815, S. 234–291. Wir zitieren in der
Folge aus dem Mailänder Exemplar des Druckes von 1841 (ASM, AdG, Studi p. m. 75), von
dem in Kürze eine digitale Fassung unter dem URL http://univie.ac.at/zensur (zuletzt abgeru-
fen am 03.03.2017) zur Verfügung stehen wird.
4.2. Daniel Syrovy:Die italienischsprachigen Gebiete der Habsburgermonarchie (1768–1848) 223
Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
- Title
- Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
- Author
- Norbert Bachleitner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien - Köln - Weimar
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20502-9
- Size
- 15.8 x 24.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Censorship, Austria, Habsburg monarchy, 18th and 19th century, Zensur, Österreich, Habsburgermonarchie, Geschichte, 18. und 19. Jahrhundert, Literatur
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- VORBEMERKUNGEN 11
- 1. EINLEITUNG 15
- 2. IM DIENST DER AUFKLÄRUNG: DIE ZENSUR ZWISCHEN 1751 UND 1791 41
- 2.1. Die Vorgeschichte: Zensur in der Frühen Neuzeit 41
- 2.2. Die maria-theresianische Zensurkommission 49
- 2.3. Die josephinisch-leopoldinische Epoche 58
- 2.4. Kommentierte Statistik der Verbotstätigkeit 1754–1791 73
- 2.4.1. Verbote 1754–1791 73
- 2.4.2. Verbote 1754–1780, gegliedert nach Sprachen 78
- 2.4.3. Meistverbotene Autoren 1754–1780 79
- 2.4.4. Verbote 1783–1791, gegliedert nach Sprachen 82
- 2.4.5. Meistverbotene Autoren 1783–1791 84
- 2.4.6. Verbote 1754–1791, gegliedert nach Disziplinen bzw. Gattungen 85
- 2.4.7. Meistverbotene Verlage 1754–1791 87
- 2.4.8. Häufigste Verlagsorte 1754–1791 91
- 3. DIE ZENSUR ALS INSTRUMENT DER REPRESSION: DIE ÄRA NAPOLEONS UND DER VORMÄRZ (1792–1848) 93
- 3.1. Zwischen Französischer Revolution und Studentenunruhen: Die Zensur von 1792 bis 1820 94
- 3.1.1. Die Etablierung des polizeilichen Zensursystems 94
- 3.1.2. Die Zensoren 96
- 3.1.3. Die Aktion der Rezensurierung 1803–1805 101
- 3.1.4. Die Jahre der napoleonischen Besatzung und die Zensurvorschrift von 1810 105
- 3.1.5. Die Zensurgutachten: Beispiele aus den Jahren 1810/11 108
- 3.1.6. Die Bücherrevisionsämter 114
- 3.1.7. Die Staatskanzlei 121
- 3.2. Die Zensur im Vormärz (1821–1848) 124
- 3.3. Kommentierte Statistik der Verbotstätigkeit 1792–1848 146
- 3.3.1. Verbote und Zulassungen 1792–1820 148
- 3.3.2. Verbote 1792–1820, gegliedert nach Sprachen 151
- 3.3.3. Meistverbotene Autoren 1792–1820 153
- 3.3.4. Verbote und Zulassungen 1821–1848 157
- 3.3.5. Verbote 1821–1848, gegliedert nach Sprachen 163
- 3.3.6. Meistverbotene Autoren 1821–1848 166
- 3.3.7. Verbote 1792–1848, gegliedert nach Disziplinen bzw. Gattungen 169
- 3.3.8. Meistverbotene Verlage 1792–1848 171
- 3.3.9. Meistverbotene französische Verlage 1792–1848 186
- 3.3.10. Häufigste Verlagsorte 1792–1848 188
- 3.1. Zwischen Französischer Revolution und Studentenunruhen: Die Zensur von 1792 bis 1820 94
- 4. EIN BLICK IN DIE LÄNDER 193
- 4.1. Petr Píša/Michael Wögerbauer: Das Königreich Böhmen (1750–1848) 193
- 4.1.1. Die böhmischen Zensurkommissionen und ihre Zusammensetzung 193
- 4.1.2. Das Nebeneinander der Zensurinstanzen 196
- 4.1.3. Die gescheiterte Zentralisierung (1781–1791) 200
- 4.1.4. Die langsame Professionalisierung und Zentralisierung des Zensurapparats unter Franz II./I 203
- 4.1.5. Prag und Wien im Spannungsfeld der Kompetenzstreitigkeiten 206
- 4.1.6. Die Struktur der Zensur in Böhmen seit 1810 208
- 4.1.7. Unter der Lupe – Analyse der Gutachten 211
- 4.1.8. Probleme der Zensur in den Provinzen – der Fall Böhmen 214
- 4.2. Daniel Syrovy: Die italienischsprachigen Gebiete der Habsburgermonarchie (1768–1848) 216
- 4.1. Petr Píša/Michael Wögerbauer: Das Königreich Böhmen (1750–1848) 193
- 5. DIE THEATERZENSUR 239
- 6. FALLSTUDIEN 259
- 6.1. Periodika 259
- 6.2. Chroniques scandaleuses 269
- 6.3. Die Motive ,Teufel‘ und ,Selbstmord‘ in der verbotenen Literatur 281
- 6.4. Die deutsche Klassik 296
- 6.5. Die Romantiker 321
- 6.6. Historische Romane am Beispiel von Walter Scott 336
- 6.7. Französische und anglo-amerikanische Romanliteratur der 1840er Jahre 347
- 6.8. Geschichtsepik 359
- 6.9. Französische Theaterstücke aus dem Zeitraum 1830–1848 374
- 6.10. Englische Theaterstücke 389
- 7. AUSBLICK 407
- ANHANG 411
- 1. Zensurprotokolle 411
- 2. Verordnungen, Zensur-Richtlinien, Berichte 416
- Mandat betreffend „Sectischer Bücher-Verbott“, ausgegeben von Erzherzog Ferdinand I. von Österreich am 12.3.1523 416
- „Kurze Nachricht von Einrichtung der hiesigen Hofbüchercommission“ vom Februar 1762 418
- Pro Memoria des Professoris Sonnenfels Die Einrichtung der Theatral Censur bet[treffend] [Resolution von Joseph II., vom 15. März 1770] 419
- Gerard van Swieten: Quelques remarques sur la censure des livres (14. Februar 1772) 421
- Zensurverordnung Josephs II., ausgegeben am 1. Juni 1781 427
- Hofdekret vom 20., kundgemacht in Mähren den 28., in Innerösterreich den 30. Jäner, in Gallizien den 3. Februar 1790 431
- Denkschrift Franz Karl Hägelins, gedacht als Leitfaden für die Theaterzensur in Ungarn (1795) 438
- Zensur-Vorschrift vom 12. September 1803. Anleitung für Zensoren nach den bestehenden Verordnungen 462
- Instruktion für die Theaterkommissäre in den Vorstädten von Wien, 5. Dezember 1803 470
- Vorschrift für die Leitung des Censurwesens und für das Benehmen der Censoren, in Folge a. h. Entschließung vom 14. September 1810 erlaßen 474
- ABBILDUNGSVERZEICHNIS 479
- BIBLIOGRAPHIE 480
- REGISTER 510