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schiffes erzählt, das in den Jahren 1798/99 vor Elba und der italienischen Küste
die Feinde reihenweise zum Narren hält. Diese Feinde sind zuvorderst die Eng-
länder, aber auch Österreich kommt nicht ganz ungeschoren davon. Ein Gutteil
des Geschehens spielt sich in Porto Ferrajo auf Elba ab, einem „Hafen Seiner
Kaiserlich Königlichen Hoheit“.323 Unter den von dem Kaperkapitän Raoul Über-
tölpelten befinden sich auch der Podesta von Porto Ferrajo und der Vize-Statt-
halter von Elba, somit im weiteren Sinn österreichische Beamten. Obwohl die
Heldentaten des Franzosen also auch zum Nachteil Österreichs gereichen, hät-
ten seine militärischen Unternehmungen allein wohl kaum ein Verbot des Ro-
mans nach sich gezogen. Aber Raoul ist ein erklärter Freidenker, der sich wie-
derholt abfällig über die katholische Kirche und ihre Vertreter äußert. Über den
Papst etwa lässt er Folgendes verlauten:
Ich fand in ihm einen friedlichen, ehrwürdigen, und, wie ich fest glaube, guten alten
Mann […]; aber nur einen Mann. Ich konnte keine Unfehlbarkeit an ihm gewahr
werden; aber eine Schaar schurkischer Kardinäle und anderer Unheilstifter, welche
eher im Stande schienen, die Christenheit in Zank und Hader zu bringen, als sie für
den Himmel vorzubereiten, umgaben seinen Thron.324
Ein Gegengewicht bildet die fromme Geliebte des Kapitäns, die ihn erfolglos für
den Glauben zu gewinnen trachtet, obwohl sie ihre Zustimmung zu einer Ver-
bindung mit ihm an seine Bekehrung knüpft. Dieses Hindernis gibt Raoul Anlass,
über die Geistlichkeit herzuziehen:
Peste! diese Geistlichen sind wahre Geißeln, welche geschickt worden sind, den Men-
schen in jeder Gestalt zu quälen. Sie schärfen schwere Lehren in der Jugend ein, pre-
digen Enthaltsamkeit in der Jugend, und machen uns abergläubisch und einfältig im
Alter. Ich wundere mich nicht, daß meine wackern Landsleute sie aus Frankreich
gejagt haben. Sie thaten nichts als gleich Heuschrecken fressen und die Reize der
Schöpfung verunstalten.325
Kräftig unterstützt wird Raoul in seiner Religionskritik von seinem Freund und
Mitstreiter Ithuel Bolt, einem amerikanischen Abenteurer, eingefleischten Repu-
blikaner und Protestanten. Freimütig gibt dieser Auskunft über die in Amerika
herrschende Ansicht über die katholischen Riten: „Seht Signore, – wir nennen
323 James Fenimore Cooper: Das Irrlicht oder der Kaper. Aus dem Englischen übersetzt. 2 Teile.
(Sämmtliche Werke, Bd. 184–189) Frankfurt/Main: Sauerländer 1843, hier Teil 1, S. 27. Auf
der Verbotsliste stand diese Übersetzung des Romans.
324 Ebd., Teil 1, S. 160.
325 Ebd., Teil 2, S. 275.
Open Access © 2017 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
354 6. Fallstudien
Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
- Title
- Die literarische Zensur in Österreich von 1751 bis 1848
- Author
- Norbert Bachleitner
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien - Köln - Weimar
- Date
- 2017
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20502-9
- Size
- 15.8 x 24.0 cm
- Pages
- 532
- Keywords
- Censorship, Austria, Habsburg monarchy, 18th and 19th century, Zensur, Österreich, Habsburgermonarchie, Geschichte, 18. und 19. Jahrhundert, Literatur
- Categories
- Geschichte Vor 1918
Table of contents
- VORBEMERKUNGEN 11
- 1. EINLEITUNG 15
- 2. IM DIENST DER AUFKLÄRUNG: DIE ZENSUR ZWISCHEN 1751 UND 1791 41
- 2.1. Die Vorgeschichte: Zensur in der Frühen Neuzeit 41
- 2.2. Die maria-theresianische Zensurkommission 49
- 2.3. Die josephinisch-leopoldinische Epoche 58
- 2.4. Kommentierte Statistik der Verbotstätigkeit 1754–1791 73
- 2.4.1. Verbote 1754–1791 73
- 2.4.2. Verbote 1754–1780, gegliedert nach Sprachen 78
- 2.4.3. Meistverbotene Autoren 1754–1780 79
- 2.4.4. Verbote 1783–1791, gegliedert nach Sprachen 82
- 2.4.5. Meistverbotene Autoren 1783–1791 84
- 2.4.6. Verbote 1754–1791, gegliedert nach Disziplinen bzw. Gattungen 85
- 2.4.7. Meistverbotene Verlage 1754–1791 87
- 2.4.8. Häufigste Verlagsorte 1754–1791 91
- 3. DIE ZENSUR ALS INSTRUMENT DER REPRESSION: DIE ÄRA NAPOLEONS UND DER VORMÄRZ (1792–1848) 93
- 3.1. Zwischen Französischer Revolution und Studentenunruhen: Die Zensur von 1792 bis 1820 94
- 3.1.1. Die Etablierung des polizeilichen Zensursystems 94
- 3.1.2. Die Zensoren 96
- 3.1.3. Die Aktion der Rezensurierung 1803–1805 101
- 3.1.4. Die Jahre der napoleonischen Besatzung und die Zensurvorschrift von 1810 105
- 3.1.5. Die Zensurgutachten: Beispiele aus den Jahren 1810/11 108
- 3.1.6. Die Bücherrevisionsämter 114
- 3.1.7. Die Staatskanzlei 121
- 3.2. Die Zensur im Vormärz (1821–1848) 124
- 3.3. Kommentierte Statistik der Verbotstätigkeit 1792–1848 146
- 3.3.1. Verbote und Zulassungen 1792–1820 148
- 3.3.2. Verbote 1792–1820, gegliedert nach Sprachen 151
- 3.3.3. Meistverbotene Autoren 1792–1820 153
- 3.3.4. Verbote und Zulassungen 1821–1848 157
- 3.3.5. Verbote 1821–1848, gegliedert nach Sprachen 163
- 3.3.6. Meistverbotene Autoren 1821–1848 166
- 3.3.7. Verbote 1792–1848, gegliedert nach Disziplinen bzw. Gattungen 169
- 3.3.8. Meistverbotene Verlage 1792–1848 171
- 3.3.9. Meistverbotene französische Verlage 1792–1848 186
- 3.3.10. Häufigste Verlagsorte 1792–1848 188
- 3.1. Zwischen Französischer Revolution und Studentenunruhen: Die Zensur von 1792 bis 1820 94
- 4. EIN BLICK IN DIE LÄNDER 193
- 4.1. Petr Píša/Michael Wögerbauer: Das Königreich Böhmen (1750–1848) 193
- 4.1.1. Die böhmischen Zensurkommissionen und ihre Zusammensetzung 193
- 4.1.2. Das Nebeneinander der Zensurinstanzen 196
- 4.1.3. Die gescheiterte Zentralisierung (1781–1791) 200
- 4.1.4. Die langsame Professionalisierung und Zentralisierung des Zensurapparats unter Franz II./I 203
- 4.1.5. Prag und Wien im Spannungsfeld der Kompetenzstreitigkeiten 206
- 4.1.6. Die Struktur der Zensur in Böhmen seit 1810 208
- 4.1.7. Unter der Lupe – Analyse der Gutachten 211
- 4.1.8. Probleme der Zensur in den Provinzen – der Fall Böhmen 214
- 4.2. Daniel Syrovy: Die italienischsprachigen Gebiete der Habsburgermonarchie (1768–1848) 216
- 4.1. Petr Píša/Michael Wögerbauer: Das Königreich Böhmen (1750–1848) 193
- 5. DIE THEATERZENSUR 239
- 6. FALLSTUDIEN 259
- 6.1. Periodika 259
- 6.2. Chroniques scandaleuses 269
- 6.3. Die Motive ,Teufel‘ und ,Selbstmord‘ in der verbotenen Literatur 281
- 6.4. Die deutsche Klassik 296
- 6.5. Die Romantiker 321
- 6.6. Historische Romane am Beispiel von Walter Scott 336
- 6.7. Französische und anglo-amerikanische Romanliteratur der 1840er Jahre 347
- 6.8. Geschichtsepik 359
- 6.9. Französische Theaterstücke aus dem Zeitraum 1830–1848 374
- 6.10. Englische Theaterstücke 389
- 7. AUSBLICK 407
- ANHANG 411
- 1. Zensurprotokolle 411
- 2. Verordnungen, Zensur-Richtlinien, Berichte 416
- Mandat betreffend „Sectischer Bücher-Verbott“, ausgegeben von Erzherzog Ferdinand I. von Österreich am 12.3.1523 416
- „Kurze Nachricht von Einrichtung der hiesigen Hofbüchercommission“ vom Februar 1762 418
- Pro Memoria des Professoris Sonnenfels Die Einrichtung der Theatral Censur bet[treffend] [Resolution von Joseph II., vom 15. März 1770] 419
- Gerard van Swieten: Quelques remarques sur la censure des livres (14. Februar 1772) 421
- Zensurverordnung Josephs II., ausgegeben am 1. Juni 1781 427
- Hofdekret vom 20., kundgemacht in Mähren den 28., in Innerösterreich den 30. Jäner, in Gallizien den 3. Februar 1790 431
- Denkschrift Franz Karl Hägelins, gedacht als Leitfaden für die Theaterzensur in Ungarn (1795) 438
- Zensur-Vorschrift vom 12. September 1803. Anleitung für Zensoren nach den bestehenden Verordnungen 462
- Instruktion für die Theaterkommissäre in den Vorstädten von Wien, 5. Dezember 1803 470
- Vorschrift für die Leitung des Censurwesens und für das Benehmen der Censoren, in Folge a. h. Entschließung vom 14. September 1810 erlaßen 474
- ABBILDUNGSVERZEICHNIS 479
- BIBLIOGRAPHIE 480
- REGISTER 510